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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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de Crillon ist noch anzumercken, daß er in dem Process der Pater Girard
und der Cadiere, als damaliger Conseiller Clerc au parlement de
Toulouse, Referent gewesen, und dadurch, daß er dem Girard loß ge-
holfen, diese Stelle verdienet habe. Unsre Esel führeten uns

30 Juli

Mittags bis nach dem Dorf Gigean zum Dine, und brachten uns Nach=
Mittags glücklich nach Montpellier, nachdem wir zwischen Agde und Gigean den Port de Cette, woselbst der canal in das Mittländische Meer fällt, rechter Hand liegen sehen. die Gegenden der Provintz Languedoc,
durch welche wir bis hieher passiret, sind auf denen Gebürgen steril, in
den Thälern und pleinen aber sehr fruchtbar, dießeit, eine Stunde von
Carcassone gehen die Oliven= und Maulbeer=Bäume an, davon diese zur
unterhaltung des in diesem Lande häufigen Seiden Wurms, und iener,
zum Öhl dienen. Es ist noch anzumercken, daß wir zwischen Agde und
Gigean den Port Cette, woselbst der canal in das Mittelländishce
Meer fält, rechter Hand liegen sehen. Wieder auf die Oliven Bäume
zu kommen, verwendet man hier an, daß
Doch ist das hiesige Öhl nicht so gut, als das
provencer. Der Stamm des Oliven Baums ist fast durchgängig
kurtz und struppig, und siehet das Blat am3 ähnlichsten4 der1 Weide2,
nur daß es nicht so lang ist. Daß sie Winters und Sommers grünen,
ersetzt den Mangel der übrigen Annehmlichkeit. Diese Bäume sind
grösten theils alleen-Weise mitten in das Getreyde hinein gepflantzet,
und geben von ferner das Ansehen eines Waldes. Der häufig wilde Meyran =
giebt denen Reisenden einen sehr angenehmen Geruch. Eine besondere =
Dresch Art haben wir in dieser Provintz gar oft zu Gesichte bekommen,
da nehmlich eine Anzahl Maul=Esel oder Pferde zusammen gekuppelt
wird, welche a Rest dem unter sie gestreueten Getreyde im Kreiß he-
rum lauffen, und nicht nur die Körner austreten, sondern auch nach
gehends das Stroh in so kleine Stücke zertrampeln, daß man das Henker-
lings-Schneidens überhoben seyn kan. Auf die unterhaltung der
Wege, welche von gestampften Kiß, bey ietziger Zeit aber über die
maaßen staubig sind, werden jährlich von denen Ständen 50000 Livre tournois
verwendet. Der Abend wurde mit ausruhen zugebracht.

Vom 31. Juli bis den 3ten August

Hatten wir zu unserem Aufenthalt in Montpellier destiniret,
waren aber so unglücklich daß der Marquise de Nogaret, Marechal
des TremetCampe, und unter Commandant der Provintz, ein Mann von 80 Jahren

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de Crillon ist noch anzumercken, daß er in dem Process der Pater Girard
und der Cadiere, als damaliger Conseiller Clerc au parlement de
Toulouse, Referent gewesen, und dadurch, daß er dem Girard loß ge-
holfen, diese Stelle verdienet habe. Unsre Esel führeten uns

30 Juli

Mittags bis nach dem Dorf Gigean zum Dine, und brachten uns Nach=
Mittags glücklich nach Montpellier, nachdem wir zwischen Agde und Gigean den Port de Cette, woselbst der canal in das Mittländische Meer fällt, rechter Hand liegen sehen. die Gegenden der Provintz Languedoc,
durch welche wir bis hieher passiret, sind auf denen Gebürgen steril, in
den Thälern und pleinen aber sehr fruchtbar, dießeit, eine Stunde von
Carcassone gehen die Oliven= und Maulbeer=Bäume an, davon diese zur
unterhaltung des in diesem Lande häufigen Seiden Wurms, und iener,
zum Öhl dienen. Es ist noch anzumercken, daß wir zwischen Agde und
Gigean den Port Cette, woselbst der canal in das Mittelländishce
Meer fält, rechter Hand liegen sehen. Wieder auf die Oliven Bäume
zu kommen, verwendet man hier an, daß
Doch ist das hiesige Öhl nicht so gut, als das
provencer. Der Stamm des Oliven Baums ist fast durchgängig
kurtz und struppig, und siehet das Blat am3 ähnlichsten4 der1 Weide2,
nur daß es nicht so lang ist. Daß sie Winters und Sommers grünen,
ersetzt den Mangel der übrigen Annehmlichkeit. Diese Bäume sind
grösten theils alleen-Weise mitten in das Getreyde hinein gepflantzet,
und geben von ferner das Ansehen eines Waldes. Der häufig wilde Meyran =
giebt denen Reisenden einen sehr angenehmen Geruch. Eine besondere =
Dresch Art haben wir in dieser Provintz gar oft zu Gesichte bekommen,
da nehmlich eine Anzahl Maul=Esel oder Pferde zusammen gekuppelt
wird, welche à Rest dem unter sie gestreueten Getreyde im Kreiß he-
rum lauffen, und nicht nur die Körner austreten, sondern auch nach
gehends das Stroh in so kleine Stücke zertrampeln, daß man das Henker-
lings-Schneidens überhoben seyn kan. Auf die unterhaltung der
Wege, welche von gestampften Kiß, bey ietziger Zeit aber über die
maaßen staubig sind, werden jährlich von denen Ständen 50000 Livre tournois
verwendet. Der Abend wurde mit ausruhen zugebracht.

Vom 31. Juli bis den 3ten August

Hatten wir zu unserem Aufenthalt in Montpellier destiniret,
waren aber so unglücklich daß der Marquise de Nogaret, Marechal
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[0394] 190 de Crillon ist noch anzumercken, daß er in dem Process der P. Girard und der Cadiere, als damaliger Conseiller Clerc au parlement de Toulouse, Referent gewesen, und dadurch, daß er dem Girard loß ge- holfen, diese Stelle verdienet habe. Unsre Esel führeten uns 30 Jul. Mittags bis nach dem Dorf Gigean zum Dine, und brachten uns Nach= Mittags glücklich nach Montpellier, nachdem wir zwischen Agde und Gigean den Port de Cette, woselbst der canal in das Mittländische Meer fällt, rechter Hand liegen sehen. die Gegenden der Provintz Languedoc, durch welche wir bis hieher passiret, sind auf denen Gebürgen steril, in den Thälern und pleinen aber sehr fruchtbar, dießeit, eine Stunde von Carcassone gehen die Oliven= und Maulbeer=Bäume an, davon diese zur unterhaltung des in diesem Lande häufigen Seiden Wurms, und iene, zum Öhl dienen. Doch ist das hiesige Öhl nicht so gut, als das provencer. Der Stamm des Oliven Baums ist fast durchgängig kurtz und struppig, und siehet das Blat am3 ähnlichsten4 der1 Weide2, nur daß es nicht so lang ist. Daß sie Winters und Sommers grünen, ersetzt den Mangel der übrigen Annehmlichkeit. Diese Bäume sind grösten theils alleen-Weise mitten in das Getreyde hinein gepflantzet, und geben von ferner das Ansehen eines Waldes. Der häufig wilde Meyran giebt denen Reisenden einen sehr angenehmen Geruch. Eine besondere Dresch Art haben wir in dieser Provintz gar oft zu Gesichte bekommen, da nehmlich eine Anzahl Maul=Esel oder Pferde zusammen gekuppelt wird, welche dem unter sie gestreueten Getreyde im Kreiß he- rum lauffen, und nicht nur die Körner austreten, sondern auch nach gehends das Stroh in so kleine Stücke zertrampeln, daß man das Henker- lings-Schneidens überhoben seyn kan. Auf die unterhaltung der Wege, welche von gestampften Kiß, bey ietziger Zeit aber über die maaßen staubig sind, werden jährl. von denen Ständen 50000 lt. verwendet. Der Abend wurde mit ausruhen zugebracht. Vom 31. Jul. bis den 3ten Augl. Hatten wir zu unserem Aufenthalt in Montpellier destiniret, waren aber so unglücklich daß der Marquise de Nogaret, Marechal des Campe, und unter Commandant der Provintz, ein Mann von 80 Jahren

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/394>, abgerufen am 23.11.2024.