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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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die Stadt ist zwar groß aber schlecht und räuchericht, und sind Handschu-
und Kammmacher die stärcksten Handwerker hieselbst. Auch werden viel
grobe wollene Mützen und Strümpfte vor die Colonien in America hier
gewircket, sonst aber ist die Haupt Nahrung der Provintz Korn und
Vieh. Nachmittags gab der Intendant Illustrissimo die Gegen Visite, und
redete abermal wie gestern von nützlicher Policey und Gouver-
nements-materien, invitierte uns auch nochmahls auf den Abend
zu sich. Dahero wir uns den nach 7 Uhr hinbegaben, und wir gestern mit
dem Intendanten im Garten promenireten, so dann aber das Abend-
Eßen einnahmen, die Comtesse de Gallizariere, deren Gemahl bey der-
marine engagiret ist, und noch ein paar Dames, welche gestern nicht
da gewesen, vormehreten die Gesellschafft, und sprach der Inten
dant
sowohl als seine Gemahlin von Monsieur Rollin und dem Abbe
d'Asfeld
mit großer approbation, wie sie denn einen Sohn und eine
Tochter bey dem Marechal d'Asfeld der mit ihnen verwand ist zu Paris
erziehen laßen. Wir brillireten bey dieser Gelegenheit mit unsern
Rollin- und Asfeldischen Special-Bekantschafft. Der Malthesische
Commandeur
ein gantz feiner Mann, gab uns von der Malthesischen
Einrichtung viele gute Nachrichten. Zum Exempel daß der Großmei-
ster von Maltha
in Sachen, den Orden betreffend, zwar an sein Conseil
und das Ordens Capitel gebunden, in Ansehung der Insul und deren Ein-
wohner aber absolut und schlechter Dings abs Souverain sey. Daß
er ordentlicher weise in seiner residentz einen auf gewisse Art ge-
machten schwartzen Langen=Rock, und den großen goldenen Schlüssel
des Heiligen Grabes an der Seite trage, auf dem Lande aber in ordent-
licher weltlicher Kleidung und im Degen gehe. Daß er von denen
Unterthanen der Insul Eminence Serenissime, von denen Rittern
und andern aber nur Eminence tituliret werde. Daß das

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die Stadt ist zwar groß aber schlecht und räuchericht, und sind Handschu-
und Kammmacher die stärcksten Handwerker hieselbst. Auch werden viel
grobe wollene Mützen und Strümpfte vor die Colonien in America hier
gewircket, sonst aber ist die Haupt Nahrung der Provintz Korn und
Vieh. Nachmittags gab der Intendant Illustrissimo die Gegen Visite, und
redete abermal wie gestern von nützlicher Policey und Gouver-
nements-materien, invitierte uns auch nochmahls auf den Abend
zu sich. Dahero wir uns den nach 7 Uhr hinbegaben, und wir gestern mit
dem Intendanten im Garten promenireten, so dann aber das Abend-
Eßen einnahmen, die Comtesse de Gallizariere, deren Gemahl bey der-
marine engagiret ist, und noch ein paar Dames, welche gestern nicht
da gewesen, vormehreten die Gesellschafft, und sprach der Inten
dant
sowohl als seine Gemahlin von Monsieur Rollin und dem Abbé
d’Asfeld
mit großer approbation, wie sie denn einen Sohn und eine
Tochter bey dem Marechal d’Asfeld der mit ihnen verwand ist zu Paris
erziehen laßen. Wir brillireten bey dieser Gelegenheit mit unsern
Rollin- und Asfeldischen Special-Bekantschafft. Der Malthesische
Commandeur
ein gantz feiner Mann, gab uns von der Malthesischen
Einrichtung viele gute Nachrichten. Zum Exempel daß der Großmei-
ster von Maltha
in Sachen, den Orden betreffend, zwar an sein Conseil
und das Ordens Capitel gebunden, in Ansehung der Insul und deren Ein-
wohner aber absolut und schlechter Dings abs Souverain sey. Daß
er ordentlicher weise in seiner residentz einen auf gewisse Art ge-
machten schwartzen Langen=Rock, und den großen goldenen Schlüssel
des Heiligen Grabes an der Seite trage, auf dem Lande aber in ordent-
licher weltlicher Kleidung und im Degen gehe. Daß er von denen
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[0364] 175 die Stadt ist zwar groß aber schlecht und räuchericht, und sind Handschu- und Kammmacher die stärcksten Handwerker hieselbst. Auch werden viel grobe wollene Mützen und Strümpfte vor die Colonien in America hier gewircket, sonst aber ist die Haupt Nahrung der Provintz Korn und Vieh. Nachmittags gab der Intendant Illmo die Gegen Visite, und redete abermal wie gestern von nützlicher Policey und Gouver- nements-materien, invitierte uns auch nochmahls auf den Abend zu sich. Dahero wir uns den nach 7 Uhr hinbegaben, und wir gestern mit dem Intendanten im Garten promenireten, so dann aber das Abend- Eßen einnahmen, die Comtesse de Gallizariere, deren Gemahl bey der- marine engagiret ist, und noch ein paar Dames, welche gestern nicht da gewesen, vormehreten die Gesellschafft, und sprach der Inten dant sowohl als seine Gemahlin von Mr. Rollin und dem Abbé d’Asfeld mit großer approbation, wie sie denn einen Sohn und eine Tochter bey dem Marechal d’Asfeld der mit ihnen verwand ist zu Paris erziehen laßen. Wir brillireten bey dieser Gelegenheit mit unsern Rollin- und Asfeldischen Special-Bekantschafft. Der Malthesische Commandeur ein gantz feiner Mann, gab uns von der Malthesischen Einrichtung viele gute Nachrichten. Zum Exempel daß der Großmei- ster von Maltha in Sachen, den Orden betreffend, zwar an sein Conseil und das Ordens Capitel gebunden, in Ansehung der Insul und deren Ein- wohner aber absolut und schlechter Dings abs Souverain sey. Daß er ordentlicher weise in seiner residentz einen auf gewisse Art ge- machten schwartzen Langen=Rock, und den großen goldenen Schlüssel des H. Grabes an der Seite trage, auf dem Lande aber in ordent- licher weltlicher Kleidung und im Degen gehe. Daß er von denen Unterthanen der Insul Eminence Serenissime, von denen Rittern und andern aber nur Eminence tituliret werde. Daß das

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/364>, abgerufen am 23.11.2024.