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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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de Trenme, welche den Printzen sehr freundlich empfingen, der
Duc auch nach allerhand indifferenten Discoursen, uns allerseits
nächster Tage ein bey ihm einzunehmendes Mittags-Eßen
ankündigte. Der Comtesse de Treme Bruder Comte de Montmorency,
der Comte de Clairemont - Tonnere Colonel eines frantzösischen Regie-
ments
, Madame la Presidente de G[unleserliches Material]uebrian mit ihrem letzt verheirateten
Sohn und Schwieger-Tochter, nebst verschiedenen andern waren auch gegen-
wärtig. Nach einer halben Stund fuhr der Printz wider nach Hau-
se, wir aber entretenirten uns mit dem Duc sehr umständlich
über die Materie von dem in Franckreich üblichen sehr frühzeitigen
Heirathen, da, wie er erzehlete, die meisten gens de qualite männlichen
Geschlechts im 14den und weiblichen Geschlechts in noch geringern Jahren
zusammen gegeben würden, und noch keinen reiffen Verstand hätten,
ihren Sachen vorzustehen, auch zu etourdis wären, guten Rath anzu-
nehmen, und sich dabey meistentheils in die abscheulichsten debauchen
stürtzten. Er berührte bey dieser Materie so gar sein eignes Exem-
pel, und bedauerte als sein gröstes Unglück, daß es ihm eben so ergangen.
Von welchem Ergehen die Histoire anecdote hier nicht beygefüget
werden kan. Bey unserm Abschiede bedanckte er sich ungemein höflich,
daß Illustrissimus ihm die Bekanntschaft dero Anverwandtens des Printzen
procuriren wollen, und offerirte sein Haus und gantzes Vermögen
nochmals zu Diensten. Den Uberrest des Abends passirten wir
bey dem ehemals schon gedachten Monsieur de [unleserliches Material]Verneuil, der uns auch an
seine Frau praesentirte. Wir funden bey ihm den Venetianischen
Ambassadeur
und den Schwedischen Minister von Flemming, welche aber
bald Abschied nahmen. Monsieur de [unleserliches Material]Verneuil entschuldigte zuförderst,
daß er Illustrissimo noch nicht die Revisite gegeben, u. kam hiernächst
abermal auf die Praesentation des Printzen von Schwartzburg zu
sprechen, schien auch gleichsam eine apologie zu machen, daß
er denselben nicht, gleich dem Erb-Printzen von Darmstadt, im Cabinet
praesentiren könne. Seine Haupt-Gründe waren 1) daß das Haus Schwartz-
burg noch kein votum virile auf dem Reichs-Tage habe 2) daß der
Neven des Fürsten von Lichtenstein, welches Haus doch ein votum vi-
rile führe, ebenfals nicht im Cabinet praesentiret worden, 3.) daß
es denen beyden jüngern Printzen von Darmstadt allzu nahe gehen
würde, wenn man den Printzen von Schwartzburg vor ihnen
distinguirete. La Souverainite, fuhr er fort, ne decide rien. Le prince
de Schwartzbourg
n'est pas plus souverain chez lui, que le Comte Reuss.
Wir bestärckten ihn darinn, versicherten aber, daß der Printz von Schwartz-
burg
auch weiter nichts als die ordinaire Praesentation begehret habe und
damit content sey. (wie denn, um eine abschlägliche Antwort zu ver-
meiden, der Brief, welchen Herr von Hertenberg diesertagen an Monsieur [unleserliches Material]Verneuil

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de Trẽme, welche den Printzen sehr freundlich empfingen, der
Duc auch nach allerhand indifferenten Discoursen, uns allerseits
nächster Tage ein bey ihm einzunehmendes Mittags-Eßen
ankündigte. Der Comtesse de Trême Bruder Comte de Montmorency,
der Comte de ClairemontTonnére Colonel eines frantzösischen Regie-
ments
, Madame la Presidente de G[unleserliches Material]uebrian mit ihrem letzt verheirateten
Sohn und Schwieger-Tochter, nebst verschiedenen andern waren auch gegen-
wärtig. Nach einer halben Stund fuhr der Printz wider nach Hau-
se, wir aber entretenirten uns mit dem Duc sehr umständlich
über die Materie von dem in Franckreich üblichen sehr frühzeitigen
Heirathen, da, wie er erzehlete, die meisten gens de qualité männlichen
Geschlechts im 14den und weiblichen Geschlechts in noch geringern Jahren
zusammen gegeben würden, und noch keinen reiffen Verstand hätten,
ihren Sachen vorzustehen, auch zu etourdis wären, guten Rath anzu-
nehmen, und sich dabey meistentheils in die abscheulichsten debauchen
stürtzten. Er berührte bey dieser Materie so gar sein eignes Exem-
pel, und bedauerte als sein gröstes Unglück, daß es ihm eben so ergangen.
Von welchem Ergehen die Histoire anecdote hier nicht beygefüget
werden kan. Bey unserm Abschiede bedanckte er sich ungemein höflich,
daß Illustrissimus ihm die Bekanntschaft dero Anverwandtens des Printzen
procuriren wollen, und offerirte sein Haus und gantzes Vermögen
nochmals zu Diensten. Den Uberrest des Abends passirten wir
bey dem ehemals schon gedachten Monsieur de [unleserliches Material]Verneuil, der uns auch an
seine Frau praesentirte. Wir funden bey ihm den Venetianischen
Ambassadeur
und den Schwedischen Minister von Flemming, welche aber
bald Abschied nahmen. Monsieur de [unleserliches Material]Verneuil entschuldigte zuförderst,
daß er Illustrissimo noch nicht die Revisite gegeben, u. kam hiernächst
abermal auf die Praesentation des Printzen von Schwartzburg zu
sprechen, schien auch gleichsam eine apologie zu machen, daß
er denselben nicht, gleich dem Erb-Printzen von Darmstadt, im Cabinet
praesentiren könne. Seine Haupt-Gründe waren 1) daß das Haus Schwartz-
burg noch kein votum virile auf dem Reichs-Tage habe 2) daß der
Neven des Fürsten von Lichtenstein, welches Haus doch ein votum vi-
rile führe, ebenfals nicht im Cabinet praesentiret worden, 3.) daß
es denen beyden jüngern Printzen von Darmstadt allzu nahe gehen
würde, wenn man den Printzen von Schwartzburg vor ihnen
distinguirete. La Souverainité, fuhr er fort, ne decide rien. Le prince
de Schwartzbourg
n’est pas plus souverain chez lui, que le Comte Reuss.
Wir bestärckten ihn darinn, versicherten aber, daß der Printz von Schwartz-
burg
auch weiter nichts als die ordinaire Praesentation begehret habe und
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[0112] 51 de Trẽme, welche den Printzen sehr freundlich empfingen, der Duc auch nach allerhand indifferenten Discoursen, uns allerseits nächster Tage ein bey ihm einzunehmendes Mittags-Eßen ankündigte. Der Comtesse de Trême Bruder Comte de Montmorency, der Comte de Clairmont – Tonnére Colonel eines frantzöl: Regie- ments, Mad. la Presidente de Guebrian mit ihrem letzt verheirateten Sohn u. Schwieger-Tochter, nebst verschiedenen andern waren auch gegen- wärtig. Nach einer halben Stund fuhr der Printz wider nach Hau- se, wir aber entretenirten uns mit dem Duc sehr umständl: über die Materie von dem in Franckreich üblichen sehr frühzeitigen Heirathen, da, wie er erzehlete, die meisten gens de qualité männl: Geschlechts im 14den und weibl:n Geschlechts in noch geringern Jahren zusammen gegeben würden, u. noch keinen reiffen Verstand hätten, ihren Sachen vorzustehen, auch zu etourdis wären, guten Rath anzu- nehmen, und sich dabey meistentheils in die abscheulichsten debauchen stürtzten. Er berührte bey dieser Materie so gar sein eignes Exem- pel, u. bedauerte als sein gröstes Unglück, daß es ihm eben so ergangen. Von welchem Ergehen die Histoire anecdote hier nicht beygefüget werden kan. Bey unserm Abschiede bedanckte er sich ungemein höflich, daß Illmus ihm die Bekanntschaft dero Anverwandtens des Printzen procuriren wollen, u. offerirte sein Haus u gantzes Vermögen nochmals zu Diensten. Den Uberrest des Abends passirten wir bey dem ehemals schon gedachten Mr. de Verneuil, der uns auch an seine Frau praesentirte. Wir funden bey ihm den Venetianischen Ambassadeur und den Schwedl: Minister v. Flemming, welche aber bald Abschied nahmen. Mr. de Verneuil entschuldigte zuförderst, daß er Illmo noch nicht die Revisite gegeben, u. kam hiernächst abermal auf die Praesentation des Printzen von Schwartzburg zu sprechen, schien auch gleichsam eine apologie zu machen, daß er denselben nicht, gleich dem Erb-Printzen von Darmstadt, im Cabinet praesentiren könne. Seine Haupt-Gründe waren 1) daß das Haus Schwartz- burg noch kein votum virile auf dem Reichs-Tage habe 2) daß der Neven des Fürsten von Lichtenstein, welches Haus doch ein votum vi- rile führe, ebenfals nicht im Cabinet praesentiret worden, 3.) daß es denen beyden jüngern Printzen von Darmstadt allzu nahe gehen würde, wenn man den Printzen von Schwartzburg vor ihnen distinguirete. La Souverainité, fuhr er fort, ne decide rien. Le prince de Schwartzbourg n’est pas plus souverain chez lui, que le Comte Reuss. Wir bestärckten ihn darinn, versicherten aber, daß der Printz von Schwartz- burg auch weiter nichts als die ordinaire Praesentation begehret habe und damit content sey. (wie denn, um eine abschlägliche Antwort zu ver- meiden, der Brief, welchen Hl. v. Hertenberg diesertagen an Mr. Verneuil

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/112>, abgerufen am 28.11.2024.