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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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könnte, uns mit dem Priester hinaus, auch noch einen recht
gelehrten und frommen Mann dazu zu bitten, und an uns
ferner zu arbeiten. Auf welches alles wir denn schickliche
repliquen zu geben uns angelegen seyn ließen. Bey der
Rückkunft in das Quartier fanden wir eine carte von
dem Englischen Ministre Monsieur Tompson, daß derselbe zur Visite
bey uns gewesen.

Den 5 May.

Früh ließ der prince de Turenne durch einen Bedienten melden,
daß Monsieur de Ramsay zu Pontoise an seinem gewöhnlichen Zufall
der Engbrüstigkeit tödlich danieder liege. Unsere attention zu
bezeugen, wurde so fort der Frantzösische domestique zu Pferde
mit einem Briefe dahin abgeschicket. Mittags speiseten wir
bey dem Cardinal Polignac mit dem Parlaments-Rath Monsieur de
Menin
. Der Cardinal lase uns in seinem Cabinet die re-
lation von der Schlesischen bataille vor, wie er solche von dem
hiesigen Preußischen Ministre Chambrier erhalten, und lobte
solche, als sehr modest, vermuthete auch, daß der König solche
selbst aufgesetzet habe, weil seiner Person darinn gar nicht
gedacht wird. Da aber eben diese relation denen öffentlichen
Zeitungen bereits einverleibet worden, so ist davon hier wei-
ter nichts zu gedencken. Über der Tafel erzehlete er bey Ge-
legenheit einer mit gebratnen Zwiebeln gemachten Suppe,
daß er auf der Reise nach dem Ütrechtischen Friedens-Congress,
vor eine solche Suppe in einem Holländischen Wirths-Hause
50 Holländische Gulden bezahlen müßen, welches er auch willig ge-
than, weil ihm ein Exempel von einem andern ministre
bekannt gewesen, der in eben dergleichen Gelegenheit durch seine
Wiedersetzligkeit sich nur noch mehr chagrin zugezogen.
Denn diesem habe der Holländische Wirth vor ein Nacht-Quartier
100 Ducaten abgefordert, und, weil er sich nicht accommodi-
ren wollen, ihn durch Zuschließung des Thores arretiret.
Als nun der ministre den Richter des Orts ruffen laßen,
und von ihm justitz begehret, habe dieser zwar dem Wirth
nur 50 Ducaten, ohnerachtet auch dieses schon enorm gewesen,
zuerkannt, die andern 50 ducaten aber nichts destoweniger,
und zwar bloß vor seine Mühe und Versäumniß erpreßet,
wie denn das Thor nicht eher, als nach völliger Bezahlung
derer 100 Ducaten, geöffnet worden. Nach der Tafel machte der
Pater Rector aus dem hiesigen großen Jesuiter Collegio nebst
einem jungen Pater, welcher gestern als Professor Rhetorices seine

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könnte, uns mit dem Priester hinaus, auch noch einen recht
gelehrten und frommen Mann dazu zu bitten, und an uns
ferner zu arbeiten. Auf welches alles wir denn schickliche
repliquen zu geben uns angelegen seyn ließen. Bey der
Rückkunft in das Quartier fanden wir eine carte von
dem Englischen Ministre Monsieur Tompson, daß derselbe zur Visite
bey uns gewesen.

Den 5 May.

Früh ließ der prince de Turenne durch einen Bedienten melden,
daß Monsieur de Ramsay zu Pontoise an seinem gewöhnlichen Zufall
der Engbrüstigkeit tödlich danieder liege. Unsere attention zu
bezeugen, wurde so fort der Frantzösische domestique zu Pferde
mit einem Briefe dahin abgeschicket. Mittags speiseten wir
bey dem Cardinal Polignac mit dem Parlaments-Rath Monsieur de
Menin
. Der Cardinal lase uns in seinem Cabinet die re-
lation von der Schlesischen bataille vor, wie er solche von dem
hiesigen Preußischen Ministre Chambrier erhalten, und lobte
solche, als sehr modest, vermuthete auch, daß der König solche
selbst aufgesetzet habe, weil seiner Person darinn gar nicht
gedacht wird. Da aber eben diese relation denen öffentlichen
Zeitungen bereits einverleibet worden, so ist davon hier wei-
ter nichts zu gedencken. Über der Tafel erzehlete er bey Ge-
legenheit einer mit gebratnen Zwiebeln gemachten Suppe,
daß er auf der Reise nach dem Ütrechtischen Friedens-Congress,
vor eine solche Suppe in einem Holländischen Wirths-Hause
50 Holländische Gulden bezahlen müßen, welches er auch willig ge-
than, weil ihm ein Exempel von einem andern ministre
bekannt gewesen, der in eben dergleichen Gelegenheit durch seine
Wiedersetzligkeit sich nur noch mehr chagrin zugezogen.
Denn diesem habe der Holländische Wirth vor ein Nacht-Quartier
100 Ducaten abgefordert, und, weil er sich nicht accommodi-
ren wollen, ihn durch Zuschließung des Thores arrêtiret.
Als nun der ministre den Richter des Orts ruffen laßen,
und von ihm justitz begehret, habe dieser zwar dem Wirth
nur 50 Ducaten, ohnerachtet auch dieses schon enorm gewesen,
zuerkannt, die andern 50 ducaten aber nichts destoweniger,
und zwar bloß vor seine Mühe und Versäumniß erpreßet,
wie denn das Thor nicht eher, als nach völliger Bezahlung
derer 100 Ducaten, geöffnet worden. Nach der Tafel machte der
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[0290] 138 könnte, uns mit dem Priester hinaus, auch noch einen recht gelehrten und frommen Mann dazu zu bitten, und an uns ferner zu arbeiten. Auf welches alles wir denn schickliche repliquen zu geben uns angelegen seyn ließen. Bey der Rückkunft in das Quartier fanden wir eine carte von dem Engl: Ministre Mr: Tompson, daß derselbe zur Visite bey uns gewesen. Den 5 May. Früh ließ der prince de Turenne durch einen Bedienten melden, daß Mr. de Ramsay zu Pontoise an seinem gewöhnlichen Zufall der Engbrüstigkeit tödlich danieder liege. Unsere attention zu bezeugen, wurde so fort der Frantzösische domestique zu Pferde mit einem Briefe dahin abgeschicket. Mittags speiseten wir bey dem Cardinal Polignac mit dem Parlaments-Rath Mr: de Menin. Der Cardinal lase uns in seinem Cabinet die re- lation von der Schlesischl: bataille vor, wie er solche von dem hiesigen Preußischen Ministre Chambrier erhalten, und lobte solche, als sehr modest, vermuthete auch, daß der König solche selbst aufgesetzet habe, weil seiner Person darinn gar nicht gedacht wird. Da aber eben diese relation denen öffentl: Zeitungen bereits einverleibet worden, so ist davon hier wei- ter nichts zu gedencken. Über der Tafel erzehlete er bey Ge- legenheit einer mit gebratnen Zwiebeln gemachten Suppe, daß er auf der Reise nach dem Ütrechtischen Friedens-Congress, vor eine solche Suppe in einem Holländl: Wirths-Hause 50 holl. Gulden bezahlen müßen, welches er auch willig ge- than, weil ihm ein Exempel von einem andern ministre bekannt gewesen, der in eben dergl: Gelegenheit durch seine Wiedersetzligkeit sich nur noch mehr chagrin zugezogen. Denn diesem habe der Holl: Wirth vor ein Nacht-Quartier 100 Ducaten abgefordert, und, weil er sich nicht accommodi- ren wollen, ihn durch Zuschließung des Thores arrêtiret. Als nun der ministre den Richter des Orts ruffen laßen, und von ihm justitz begehret, habe dieser zwar dem Wirth nur 50 Ducaten, ohnerachtet auch dieses schon enorm gewesen, zuerkannt, die andern 50 ducaten aber nichts destoweniger, und zwar bloß vor seine Mühe und Versäumniß erpreßet, wie denn das Thor nicht eher, als nach völliger Bezahlung derer 100 Ducaten, geöffnet worden. Nach der Tafel machte der P. Rector aus dem hiesigen großen Jesuiter Collegio nebst einem jungen Pater, welcher gestern als Prof. Rhetorices seine

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/290>, abgerufen am 24.11.2024.