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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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Schuße zu sehen waren. Er versicherte dabey experimentiret zu haben,
daß der Gros de tour von anderer Couleur zu diesem Zweck nicht tüchtlig
sey, sondern praeoise Rosen-Farbe erfordert werde. Die vielen wohl
aufgeputzten Cabinetter und Degagements, auch verborgene Treppen,
welche er hinter seinen großen Wohn-Zimmern angeleget, wurden
uns von ihm selbst gezeiget, und mag deren Gebrauch, wenigstens ehe-
mals, nicht der beste gewesen seyn. Das Tractament war überaus
propre und auf das Service der Sächsische Rauten-Crantz gestochen. Wie
denn auch viel Sächsisches Porcelan beym Desert zu sehen war, womit ihn
der ietzige König beschencket. Nach eingenommenem Caffee fuhren
wir mit dem Printz von Schwartburg in sein Quartier und neb[unleserliches Material]
ihm, nach einem kurtzen Entretien mit denen Printzen von Darm-
stadt, noch diesen Abend nach Versailles, dahin ietzt gedachte Darmstädtische Printzen auch bald nachfolgeten. Weil wir erst zwischen
7 und 8 Uhr daselbst anlangeten und die Königin heute communiciert
hatte, so war bey Hofe nichts zu thun, und begaben wir uns
also, nachdem wir in Gesellschaft des Printzen von Schwartzburg
das Abend-Eßen eingenommen, bald zur Ruhe.

Den 2 Februar

Früh um 9 Uhr ließen wir uns in Porte chaisen nach Hof tragen
und nahmen in der antichambre des Cardinals Fleuri unsern
Abtritt, woselbst der Duc de Fleuri, der Comte Clerement Tonnere Che-
valier de Sankt Esprit und andre Persinen von Distinction bereits zu-
gegen waren. Wir versuchten den alten Cammer-Diener des Cardinals
welcher 50000 Livres jährliche Einkünfte hat, seiner Eminentz von
dem Daseyn des Printzen von Schwartburg und des Graf Reuß[unleserliches Material]
wenn es sich schicke wolle, Nachricht zu geben, welches denn auch
von ihm geschahe, und gleich darauf wir in das Cabinet gerufen
wurden. Der Cardinal saß bey seinem Schreib-Tisch, und hatte
verschiedene Personen von dem Finantz-Departement, welchem
allemal der Donnerstag gewiedmet ist, bey sich, stund aber bey un-
serm Eintritt so fort auf, und empfing uns aufs freundlichste,
fragte auch sowol den Printzen, als Illustrissimum nach ihrem bisherigen
Ergehen, und nach der Zeit, die sie noch hier zu zubringen ge-
dachten. Beym Abschied begleitete er uns bis an die Cabinets-
Thüre und sagte, je suis fache que c'est aujourd hui jour d'affaire.
Nach unsrer Rückkunft in das Vor-Zimmer fanden sich auch die Printzen
von Darmstadt mit dem Herrn von Planta und Herrn von Riedesel daselbst ein, und
wurden gleichfals auf eine Minute bey dem Cardinal introduci-
ret, gingen aber sodann nebst uns und der gantzen Gesellschaft,
unter Anführung des Monsieur de la Verneuille, au leve du Roi, welche
dismal, wegen der heutigen Ceremonie, da der Marquis de Mirepoix

Schuße zu sehen waren. Er versicherte dabey experimentiret zu haben,
daß der Gros de tour von anderer Couleur zu diesem Zweck nicht tüchtlig
sey, sondern praeoise Rosen-Farbe erfordert werde. Die vielen wohl
aufgeputzten Cabinetter und Degagements, auch verborgene Treppen,
welche er hinter seinen großen Wohn-Zimmern angeleget, wurden
uns von ihm selbst gezeiget, und mag deren Gebrauch, wenigstens ehe-
mals, nicht der beste gewesen seyn. Das Tractament war überaus
propre und auf das Service der Sächsische Rauten-Crantz gestochen. Wie
denn auch viel Sächsisches Porcelan beym Desert zu sehen war, womit ihn
der ietzige König beschencket. Nach eingenommenem Caffee fuhren
wir mit dem Printz von Schwartburg in sein Quartier und neb[unleserliches Material]
ihm, nach einem kurtzen Entretien mit denen Printzen von Darm-
stadt, noch diesen Abend nach Versailles, dahin ietzt gedachte Darmstädtische Printzen auch bald nachfolgeten. Weil wir erst zwischen
7 und 8 Uhr daselbst anlangeten und die Königin heute communiciert
hatte, so war bey Hofe nichts zu thun, und begaben wir uns
also, nachdem wir in Gesellschaft des Printzen von Schwartzburg
das Abend-Eßen eingenommen, bald zur Ruhe.

Den 2 Februar

Früh um 9 Uhr ließen wir uns in Porte chaisen nach Hof tragen
und nahmen in der antichambre des Cardinals Fleuri unsern
Abtritt, woselbst der Duc de Fleuri, der Comte Clerement Tonnére Che-
valier de Sankt Esprit und andre Persinen von Distinction bereits zu-
gegen waren. Wir versuchten den alten Cammer-Diener des Cardinals
welcher 50000 Livres jährliche Einkünfte hat, seiner Eminentz von
dem Daseyn des Printzen von Schwartburg und des Graf Reuß[unleserliches Material]
wenn es sich schicke wolle, Nachricht zu geben, welches denn auch
von ihm geschahe, und gleich darauf wir in das Cabinet gerufen
wurden. Der Cardinal saß bey seinem Schreib-Tisch, und hatte
verschiedene Personen von dem Finantz-Departement, welchem
allemal der Donnerstag gewiedmet ist, bey sich, stund aber bey un-
serm Eintritt so fort auf, und empfing uns aufs freundlichste,
fragte auch sowol den Printzen, als Illustrissimum nach ihrem bisherigen
Ergehen, und nach der Zeit, die sie noch hier zu zubringen ge-
dachten. Beym Abschied begleitete er uns bis an die Cabinets-
Thüre und sagte, je suis faché que c’est aujourd hui jour d’affaire.
Nach unsrer Rückkunft in das Vor-Zimmer fanden sich auch die Printzen
von Darmstadt mit dem Herrn von Planta und Herrn von Riedesel daselbst ein, und
wurden gleichfals auf eine Minute bey dem Cardinal introduci-
ret, gingen aber sodann nebst uns und der gantzen Gesellschaft,
unter Anführung des Monsieur de la Verneuille, au levé du Roi, welche
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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/145>, abgerufen am 24.11.2024.