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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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sodann, nach einer passirten steinern Brücke, an dem
lincker Hand des Waßers gelegenen Felsen - Gebürgen
bis zu einer solchen Höhe hinauf, daß das hinunter Schauen
in die erschreckliche Tiefe einem leicht den Schwindel, ein
scheues oder unsicheres Pferd aber noch größern Schaden
zuziehen könnte. Die passage gehet Anfangs, wo der Platz
zwischen dem Gebürge noch etwas räumlich ist, durch
eine Schneide-Mühle, ferner durch eine kleine meterie,
und bald darauf bey einem hohen Ofen und Hammer-Werck
vorbey, sodann aber, wo die Kluft zwischen denen Felsen
recht enge wird, durch ein mit doppelten Thoren ver-
wahrtes Haus, welches Thore Abends geschloßen und durch
einen da wohnenden Frater gehütet werden. Weiter hin
hat man noch ein dergleichen Thor-Haus angelegt gehabt,
um zu der Zeit des jährlichen General-capituls die Zu-
gängen des Closters desto genauer zu bewahren: weil
aber ein Stück Felsen herunter auf das Gebäude gefallen,
so stehen davon nur die Mauren, und ist weder Thor noch
Thür-Hüter vorhanden. Das Closter selbst lieget auf einer
Höhe, welche einen Wiesen-Grund vorstellet, aber doch
mit noch weit höhern Felsen und waldigten Gebürgen
umgeben ist. In Summa die gantze bisher beschriebene Ge-
legenheit stellet eine solche Wildniß und Einöde vor,
welche, nach dem unterschiedenen Geschmack der Menschen,
dem einem grauerlich, und dem andern angenehm schei-
net. Der Plan des weitläuffigen Closter-Gebäudes ist ein
länglig Viereck, mit einer Mauer umschloßen, und alles
durchaus massiv und propre, aber gantz simple, wie
denn das ietzige Gebäude erst 60 Jahr stehet, nachdem
das vorige durch eine Feuers-Brunst in die Asche geleget
worden. Außerhalb der Mauer stehen etliche Wirthschafts-
Gebäude und Ställe. Vor dem großen Thor, welches in die
avant cous des Closters führet, stiegen wir ab, gaben,
der Gewohnheit nach, unser Seiten-Gewehr dem portier
in Verwahrung, und wurden von dem Pater Provediteur,
Dom du Cret
gleich unter dem Thor auf das obligeanteste
empfangen, und über den Hof nach dem Closter in einen

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sodann, nach einer passirten steinern Brücke, an dem
lincker Hand des Waßers gelegenen Felsen - Gebürgen
bis zu einer solchen Höhe hinauf, daß das hinunter Schauen
in die erschreckliche Tiefe einem leicht den Schwindel, ein
scheues oder unsicheres Pferd aber noch größern Schaden
zuziehen könnte. Die passage gehet Anfangs, wo der Platz
zwischen dem Gebürge noch etwas räumlich ist, durch
eine Schneide-Mühle, ferner durch eine kleine meterie,
und bald darauf bey einem hohen Ofen und Hammer-Werck
vorbey, sodann aber, wo die Kluft zwischen denen Felsen
recht enge wird, durch ein mit doppelten Thoren ver-
wahrtes Haus, welches Thore Abends geschloßen und durch
einen da wohnenden Frater gehütet werden. Weiter hin
hat man noch ein dergleichen Thor-Haus angelegt gehabt,
um zu der Zeit des jährlichen General-capituls die Zu-
gängen des Closters desto genauer zu bewahren: weil
aber ein Stück Felsen herunter auf das Gebäude gefallen,
so stehen davon nur die Mauren, und ist weder Thor noch
Thür-Hüter vorhanden. Das Closter selbst lieget auf einer
Höhe, welche einen Wiesen-Grund vorstellet, aber doch
mit noch weit höhern Felsen und waldigten Gebürgen
umgeben ist. In Summa die gantze bisher beschriebene Ge-
legenheit stellet eine solche Wildniß und Einöde vor,
welche, nach dem unterschiedenen Geschmack der Menschen,
dem einem grauerlich, und dem andern angenehm schei-
net. Der Plan des weitläuffigen Closter-Gebäudes ist ein
länglig Viereck, mit einer Mauer umschloßen, und alles
durchaus massiv und propre, aber gantz simple, wie
denn das ietzige Gebäude erst 60 Jahr stehet, nachdem
das vorige durch eine Feuers-Brunst in die Asche geleget
worden. Außerhalb der Mauer stehen etliche Wirthschafts-
Gebäude und Ställe. Vor dem großen Thor, welches in die
avant cous des Closters führet, stiegen wir ab, gaben,
der Gewohnheit nach, unser Seiten-Gewehr dem portier
in Verwahrung, und wurden von dem Pater Provediteur,
Dom du Cret
gleich unter dem Thor auf das obligeanteste
empfangen, und über den Hof nach dem Closter in einen

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[0442] 214 sodann, nach einer passirten steinern Brücke, an dem lincker Hand des Waßers gelegenen Felsen - Gebürge bis zu einer solchen Höhe hinauf, daß das hinunter Schauen in die erschreckliche Tiefe einem leicht den Schwindel, ein scheues oder unsicheres Pferd aber noch größern Schaden zuziehen könnte. Die passage gehet Anfangs, wo der Platz zwischen dem Gebürge noch etwas räumlich ist, durch eine Schneide-Mühle, ferner durch eine kleine meterie, und bald darauf bey einem hohen Ofen und Hammer-Werck vorbey, sodann aber, wo die Kluft zwischen denen Felsen recht enge wird, durch ein mit doppelten Thoren ver- wahrtes Haus, welches Thore Abends geschloßen und durch einen da wohnenden Frater gehütet werden. Weiter hin hat man noch ein dergleichen Thor-Haus angelegt gehabt, um zu der Zeit des jährlichen General-capituls die Zu- gänge des Closters desto genauer zu bewahren: weil aber ein Stück Felsen herunter auf das Gebäude gefallen, so stehen davon nur die Mauren, und ist weder Thor noch Thür-Hüter vorhanden. Das Closter selbst lieget auf einer Höhe, welche einen Wiesen-Grund vorstellet, aber doch mit noch weit höhern Felsen und waldigten Gebürgen umgeben ist. In Summa die gantze bisher beschriebene Ge- legenheit stellet eine solche Wildniß und Einöde vor, welche, nach dem unterschiedenen Geschmack der Menschen, dem einem grauerlich, und dem andern angenehm schei- net. Der Plan des weitläuffigen Closter-Gebäudes ist ein länglig Viereck, mit einer Mauer umschloßen, und alles durchaus massiv und propre, aber gantz simple, wie denn das ietzige Gebäude erst 60 Jahr stehet, nachdem das vorige durch eine Feuers-Brunst in die Asche geleget worden. Außerhalb der Mauer stehen etliche Wirthschafts- Gebäude und Ställe. Vor dem großen Thor, welches in die avant cous des Closters führet, stiegen wir ab, gaben, der Gewohnheit nach, unser Seiten-Gewehr dem portier in Verwahrung, und wurden von dem Pater Provediteur, Dom du Cret gleich unter dem Thor auf das obligeanteste empfangen, und über den Hof nach dem Closter in einen

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/442>, abgerufen am 27.11.2024.