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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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hat man zu einem gemauerten Währ oder Fluht-Bette
angewendet, damit man bey einfallendem Frost und Eiß-
Gang das Waßer dahin weisen, folglich von denen
Rädern und Pumpen abhalten könne. Endlich ist der
auf diesem Berge, oder vielmehr an dem Hang deßelben
gelegene Garten der princesses de Conti nicht zu
vergeßen, von deßen terrasse man einen vortrefflichen
prospect in die plaine hat. Unser Nacht-Lager
war in dem Dorf Marly, dahin wir bey eingebroche-
nem Abend vollend zu Fuß promenirten, und

Den 3 Juni

mit dem frühesten die Besichtigung des hiesigen Königlichen
Gartens und deßen Zubehörungen, unter Anführung
eines Cicerone antraten, welches ein kleiner gebrechli-
cher Mann
, aber von allen und ieden Umständen des
Orts vollkommen au fait ist, sich auch von dieser profession
allein ernähret. Am Heckenwerck, berceaux und
was überhaupt das grüne anlanget, übertrift dieser
Garten unstreitig alle, so wir gesehen, die Waßer
Wercke und Statuen aber halten denen Versaillischen
die Wage. Nur hat das, was von weißem marmor
ist, viele Flecken, und ist sonst schadhaft, weil in
der minorennitaet des Königs der Regent alles eingehen,
auch so gar manche Neben-bassins zufüllen laßen.
Deßen ohngeachtet ist von diesen Dingen eine solche
Menge übrig, daß die besten Augen und die besten
Füße sich drüber ermüden. In dem Haupt-Pavillon
des Königs sind vor 2 Jahren besondere kleine degagemens
gemacht worden, dahin man durch eine verborgene Treppe,
und von da weiter nach dem apartement der Madame
de Maily
hinauf steigen kan, neben welchem eine
kleine Küche angebracht ist, darinn der König wohl bey
Gelegenheit selbst zu kochen pfleget. Nach einer 4 stündigen
motion, fuhren wir weiter auf

Trianon. Der von außen häuffig angebrachte bunte mar-
mor giebt diesem mit einer Etage erbaueten Lust-Schloß
ein so magnifiques, als angenehmes Ansehen. Der Garten
ist nach proporportion den Marly- und Versaillischen Weitläuffigkeit

hat man zu einem gemauerten Währ oder Fluht-Bette
angewendet, damit man bey einfallendem Frost und Eiß-
Gang das Waßer dahin weisen, folglich von denen
Rädern und Pumpen abhalten könne. Endlich ist der
auf diesem Berge, oder vielmehr an dem Hang deßelben
gelegene Garten der princesses de Conti nicht zu
vergeßen, von deßen terrasse man einen vortrefflichen
prospect in die plaine hat. Unser Nacht-Lager
war in dem Dorf Marly, dahin wir bey eingebroche-
nem Abend vollend zu Fuß promenirten, und

Den 3 Juni

mit dem frühesten die Besichtigung des hiesigen Königlichen
Gartens und deßen Zubehörungen, unter Anführung
eines Cicerone antraten, welches ein kleiner gebrechli-
cher Mann
, aber von allen und ieden Umständen des
Orts vollkommen au fait ist, sich auch von dieser profession
allein ernähret. Am Heckenwerck, berceaux und
was überhaupt das grüne anlanget, übertrift dieser
Garten unstreitig alle, so wir gesehen, die Waßer
Wercke und Statuen aber halten denen Versaillischen
die Wage. Nur hat das, was von weißem marmor
ist, viele Flecken, und ist sonst schadhaft, weil in
der minorennitaet des Königs der Regent alles eingehen,
auch so gar manche Neben-bassins zufüllen laßen.
Deßen ohngeachtet ist von diesen Dingen eine solche
Menge übrig, daß die besten Augen und die besten
Füße sich drüber ermüden. In dem Haupt-Pavillon
des Königs sind vor 2 Jahren besondere kleine degagemens
gemacht worden, dahin man durch eine verborgene Treppe,
und von da weiter nach dem apartement der Madame
de Maily
hinauf steigen kan, neben welchem eine
kleine Küche angebracht ist, darinn der König wohl bey
Gelegenheit selbst zu kochen pfleget. Nach einer 4 stündigen
motion, fuhren wir weiter auf

Trianon. Der von außen häuffig angebrachte bunte mar-
mor giebt diesem mit einer Etage erbaueten Lust-Schloß
ein so magnifiques, als angenehmes Ansehen. Der Garten
ist nach proporportion den Marly- und Versaillischen Weitläuffigkeit

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[0327] hat man zu einem gemauerten Währ oder Fluht-Bette angewendet, damit man bey einfallendem Frost und Eiß- Gang das Waßer dahin weisen, folglich von denen Rädern und Pumpen abhalten könne. Endlich ist der auf diesem Berge, oder vielmehr an dem Hang deßelben gelegene Garten der princess de Conti nicht zu vergeßen, von deßen terrasse man einen vortreffl: prospect in die plaine hat. Unser Nacht-Lager war in dem Dorf Marly, dahin wir bey eingebroche- nem Abend vollend zu Fuß promenirten, und Den 3 Jun: mit dem frühesten die Besichtigung des hiesigen Königl: Gartens und deßen Zubehörungen, unter Anführung eines Cicerone antraten, welches ein kleiner gebrechli- cher Mann, aber von allen und ieden Umständen des Orts vollkommen au fait ist, sich auch von dieser profession allein ernähret. Am Heckenwerck, berceaux und was überhaupt das grüne anlanget, übertrift dieser Garten unstreitig alle, so wir gesehen, die Waßer Wercke und Statuen aber halten denen Versaillischen die Wage. Nur hat das, was von weißem marmor ist, viele Flecken, und ist sonst schadhaft, weil in der minorennitaet des Königs der Regent alles eingehen, auch so gar manche Neben-bassins zufüllen laßen. Deßen ohngeachtet ist von diesen Dingen eine solche Menge übrig, daß die besten Augen und die besten Füße sich drüber ermüden. In dem Haupt-Pavillon des Königs sind vor 2 Jahren besondere kleine degagemens gemacht worden, dahin man durch eine verborgene Treppe, und von da weiter nach dem apartement der Madame de Maily hinauf steigen kan, neben welchem eine kleine Küche angebracht ist, darinn der König wohl bey Gelegenheit selbst zu kochen pfleget. Nach einer 4 stündigen motion, fuhren wir weiter auf Trianon. Der von außen häuffig angebrachte bunte mar- mor giebt diesem mit einer Etage erbaueten Lust-Schloß ein so magnifiques, als angenehmes Ansehen. Der Garten ist nach proporportion den Marly- und Versaillischen Weitläuffigkeit

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/327>, abgerufen am 27.11.2024.