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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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und einer Bude ähnlich siehet, doch aber nur aus Rahm-werck zu-
sammengesetzet mit Cattun beschlagen u. mit 4 Fenstern von
Gage versehen ist, deren 2 sich in deren 2 Flügel-Thüren be-
finden, vermittelst welcher man in dieses Cabinet hinein gehet.
Es wird des Sommers in den Garten gesetzet und hat den Nutzen,
daß man der frischen Luft genießen kann, ohne von Fliegen und
Mücken incommodiret zu werden. Mittags gab der Dehnische
Gesandte Herr von Wind Illustrissimo die Gegen-Visite, erinnerte sich
der mit dem Herrn Rath und Hofmeister von Geusau in Engelland ge-
habten Bekandtschaft und offerirte sich zu allen Gefälligkeiten.
Nachmittag wurde das Hotel der Invalides besichtiget. Dieses
ist in gedruckten Büchern genugsam beschrieben und hat diese
Stiftung wohl ihres gleichen in der Welt nicht.

Den 19 October

En visite zum Herrn von Wind gefahren, Prinzen von Naßau,
Comte Monbrun und Abe Ferrus, aber Niemand, als letzteren
zu Hause angetroffen, welcher denn seine Freude nicht
genugsam zu bezeugen wuste und dem Rath Walbaum es danckte,
daß er ihn zuerst in die Reußische.Connvisance gebracht habe.
Er discurirte viel erbauliches vom wahren Christenthum
und zugleich von dem großen Verderben der Welt, rühmte
Poirets und Arndts Schriften als seine liebsten und ließ
discursive mit einfließen, daß er durch einen Banquerout
2000 etliche 100 Livres an seinem jährlichen Einkünften verlohren,
dieser Verlust aber durch Gottes Gnade ihn im geringsten nicht
afficiret, die providens ihm auch noch so viel übrig gelaßen
habe, daß er tout doucement leben könne.

Den 20 October

parceque Monsieur le Comte fit attaque [unleserliches Material]du mal de Paris, nous
ne fortimes point. Mittags gab Illustrissimi Oncle a la maniere
de Bretagne, le Comte Monbrun ihnen die Gegen-Visite
und schien über dero Hierseyn sehr vergnügt und erfreut. Wir
erfuhren von ihm, daß seine Schwester Mademoiselle de
Villefranche
bereits vor 7 Jahren gestorben sey. Er offerirte
sich zur Praesentation bey Hofe und sonst aller Wegen, Bedaurte: daß

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und einer Bude ähnlich siehet, doch aber nur aus Rahm-werck zu-
sammengesetzet mit Cattun beschlagen u. mit 4 Fenstern von
Gage versehen ist, deren 2 sich in deren 2 Flügel-Thüren be-
finden, vermittelst welcher man in dieses Cabinet hinein gehet.
Es wird des Sommers in den Garten gesetzet und hat den Nutzen,
daß man der frischen Luft genießen kann, ohne von Fliegen und
Mücken incommodiret zu werden. Mittags gab der Dehnische
Gesandte Herr von Wind Illustrissimo die Gegen-Visite, erinnerte sich
der mit dem Herrn Rath und Hofmeister von Geusau in Engelland ge-
habten Bekandtschaft und offerirte sich zu allen Gefälligkeiten.
Nachmittag wurde das Hotel der Invalides besichtiget. Dieses
ist in gedruckten Büchern genugsam beschrieben und hat diese
Stiftung wohl ihres gleichen in der Welt nicht.

Den 19 October

Én visite zum Herrn von Wind gefahren, Prinzen von Naßau,
Comte Monbrun und Abé Ferrus, aber Niemand, als letzteren
zu Hause angetroffen, welcher denn seine Freude nicht
genugsam zu bezeugen wuste und dem Rath Walbaum es danckte,
daß er ihn zuerst in die Reußische.Connvisancè gebracht habe.
Er discurirte viel erbauliches vom wahren Christenthum
und zugleich von dem großen Verderben der Welt, rühmte
Poirets und Arndts Schriften als seine liebsten und ließ
discursive mit einfließen, daß er durch einen Banquerout
2000 etliche 100 Livres an seinem jährlichen Einkünften verlohren,
dieser Verlust aber durch Gottes Gnade ihn im geringsten nicht
afficiret, die providens ihm auch noch so viel übrig gelaßen
habe, daß er tout doucement leben könne.

Den 20 October

parceque Monsieur le Comte fit attaqué [unleserliches Material]du mal de Paris, nous
ne fortimes point. Mittags gab Illustrissimi Oncle a la maniere
de Bretagne, le Comte Monbrun ihnen die Gegen-Visite
und schien über dero Hierseyn sehr vergnügt und erfreut. Wir
erfuhren von ihm, daß seine Schwester Mademoiselle de
Villefranche
bereits vor 7 Jahren gestorben sey. Er offerirte
sich zur Praesentation bey Hofe und sonst aller Wegen, Bedaurte: daß

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[0020] 5. u. einer Bude ähnlich siehet, doch aber nur aus Rahm-werck zu- sammengesetzet mit Cattun beschlagen u. mit 4 Fenstern von Gage versehen ist, deren 2 sich in deren 2 Flügel-Thüren be- finden, vermittelst welcher man in dieses Cabinet hinein gehet. Es wird des Sommers in den Garten gesetzet u. hat den Nutzen, daß man der frischen Luft genießen kann, ohne von Fliegen u. Mücken incommodiret zu werden. Mittags gab der Dehnl. Gesandte H. von Wind Illmo die Gegen-Visite, erinnerte sich der mit dem H. Rath u. Hofmeister von Geusau in Engelland ge- habten Bekandtschaft u. offerirte sich zu allen Gefälligkeiten. Nachmittag wurde das Hotel der Invalides besichtiget. Dieses ist in gedruckten Büchern genugsam beschrieben u. hat diese Stiftung wohl ihres gleichen in der Welt nicht. Den 19 Octobr. Én visite zum H. von Wind gefahren, Prinzen von Naßau, Comte Monbrun u. Abé Ferrus, aber Niemand, als letzteren zu Hause angetroffen, welcher denn seine Freude nicht genugsam zu bezeugen wuste u. dem Rath Walbaum es danckte, daß er ihn zuerst in die Reußil.Connvisancè gebracht habe. Er discurirte viel erbauliches vom wahren Christenthum u. zugleich von dem großen Verderben der Welt, rühmte Poirets u. Arndts Schriften als seine liebsten u. ließ discursive mit einfließen, daß er durch einen Banquerout 2000 etliche 100 Liv: an seinem jährl: Einkünften verlohren, dieser Verlust aber durch Gottes Gnade ihn im geringsten nicht afficiret, die providens ihm auch noch so viel übrig gelaßen habe, daß er tout doucement leben könne. Den 20 Octobr. parceque Msr. le Comte fit attaqué du mal de Paris, nous ne fortimes point. Mittags gab Illmi Oncle a la maniere de Bretagne, le Comte Monbrun ihnen die Gegen-Visite u. schien über dero Hierseyn sehr vergnügt u. erfreut. Wir erfuhren von ihm, daß seine Schwester Mademoiselle de Villefranche bereits vor 7 Jahren gestorben sey. Er offerirte sich zur Praesentation bey Hofe u. sonst aller Wegen, Bedaurte: daß

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/20>, abgerufen am 21.11.2024.