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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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von einem protestantischen geistlichen getauft wißen wollen,
deren der König damals, um der Englischen Nation seine raisona-
blitaet zu zeigen, zwey bey seiner Hofstadt gehalten; habe er
Ramsey, der Dame gerathen, sich eines von diesen geistlichen zu
ihrem Zweck zu bedienen, sey aber so fort zu denen 4 theologen
des Pabsts, welche Jesuiten gewesen, gegangen, denen er den
casum proponiret, ihnen die conformitaet derer Ehe-Pacten
mit denen Englischen Gesetzen dargethan, und daß also diese
pacta unter Leuten von dieser Nation auch in Rom gültig
seyn müsten, vorgestellet, auch von ihnen ein beyfälliges Re-
sponsum erhalten. Als nun darauf die protestantische Taufe
vor sich gegangen, habe der Cardinal, welcher in der Inquisition
praesidire, bey dem König darüber Klage geführet, welches ihn
Monsieur Ramsey, denn veranlaßet, diesem Cardinal persönlich
aufzuwarten, daß er die Dame in ihrem Vernehmen Secundi-
ret, freymüthig zu bekennen, daß er daran recht gethan, zu
behaupten, und endlich sein responsum zu produciren. Da
denn alles wieder stille, und weiter nach der Sache nicht gefraget
worden. 2.) la vie du Marechal de Turenne hat er,
seiner fernern Erzehlung nach, seinem ietzt anvertrauten und
gleichfals zum Krieg destinirten Printzen zur Aufmunterung
und zum model verfertiget, doch sind ihm von einem hiesigen
Secretaire d'Etat, da es bis auf wenige Bogen schon abgedruckt
gewesen, 30 Erinnerungen mit dem Befehl zugeschickt worden,
das Buch in denen angemerckten passages dernach zu ändern.
Weil nun die Helfte von diesen Erinnerungen nur Kleinig-
keiten und gewiße expressiones betroffen, die dem Hause
Bourbon hätten mißfällig seyn können, so habe er sich derer
willig accommodiret, ratione der andern Helfte aber an den
Cardinal Fleury selbst geschrieben, daß er eher die schon gemachten
großen Unkosten einbüßen, als die Wahrheit, zum praejudicium
seines heros, im geringsten alteriren, mithin, da er ohne
dis ein Frembder sey, wieder nach Engelland zurückgehen,
und daselbst eine gantz neue unverfälschte edition heraus
geben wolle, zu welchem Ende er sich auch so fort einen
Pass ausgebeten. Dieses habe so viel gewircket, daß die ge-
dachte letzte Helfte derer Haupt-Passagen unverändert blieb
und der Druck vor sich gehen dürffen. Wir wünschten ihm
noch so lange zu leben, bis sein Printz ihm materie zu einer
Beschreibung derer großen Thaten des andern Turenne fourni-
ren könne. Welcher Wunsch ihm Gelegenheit gab dem Printzen
auf eine gantz geschickte weise die guten Exempel seiner
Vorfahren zu Gemüte zu führen, sich aber auch in Zukunft,

von einem protestantischen geistlichen getauft wißen wollen,
deren der König damals, um der Englischen Nation seine raisona-
blitaet zu zeigen, zwey bey seiner Hofstadt gehalten; habe er
Ramsey, der Dame gerathen, sich eines von diesen geistlichen zu
ihrem Zweck zu bedienen, sey aber so fort zu denen 4 theologen
des Pabsts, welche Jesuiten gewesen, gegangen, denen er den
casum proponiret, ihnen die conformitaet derer Ehe-Pacten
mit denen Englischen Gesetzen dargethan, und daß also diese
pacta unter Leuten von dieser Nation auch in Rom gültig
seyn müsten, vorgestellet, auch von ihnen ein beyfälliges Re-
sponsum erhalten. Als nun darauf die protestantische Taufe
vor sich gegangen, habe der Cardinal, welcher in der Inquisition
praesidire, bey dem König darüber Klage geführet, welches ihn
Monsieur Ramsey, denn veranlaßet, diesem Cardinal persönlich
aufzuwarten, daß er die Dame in ihrem Vernehmen Secundi-
ret, freymüthig zu bekennen, daß er daran recht gethan, zu
behaupten, und endlich sein responsum zu produciren. Da
denn alles wieder stille, und weiter nach der Sache nicht gefraget
worden. 2.) la vie du Marechal de Turenne hat er,
seiner fernern Erzehlung nach, seinem ietzt anvertrauten und
gleichfals zum Krieg destinirten Printzen zur Aufmunterung
und zum model verfertiget, doch sind ihm von einem hiesigen
Secretaire d’Etat, da es bis auf wenige Bogen schon abgedruckt
gewesen, 30 Erinnerungen mit dem Befehl zugeschickt worden,
das Buch in denen angemerckten passages dernach zu ändern.
Weil nun die Helfte von diesen Erinnerungen nur Kleinig-
keiten und gewiße expressiones betroffen, die dem Hause
Bourbon hätten mißfällig seyn können, so habe er sich derer
willig accommodiret, ratione der andern Helfte aber an den
Cardinal Fleury selbst geschrieben, daß er eher die schon gemachten
großen Unkosten einbüßen, als die Wahrheit, zum praejudicium
seines heros, im geringsten alteriren, mithin, da er ohne
dis ein Frembder sey, wieder nach Engelland zurückgehen,
und daselbst eine gantz neue unverfälschte edition heraus
geben wolle, zu welchem Ende er sich auch so fort einen
Pass ausgebeten. Dieses habe so viel gewircket, daß die ge-
dachte letzte Helfte derer Haupt-Passagen unverändert blieb
und der Druck vor sich gehen dürffen. Wir wünschten ihm
noch so lange zu leben, bis sein Printz ihm materie zu einer
Beschreibung derer großen Thaten des andern Turenne fourni-
ren könne. Welcher Wunsch ihm Gelegenheit gab dem Printzen
auf eine gantz geschickte weise die guten Exempel seiner
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[0217] von einem protestantischen Geistln getauft wißen wollen, deren der König damals, um der Englischen Nation seine raisona- blitaet zu zeigen, zwey bey seiner Hofstadt gehalten; habe er Ramsey, der Dame gerathen, sich eines von diesen Geistln zu ihrem Zweck zu bedienen, sey aber so fort zu denen 4 theologen des Pabsts, welche Jesuiten gewesen, gegangen, denen er den casum proponiret, ihnen die conformitaet derer Ehe-Pacten mit denen Englischen Gesetzen dargethan, und daß also diese pacta unter Leuten von dieser Nation auch in Rom gültig seyn müsten, vorgestellet, auch von ihnen ein beyfälliges Re- sponsum erhalten. Als nun darauf die protestantische Taufe vor sich gegangen, habe der Cardinal, welcher in der Inquisition praesidire, bey dem König darüber Klage geführet, welches ihn Mr. Ramsey, denn veranlaßet, diesem Cardinal persönlich aufzuwarten, daß er die Dame in ihrem Vernehmen Secundi- ret, freymüthig zu bekennen, daß er daran recht gethan, zu behaupten, und endl: sein responsum zu produciren. Da denn alles wieder stille, und weiter nach der Sache nicht gefraget worden. 2.) la vie du Marechal de Turenne hat er, seiner fernern Erzehlung nach, seinem ietzt anvertrauten und gleichfals zum Krieg destinirten Printzen zur Aufmunterung und zum model verfertiget, doch sind ihm von einem hiesigen Secretaire d’Etat, da es bis auf wenige Bogen schon abgedruckt gewesen, 30 Erinnerungen mit dem Befehl zugeschickt worden, das Buch in denen angemerckten passages dernach zu ändern. Weil nun die Helfte von diesen Erinnerungen nur Kleinig- keiten und gewiße expressiones betroffen, die dem Hause Bourbon hätten mißfällig seyn können, so habe er sich derer willig accommodiret, ratione der andern Helfte aber an den Cardinal Fleury selbst geschrieben, daß er eher die schon gemachten großen Unkosten einbüßen, als die Wahrheit, zum praejudicium seines heros, im geringsten alteriren, mithin, da er ohne dis ein Frembder sey, wieder nach Engelland zurückgehen, und daselbst eine gantz neue unverfälschte edition heraus geben wolle, zu welchem Ende er sich auch so fort einen Pass ausgebeten. Dieses habe so viel gewircket, daß die ge- dachte letzte Helfte derer Haupt-Passagen unverändert blieb und der Druck vor sich gehen dürffen. Wir wünschten ihm noch so lange zu leben, bis sein Printz ihm materie zu einer Beschreibung derer großen Thaten des andern Turenne fourni- ren könne. Welcher Wunsch ihm Gelegenheit gab dem Printzen auf eine gantz geschickte weise die guten Exempel seiner Vorfahren zu Gemüte zu führen, sich aber auch in Zukunft,

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/217>, abgerufen am 21.11.2024.