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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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im völligen prospect hat. Das Hotel de Toulouse, welches
vor eines der besten Häuser hier passiret; wolten wir
auch noch in Augenschein nehmen, konten aber, weil darinn
gebauet wird und alles derangiret ist, dazu nicht gelangen.
Da auch weder der Duc de Gesvre, noch der Marquis de Mont
brun
zu Hause anzutreffen waren; beschloßen wir
den Tag mit einem Spatziergang aux Tuileries in Ge-
sellschaft des Zweybrückischen Ministers Herrn von Werneck.

Den 31 May.

Der Post-expedition wegen, sind wir heute weiter nicht aus-
kommen, als zu dem Marquis de Montbrun (: der uns ein
und andre Recommendationes in die Provintzien versprach:)
und hiernächst aux Tuileries, da wir denn en passant die
hin und wieder zum morgenden Frohn-Leichnams Fest
aufgerichtete Altäre beobachten konnten, in welchen An-
stalten sich der Duc d'Orleans vor andern distinguiret,
und den gantzen ersten Hof des Palais Royal als eine
kostbar gezierte Capelle einrichten läst.

Den 1 Juni

Die heutige Frohn-Leichnams-procession unsrer Pa-
roisse de Saint Sulpice beschaueten wir von dem balcon
des prince de Turenne, der uns dazu invitiret hatte.
Den Anfang machte eine Parthey von denen Gardes
suisses, welche das Volck zu beyden Seiten aus einander
trieb, darauf folgten verschiedene Brüderschaften
beyderley Geschlechts, iedwede hinter ihrer vorher getra-
genen Fahne, deren Andacht durch 3 in gehöriger Distantz
auf einander folgende Corps von trompetern und Pauckern
unterhalten und animiret wurde. Unter denen Brüder-
schaften fanden sich verschiedene als Engel item als Marien
ausgekleidete Kinder, sonderlich aber ein sehr schön gewachse-
ner Knabe mit einem Schaffell bekleidet, der mit der
lincken Hand ein klein Lamm an einem blauen Bande
hinter sich her, in der rechten aber einen Creutz-Stab
führete, wie Johannis der Täufer pfleget abgemahlet
zu werden. Die Priester der Paroisse, über hundert an
der Zahl, welche denen Bruderschaften nachfolgten, waren
mit denen prächtigsten Meß-Gewanden angeschirret,

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im völligen prospect hat. Das Hotel de Toulouse, welches
vor eines der besten Häuser hier passiret; wolten wir
auch noch in Augenschein nehmen, konten aber, weil darinn
gebauet wird und alles derangiret ist, dazu nicht gelangen.
Da auch weder der Duc de Gesvre, noch der Marquis de Mont
brun
zu Hause anzutreffen waren; beschloßen wir
den Tag mit einem Spatziergang aux Tuileries in Ge-
sellschaft des Zweybrückischen Ministers Herrn von Werneck.

Den 31 May.

Der Post-expedition wegen, sind wir heute weiter nicht aus-
kommen, als zu dem Marquis de Montbrun (: der uns ein
und andre Recommendationes in die Provintzien versprach:)
und hiernächst aux Tuileries, da wir denn en passant die
hin und wieder zum morgenden Frohn-Leichnams Fest
aufgerichtete Altäre beobachten konnten, in welchen An-
stalten sich der Duc d'Orleans vor andern distinguiret,
und den gantzen ersten Hof des Palais Royal als eine
kostbar gezierte Capelle einrichten läst.

Den 1 Juni

Die heutige Frohn-Leichnams-procession unsrer Pa-
roisse de Saint Sulpice beschaueten wir von dem balcon
des prince de Turenne, der uns dazu invitiret hatte.
Den Anfang machte eine Parthey von denen Gardes
suisses, welche das Volck zu beyden Seiten aus einander
trieb, darauf folgten verschiedene Brüderschaften
beyderley Geschlechts, iedwede hinter ihrer vorher getra-
genen Fahne, deren Andacht durch 3 in gehöriger Distantz
auf einander folgende Corps von trompetern und Pauckern
unterhalten und animiret wurde. Unter denen Brüder-
schaften fanden sich verschiedene als Engel item als Marien
ausgekleidete Kinder, sonderlich aber ein sehr schön gewachse-
ner Knabe mit einem Schaffell bekleidet, der mit der
lincken Hand ein klein Lamm an einem blauen Bande
hinter sich her, in der rechten aber einen Creutz-Stab
führete, wie Johannis der Täufer pfleget abgemahlet
zu werden. Die Priester der Paroisse, über hundert an
der Zahl, welche denen Bruderschaften nachfolgten, waren
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[0324] 155 im völligen prospect hat. Das Hotel de Toulouse, welches vor eines der besten Häuser hier passiret; wolten wir auch noch in Augenschein nehmen, konten aber, weil darinn gebauet wird und alles derangiret ist, dazu nicht gelangen. Da auch weder der Duc de Gesvre, noch der Marquis de Mont brun zu Hause anzutreffen waren; beschloßen wir den Tag mit einem Spatziergang aux Tuileries in Ge- sellschaft des Zweybrückischen Ministers H. v. Werneck. Den 31 May. Der Post-expedition wegen, sind wir heute weiter nicht aus- kommen, als zu dem Marquis de Montbrun (: der uns ein und andre Recommendationes in die Provintzien versprach:) und hiernächst aux Tuileries, da wir denn en passant die hin und wieder zum morgenden Frohn-Leichnams Fest aufgerichtete Altäre beobachten konnten, in welchen An- stalten sich der Duc d'Orleans vor andern distinguiret, und den gantzen ersten Hof des Palais Royal als eine kostbar gezierte Capelle einrichten läst. Den 1 Jun. Die heutige Frohn-Leichnams-procession unsrer Pa- roisse de St. Sulpice beschaueten wir von dem balcon des prince de Turenne, der uns dazu invitiret hatte. Den Anfang machte eine Parthey von denen Gardes suisses, welche das Volck zu beyden Seiten aus einander trieb, darauf folgten verschiedene Brüderschaften beyderley Geschlechts, iedwede hinter ihrer vorher getra- genen Fahne, deren Andacht durch 3 in gehöriger Distantz auf einander folgende Corps von trompetern u. Pauckern unterhalten und animiret wurde. Unter denen Brüder- schaften fanden sich verschiedene als Engel item als Marien ausgekleidete Kinder, sonderlich aber ein sehr schön gewachse- ner Knabe mit einem Schaffell bekleidet, der mit der lincken Hand ein klein Lamm an einem blauen Bande hinter sich her, in der rechten aber einen Creutz-Stab führete, wie Johannis der Täufer pfleget abgemahlet zu werden. Die Priester der Paroisse, über hundert an der Zahl, welche denen Bruderschaften nachfolgten, waren mit denen prächtigsten Meß-Gewanden angeschirret,

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/324>, abgerufen am 23.11.2024.