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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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der Bruderschaft von allen Nationen ihren Fortgang gehabt hätte.
Es habe aber damals der Cardinal Fleuri in sehr gnädigen Termi-
nis den Aufschub dieser general-assemblee von ihm begehret, worauf
er demselben geantwortet, daß es eine Haupt-Regel ihrer Brüder-
schaft sey, ihren Souverain und deßen Befehlshaber zu respectiren
und solle demnach die Versammlung nicht vor sich gehen. Hätten aber
Ihro Eminentz wegen des Instituti selbst, ob solches dem Staat oder
der Kirche etwan schädlich seyn möchte, den geringsten Scrupel,
so sey die gantze Bruderschaft bereit, Ihro Eminentz, und zwar
ohne alle Ceremonien, zu recipiren, da sie denn durch Besuchung
der Zusammenkünfte, von Beschaffenheit der Sachen am gründlichsten
urtheilen würden. Die gegen-Antwort des Cardinals sey gewesen,
daß die docilitaet der Bruderschaft dem König überaus wohl gefalle:
Was aber die ihm angebotene Reception anlange, so wolle er mit
ihm einmal mündlich sprechen und sich darüber mit ihm satt
lachen. Er berichtete uns bey dieser Gelegenheit, daß die eigentlichen
Geheimniße der Bruderschaft zwar Niemanden offenbahret
werden könten, als einem der sich in dieselbe aufnehmen laße.
Der Pabst und die gecrönten Häupter aber seywären davon ausgenommen,
als denen man, wenn sie es verlangten, und. bey Päbstlicher oder
königlicher Parole das Stillschweigen versprächen, solche gar wohl offen-
bahren dürffe. Die Anzahl der Bruderschaft durch gantz Europa
schätzte er auf 3000 Mann, und erzehlte, daß er einen Vorschlag ge-
than habe, vermöge deßen iedes membrum jährlich 10 Louisd'or
zu Beförderung des Haupt-Zwecks contribuiren solle, welches
jährl: 30000 Louisd'or ausgemacht und die Societaet in den Stand ge-
setzet hätte, zum Besten des menschlichen Geschlechts etwas nützliches zu
veranstalten. Wie er denn Zum Exempel willens gehabt, vorerst ein universal-
Lexicon in frantzösischer Sprache aus diesem Fond durcken zu laßen, und in
daßelbe alles hinein zu bringen, was zur Historie und Erlernung ob-
gedachter 4 Wißenschaften nur auf einige Weise dienlich sey könten.
Auf Veranlaßung gab er die Nachricht, daß mit denen Zusammenkünften
welche monathlich einmal zu geschehen pflegten, und darinn man iedes-
mal eine piece zur Erläuterung mehr gedachter 4 Wißenschaften
abläse, ein Soupe verknüpft sey, bey welchem die membra, wesches
Standes und Würdens sie auch seyn möchten, bloß nach der Zeit2 Receptions1
rangiret würden, um sie zu erinnern, daß, der Schöpfung nach, alle
Menschen ein ander gleich wären. Es gehe auch bey diesen Soupes
gantz sobre und ordentlich zu, und habe iedweder seine Bouteille, daran
er sich müße begnügen laßen. Wie denn, als bey einer solchen Zu-
sammenkunft ein hiesiger Duc noch eine Bouteille gefordert habe,
ihm, dem Monsieur Ramsey, von dem Grandmaitre aufgetragen worden sey,
die Bruderschaft zur Mäßigkeit zu vermahnen, welches er auch ex tem-
pore gethan, und das thema zu seiner Rede aus der Historie der TempelHerren
genommen, welche Anfangs, so lange sie bey ihrer Stiftungs-Regel geblieben,
von jedermann hochgeliebet und gelobet, nachgehends aber, da sie sich der

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der Bruderschaft von allen Nationen ihren Fortgang gehabt hätte.
Es habe aber damals der Cardinal Fleuri in sehr gnädigen Termi-
nis den Aufschub dieser general-assemblee von ihm begehret, worauf
er demselben geantwortet, daß es eine Haupt-Regel ihrer Brüder-
schaft sey, ihren Souverain und deßen Befehlshaber zu respectiren
und solle demnach die Versammlung nicht vor sich gehen. Hätten aber
Ihro Eminentz wegen des Instituti selbst, ob solches dem Staat oder
der Kirche etwan schädlich seyn möchte, den geringsten Scrupel,
so sey die gantze Bruderschaft bereit, Ihro Eminentz, und zwar
ohne alle Ceremonien, zu recipiren, da sie denn durch Besuchung
der Zusammenkünfte, von Beschaffenheit der Sachen am gründlichsten
urtheilen würden. Die gegen-Antwort des Cardinals sey gewesen,
daß die docilitaet der Bruderschaft dem König überaus wohl gefalle:
Was aber die ihm angebotene Reception anlange, so wolle er mit
ihm einmal mündlich sprechen und sich darüber mit ihm satt
lachen. Er berichtete uns bey dieser Gelegenheit, daß die eigentlichen
Geheimniße der Bruderschaft zwar Niemanden offenbahret
werden könten, als einem der sich in dieselbe aufnehmen laße.
Der Pabst und die gecrönten Häupter aber seywären davon ausgenommen,
als denen man, wenn sie es verlangten, und. bey Päbstlicher oder
königlicher Parole das Stillschweigen versprächen, solche gar wohl offen-
bahren dürffe. Die Anzahl der Bruderschaft durch gantz Europa
schätzte er auf 3000 Mann, und erzehlte, daß er einen Vorschlag ge-
than habe, vermöge deßen iedes membrum jährlich 10 Louisd'or
zu Beförderung des Haupt-Zwecks contribuiren solle, welches
jährl: 30000 Louisd'or ausgemacht und die Societaet in den Stand ge-
setzet hätte, zum Besten des menschlichen Geschlechts etwas nützliches zu
veranstalten. Wie er denn Zum Exempel willens gehabt, vorerst ein universal-
Lexicon in frantzösischer Sprache aus diesem Fond durcken zu laßen, und in
daßelbe alles hinein zu bringen, was zur Historie und Erlernung ob-
gedachter 4 Wißenschaften nur auf einige Weise dienlich sey könten.
Auf Veranlaßung gab er die Nachricht, daß mit denen Zusammenkünften
welche monathlich einmal zu geschehen pflegten, und darinn man iedes-
mal eine piece zur Erläuterung mehr gedachter 4 Wißenschaften
abläse, ein Soupé verknüpft sey, bey welchem die membra, wesches
Standes und Würdens sie auch seyn möchten, bloß nach der Zeit2 Receptions1
rangiret würden, um sie zu erinnern, daß, der Schöpfung nach, alle
Menschen ein ander gleich wären. Es gehe auch bey diesen Soupés
gantz sobre und ordentlich zu, und habe iedweder seine Bouteille, daran
er sich müße begnügen laßen. Wie denn, als bey einer solchen Zu-
sammenkunft ein hiesiger Duc noch eine Bouteille gefordert habe,
ihm, dem Monsieur Ramsey, von dem Grandmaitre aufgetragen worden sey,
die Bruderschaft zur Mäßigkeit zu vermahnen, welches er auch ex tem-
pore gethan, und das thema zu seiner Rede aus der Historie der TempelHerren
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[0192] 89 der Bruderschaft von allen Nationen ihren Fortgang gehabt hätte. Es habe aber damals der Cardinal Fleuri in sehr gnädigen Termi- nis den Aufschub dieser general-assemblee von ihm begehret, worauf er demselben geantwortet, daß es eine Haupt-Regel ihrer Brüder- schaft sey, ihren Souverain und deßen Befehlshaber zu respectiren u. solle demnach die Versammlung nicht vor sich gehen. Hätten aber Ihro Eminentz wegen des Instituti selbst, ob solches dem Staat oder der Kirche etwan schädlich seyn möchte, den geringsten Scrupel, so sey die gantze Bruderschaft bereit, Ihro Eminentz, und zwar ohne alle Ceremonien, zu recipiren, da sie denn durch Besuchung der Zusammenkünfte, von Beschaffenheit der Sachen am gründlichsten urtheilen würden. Die gegen-Antwort des Cardinals sey gewesen, daß die docilitaet der Bruderschaft dem König überaus wohl gefalle: Was aber die ihm angebotene Reception anlange, so wolle er mit ihm einmal mündl: sprechen und sich darüber mit ihm satt lachen. Er berichtete uns bey dieser Gelegenheit, daß die eigentl: Geheimniße der Bruderschaft zwar Niemanden offenbahret werden könten, als einem der sich in dieselbe aufnehmen laße. Der Pabst u. die gecrönten Häupter aber wären davon ausgenommen, als denen man, wenn sie es verlangten, u. bey Päbstl: oder königl: Parole das Stillschweigen versprächen, solche gar wohl offen- bahren dürffe. Die Anzahl der Bruderschaft durch gantz Europa schätzte er auf 3000 Mann, u. erzehlte, daß er einen Vorschlag ge- than habe, vermöge deßen iedes membrum jährl: 10 Louisd'or zu Beförderung des Haupt-Zwecks contribuiren solle, welches jährl: 30000 Louisd'or ausgemacht u. die Societaet in den Stand ge- setzet hätte, zum Besten des menschl. Geschlechts etwas nützliches zu veranstalten. Wie er denn Z.E. willens gehabt, vorerst ein universal- Lexicon in frantzöl: Sprache aus diesem Fond durcken zu laßen, u. in daßelbe alles hinein zu bringen, was zur Historie u. Erlernung ob- gedachter 4 Wißenschaften nur auf einige Weise dienlich sey könte. Auf Veranlaßung gab er die Nachricht, daß mit denen Zusammenkünften welche monathlich einmal zu geschehen pflegten, u. darinn man iedes- mal eine piece zur Erläuterung mehr gedachter 4 Wißenschaften abläse, ein Soupé verknüpft sey, bey welchem die membra, wes Standes u. Würden sie auch seyn möchten, bloß nach der Zeit2 Receptions1 rangiret würden, um sie zu erinnern, daß, der Schöpfung nach, alle Menschen ein ander gleich wären. Es gehe auch bey diesen Soupés gantz sobre und ordentlich zu, u. habe iedweder seine Bouteille, daran er sich müße begnügen laßen. Wie denn, als bey einer solchen Zu- sammenkunft ein hiesiger Duc noch eine Bouteille gefordert habe, ihm, dem Mr. Ramsey, von dem Grandmaitre aufgetragen worden sey, die Bruderschaft zur Mäßigkeit zu vermahnen, welches er auch ex tem- pore gethan, u. das thema zu seiner Rede aus der Historie der TempelHhn genommen, welche Anfangs, so lange sie bey ihrer Stiftungs-Regel geblieben, von jedermann hochgeliebet u. gelobet, nachgehends aber, da sie sich der

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/192>, abgerufen am 17.09.2024.