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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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bey einer solchen audientz gegenwärtige Printzen von
Geblüt sowol, als die Printzen von denen Häusern Lothringen,
Bouillon und Rohan sich allemal mit dem Ambassadeur
zugleich bedecken, wie denn diesmal der Comte de
Charlois
und prince Lambesh, welche allein vorhanden
waren, solches genau beobachteten. 4) Daß er nicht
in dem Cabinet des Königs, sondern in dem ordentlichen
Zimmer, wo das Bette stehet, audientz hatte. Der König
saß neben dem Bette hinter der balustrade, welche
geöffnet war, und dichte vor der Oeffnung stund der
Nuncius. Wegen des Bedeckens ist noch zu erinnern,
daß derselbe bey der Königin und denen Mesdames
zwar auch bey Anfang der Rede, die Haube aufsetzte,
augenblicklich aber auch wieder abnahm, und in
der Hand behielt. Die Reden geschahen Italiänisch,
mit vollkommener parrhesie in einer schönen ver-
nehmlichen Aussprache, und ließ der Pabst den König
ermahnen, in seinem Eifer vor die Santa Chiesa
di Dio, als deren erstgebohrner Sohn, unabläßig
fortzu fahren, besonders auch bey ietzigen bedencklichen
Zeiten an Erhaltung des Friedens unter denen christli-
chen potentaten arbeiten zu helffen. Es wurde
auch sowol dem König, als der Königin und dem
Dauphin ein Päbstliche Breve übergeben. Von denen
übrigen Antworten war wenig zu verstehen, des
Dauphins Gegen-Compliment aber lautete also: je
vous prie, Monsieur, d'assures Sa Saintete de mon
respect filial. Nach sämtliche geendeten audientzen,
wurden die bis dahin auf dem Platz gebliebenen
Carossen abgeführet, und man stiege processionali-
ter a la Sale des Ambassadeurs zum letzenmal
hinunter, von da wir so fort mit allen eingela-
denen uns in das gewöhnliche Eß-Zimmer begaben.
Die Tafel war von 36 Personen, und saß der Nuncius,
wie natürlich, oben an, zur rechten der prince
Lambesh
, zur lincken der Introducteur, neben dem
prince Lambesh der grandmaitre des Königs, sodann

bey einer solchen audientz gegenwärtige Printzen von
Geblüt sowol, als die Printzen von denen Häusern Lothringen,
Bouillon und Rohan sich allemal mit dem Ambassadeur
zugleich bedecken, wie denn diesmal der Comte de
Charlois
und prince Lambesh, welche allein vorhanden
waren, solches genau beobachteten. 4) Daß er nicht
in dem Cabinet des Königs, sondern in dem ordentlichen
Zimmer, wo das Bette stehet, audientz hatte. Der König
saß neben dem Bette hinter der balustrade, welche
geöffnet war, und dichte vor der Oeffnung stund der
Nuncius. Wegen des Bedeckens ist noch zu erinnern,
daß derselbe bey der Königin und denen Mesdames
zwar auch bey Anfang der Rede, die Haube aufsetzte,
augenblicklich aber auch wieder abnahm, und in
der Hand behielt. Die Reden geschahen Italiänisch,
mit vollkommener parrhesie in einer schönen ver-
nehmlichen Aussprache, und ließ der Pabst den König
ermahnen, in seinem Eifer vor die Santa Chiesa
di Dio, als deren erstgebohrner Sohn, unabläßig
fortzu fahren, besonders auch bey ietzigen bedencklichen
Zeiten an Erhaltung des Friedens unter denen christli-
chen potentaten arbeiten zu helffen. Es wurde
auch sowol dem König, als der Königin und dem
Dauphin ein Päbstliche Breve übergeben. Von denen
übrigen Antworten war wenig zu verstehen, des
Dauphins Gegen-Compliment aber lautete also: je
vous prie, Monsieur, d'assures Sa Sainteté de mon
respect filial. Nach sämtliche geendeten audientzen,
wurden die bis dahin auf dem Platz gebliebenen
Carossen abgeführet, und man stiege processionali-
ter à la Sale des Ambassadeurs zum letzenmal
hinunter, von da wir so fort mit allen eingela-
denen uns in das gewöhnliche Eß-Zimmer begaben.
Die Tafel war von 36 Personen, und saß der Nuncius,
wie natürlich, oben an, zur rechten der prince
Lambesh
, zur lincken der Introducteur, neben dem
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[0339] bey einer solchen audientz gegenwärtige Printzen von Geblüt sowol, als die Printzen von denen Häusern Lothringen, Bouillon und Rohan sich allemal mit dem Ambassadeur zugleich bedecken, wie denn diesmal der Comte de Charlois und prince Lambesh, welche allein vorhanden waren, solches genau beobachteten. 4) Daß er nicht in dem Cabinet des Königs, sondern in dem ordentl: Zimmer, wo das Bette stehet, audientz hatte. Der König saß neben dem Bette hinter der balustrade, welche geöffnet war, und dichte vor der Oeffnung stund der Nuncius. Wegen des Bedeckens ist noch zu erinnern, daß derselbe bey der Königin und denen Mesdames zwar auch bey Anfang der Rede, die Haube aufsetzte, augenblicklich aber auch wieder abnahm, und in der Hand behielt. Die Reden geschahen Italiänisch, mit vollkommener parrhesie in einer schönen ver- nehmlichen Aussprache, und ließ der Pabst den König ermahnen, in seinem Eifer vor die Santa Chiesa di Dio, als deren erstgebohrner Sohn, unabläßig fortzu fahren, besonders auch bey ietzigen bedencklichen Zeiten an Erhaltung des Friedens unter denen christli- chen potentaten arbeiten zu helffen. Es wurde auch sowol dem König, als der Königin und dem Dauphin ein Päbstl: Breve übergeben. Von denen übrigen Antworten war wenig zu verstehen, des Dauphins Gegen-Compliment aber lautete also: je vous prie, Monsieur, d'assures Sa Sainteté de mon respect filial. Nach sämtl: geendeten audientzen, wurden die bis dahin auf dem Platz gebliebenen Carossen abgeführet, und man stiege processionali- ter à la Sale des Ambassadeurs zum letzenmal hinunter, von da wir so fort mit allen eingela- denen uns in das gewöhnliche Eß-Zimmer begaben. Die Tafel war von 36 Personen, und saß der Nuncius, wie natürlich, oben an, zur rechten der prince Lambesh, zur lincken der Introducteur, neben dem prince Lambesh der grandmaitre des Königs, sodann

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/339>, abgerufen am 23.11.2024.