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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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ist, wie bekannt, sehr alt, und soll schon 600 Jahr vor Christi Geburth erbauet
seyn. Sie lieget fast in einem halben circul an dem Fuß eines hohen Felsen-
Gebürges, und ist recht groß, auch die Neustadt mit breiten geraden Gaßen
und modernen massiven Häuser überaus schön erbauet. In der alten Stadt
hingegen sind die Gaßen desto enger und krümmer.

Den 10 August

Hatten wir den Monsieur de Bernage Mittags zu Gaste, und, weil wegen der extremen
Hitze nichts vorzunehmen auch ohne dies hier weiter nichts zu sehen war, decampireten
wir Abends um 9 Uhr mit dem Thor=Schluß, nachdem wir unsere coffres zu mena-
girung unserer krancken Räder, mit eigener Gelegenheit voraus geschickt. Die
Gegend zwischen hier und Toulon ist lauter unfruchtbahres Felsen Gebürge, zwischen
welchen hin und wieder ein kleines mit Wein und Öhlen-Bäumen angebauetes Thal
zu sehen. Die letzte Post aber vor Toulon, den der ziemlich schmale Weg und
mit einer gantz niedrigen Mauer verschränckte Weg sich unten an dem Gebürge
herum schlinget, ist rollend eine rechte Wüsteney, und sind die zu beyden Seiten
stehende Klippen und Felsen so beschaffen, daß die Salburger Berge da-
gegen vor Hügel passiren müßen. Wir arrivireten indeßen

Den 11ten August

Früh um 7 Uhr zu Toulon gantz glücklich. Bald nach unserer Ankunft schickte
der Commandant de la marine und Lieutenant general Monsieur de Benneville
den Schiff-Major Monsieur de Grammont an Illustrissimum ab, ließ zur glücklichen
Ankunft gratuliren, und zum Mittags-Eßen einladen. Wie wir vernahmen
so hatte die Marquise de Saint Felix zu Toulouse an die Presidente de Bandol,
welche ietzo 2 Stunden von hier sich auf ihrem Landhause befindet, diese letztere aber
an den General unsert wegen geschrieben, und uns bestens recommandiret.
Wir acceptirten die Einladung, und gegen Mittag fand sich der Major wieder
zu unserer Abhohlung ein, der uns denn, weil unser Weg ohnedies uns vorbey
führete, erst bey dem Gouverneur Monsieur de Marnesias, und hiernächst bey dem
Intendant de la Marine Monsieur Villeblanche praesentirete. Beyde empfingen uns
überaus obligeant, und offerireten ihre Dienste, wie wir denn ohnedies von Monsieur
de Bernage aus Montpellier einen Brief an den letzten bey uns hatten, und
überreicheten. Endlich gelangeten wir zu unserm 68 Jährigen General, der die
Gutheit selber ist, und uns versicherte, wie Illustrissimus von Madame de Bandol
ihm so nachdrücklich recommandiret wäre, daß sie ihres eigenen Sohnes wegen
nicht mehr empressement hätte zeigen können. Er bedauerte dabey seine
podagrische Unbehülflichkeit, die ihn hindern würden, Illustrissimum selbst aller

ist, wie bekannt, sehr alt, und soll schon 600 Jahr vor Christi Geburth erbauet
seyn. Sie lieget fast in einem halben circul an dem Fuß eines hohen Felsen-
Gebürges, und ist recht groß, auch die Neustadt mit breiten geraden Gaßen
und modernen massiven Häuser überaus schön erbauet. In der alten Stadt
hingegen sind die Gaßen desto enger und krümmer.

Den 10 August

Hatten wir den Monsieur de Bernage Mittags zu Gaste, und, weil wegen der extremen
Hitze nichts vorzunehmen auch ohne dies hier weiter nichts zu sehen war, decampireten
wir Abends um 9 Uhr mit dem Thor=Schluß, nachdem wir unsere coffres zu mena-
girung unserer krancken Räder, mit eigener Gelegenheit voraus geschickt. Die
Gegend zwischen hier und Toulon ist lauter unfruchtbahres Felsen Gebürge, zwischen
welchen hin und wieder ein kleines mit Wein und Öhlen-Bäumen angebauetes Thal
zu sehen. Die letzte Post aber vor Toulon, den der ziemlich schmale Weg und
mit einer gantz niedrigen Mauer verschränckte Weg sich unten an dem Gebürge
herum schlinget, ist rollend eine rechte Wüsteney, und sind die zu beyden Seiten
stehende Klippen und Felsen so beschaffen, daß die Salburger Berge da-
gegen vor Hügel passiren müßen. Wir arrivireten indeßen

Den 11ten August

Früh um 7 Uhr zu Toulon gantz glücklich. Bald nach unserer Ankunft schickte
der Commandant de la marine und Lieutenant general Monsieur de Benneville
den Schiff-Major Monsieur de Grammont an Illustrissimum ab, ließ zur glücklichen
Ankunft gratuliren, und zum Mittags-Eßen einladen. Wie wir vernahmen
so hatte die Marquise de Saint Felix zu Toulouse an die Presidente de Bandol,
welche ietzo 2 Stunden von hier sich auf ihrem Landhause befindet, diese letztere aber
an den General unsert wegen geschrieben, und uns bestens recommandiret.
Wir acceptirten die Einladung, und gegen Mittag fand sich der Major wieder
zu unserer Abhohlung ein, der uns denn, weil unser Weg ohnedies uns vorbey
führete, erst bey dem Gouverneur Monsieur de Marnesias, und hiernächst bey dem
Intendant de la Marine Monsieur Villeblanche praesentirete. Beyde empfingen uns
überaus obligeant, und offerireten ihre Dienste, wie wir denn ohnedies von Monsieur
de Bernage aus Montpellier einen Brief an den letzten bey uns hatten, und
überreicheten. Endlich gelangeten wir zu unserm 68 Jährigen General, der die
Gutheit selber ist, und uns versicherte, wie Illustrissimus von Madame de Bandol
ihm so nachdrücklich recommandiret wäre, daß sie ihres eigenen Sohnes wegen
nicht mehr empressement hätte zeigen können. Er bedauerte dabey seine
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[0407] ist, wie bekannt, sehr alt, und soll schon 600 Jahr vor Christi Geburth erbauet seyn. Sie lieget fast in einem halben circul an dem Fuß eines hohen Felsen- Gebürges, und ist recht groß, auch die Neustadt mit breiten geraden Gaßen und modernen massiven Häuser überaus schön erbauet. In der alten Stadt hingegen sind die Gaßen desto enger und krümmer. Den 10 Augl. Hatten wir den Mr: de Bernage Mittags zu Gaste, und, weil wegen der extremen Hitze nichts vorzunehmen auch ohne dies hier weiter nichts zu sehen war, decampireten wir Abends um 9 Uhr mit dem Thor=Schluß, nachdem wir unsere coffres zu mena- girung unserer krancken Räder, mit eigener Gelegenheit voraus geschickt. Die Gegend zwischen hier und Toulon ist lauter unfruchtbahres Felsen Gebürge, zwischen welchen hin und wieder ein kleines mit Wein und Öhlen-Bäumen angebauetes Thal zu sehen. Die letzte Post aber vor Toulon, den der ziemlich schmale und mit einer gantz niedrigen Mauer verschränckte Weg sich unten an dem Gebürge herum schlinget, ist rollend eine rechte Wüsteney, und sind die zu beyden Seiten stehende Klippen und Felsen so beschaffen, daß die Salburger Berge da- gegen vor Hügel passiren müßen. Wir arrivireten indeßen Den 11ten Augl. Früh um 7 Uhr zu Toulon gantz glücklich. Bald nach unserer Ankunft schickte der Commandant de la marine und Lieutenant general Mr de Benneville den Schiff-Major Mr de Grammont an Illmum ab, ließ zur glücklichen Ankunft gratuliren, und zum Mittags-Eßen einladen. Wie wir vernahmen so hatte die Marquise de St: Felix zu Toulouse an die Presidente de Bandol, welche ietzo 2 Stunden von hier sich auf ihrem Landhause befindet, diese letztere aber an den General unsert wegen geschrieben, und uns bestens recommandiret. Wir acceptirten die Einladung, und gegen Mittag fand sich der Major wieder zu unserer Abhohlung ein, der uns denn, weil unser Weg ohnedies uns vorbey führete, erst bey dem Gouverneur Mr de Marnesias, und hiernächst bey dem Intendant de la Marine Mr Villeblanche praesentirete. Beyde empfingen uns überaus obligeant, und offerireten ihre Dienste, wie wir denn ohnedies von Mr de Bernage aus Montpellier einen Brief an den letzten bey uns hatten, und überreicheten. Endlich gelangeten wir zu unserm 68 Jährigen General, der die Gutheit selber ist, und uns versicherte, wie Illmus von Madame de Bandol ihm so nachdrücklich recommandiret wäre, daß sie ihres eigenen Sohnes wegen nicht mehr empressement hätte zeigen können. Er bedauerte dabey seine podagrische Unbehülflichkeit, die ihn hindern würde, Illmum selbst aller

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/407>, abgerufen am 24.11.2024.