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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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Kästgen angemacht, welche oben gantz offen sind, unten
aber spitz zugehen und ein kleines Loch haben. Aus einem
Kästgen nun läuft der Sand immer in das folgende, und
verursachet dadurch das Umdrehen des Rades, und folglich
auch des damit connectirenden Stunden-Zeigers. Das nötige
contrepoid wird dem Sande durch ein Bley=Gewicht gegeben,
welches man alle 30 Stunden aufziehet, und währendes
solches Aufziehens das Rad mit dem Finger an der Wand
feste hält. Seine besondre Bilder-invention, die oben
berühret worden, bestehet darinn, daß er eine gestochene
Kupfer-Platte mit rother oder schwartzer Farbe eben so
bestreichet, als ob solche auf Papier abgedrucket werden
solte, sodann subtil praeparirten Gips eines Fingers
Dicke darüber gießet, und darauf trocknen läst. Wenn
nun die Gips-Tafel von der Kupfer-Platte abgenommen
wird, so hat sich in jene der Stich und die Farbe eben so
accurat, als auf ein Papier, abgedrucket, und wird
als denn die Gips-Tafel auf eine geweiße Art poliret,
welches den effect machet, daß dieselbe einer gravirten
Silber-Platte vollkommen ähnlich siehet. Hierauf besahen
wir in Begleitung unsers Führers 1) den großen Saal,
darinn alle Jahre das General-Capitul des Ordens ge-
halten wird. Die teutschen Priores haben dabey über
alle andre den rang, dürffen auch bey ihrer Ankunft in
den Hof des Closters hinein reiten, da alle andre, gleich
uns, vor dem Thore absteigen müßen, welche Vorzüge
ihnen iedoch nicht wegen der Landsmannschaft mit dem
Ordens-Stiffter Brunone, sondern deswegen eingeräu-
met worden, weil die teutschen Cartheuser zu Bey-
legung des großen Pabst-Schismatis sehr viel beygetragen.
Der Saal ist mit Bildern, welche die Lebens-Geschichte
Brunonis vorstellen, und mit denen Portraits derer
Generalen des Ordens behenget. Jene sind Copien von
denen ehemals erwehnten vortrefflichen Gemählden
in der Pariser Carthause.

2) Die große Galerie, in welcher zu beyden Seiten

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Kästgen angemacht, welche oben gantz offen sind, unten
aber spitz zugehen und ein kleines Loch haben. Aus einem
Kästgen nun läuft der Sand immer in das folgende, und
verursachet dadurch das Umdrehen des Rades, und folglich
auch des damit connectirenden Stunden-Zeigers. Das nötige
contrepoid wird dem Sande durch ein Bley=Gewicht gegeben,
welches man alle 30 Stunden aufziehet, und währendes
solches Aufziehens das Rad mit dem Finger an der Wand
feste hält. Seine besondre Bilder-invention, die oben
berühret worden, bestehet darinn, daß er eine gestochene
Kupfer-Platte mit rother oder schwartzer Farbe eben so
bestreichet, als ob solche auf Papier abgedrucket werden
solte, sodann subtil praeparirten Gips eines Fingers
Dicke darüber gießet, und darauf trocknen läst. Wenn
nun die Gips-Tafel von der Kupfer-Platte abgenommen
wird, so hat sich in jene der Stich und die Farbe eben so
accurat, als auf ein Papier, abgedrucket, und wird
als denn die Gips-Tafel auf eine geweiße Art poliret,
welches den effect machet, daß dieselbe einer gravirten
Silber-Platte vollkommen ähnlich siehet. Hierauf besahen
wir in Begleitung unsers Führers 1) den großen Saal,
darinn alle Jahre das General-Capitul des Ordens ge-
halten wird. Die teutschen Priores haben dabey über
alle andre den rang, dürffen auch bey ihrer Ankunft in
den Hof des Closters hinein reiten, da alle andre, gleich
uns, vor dem Thore absteigen müßen, welche Vorzüge
ihnen iedoch nicht wegen der Landsmannschaft mit dem
Ordens-Stiffter Brunone, sondern deswegen eingeräu-
met worden, weil die teutschen Cartheuser zu Bey-
legung des großen Pabst-Schismatis sehr viel beygetragen.
Der Saal ist mit Bildern, welche die Lebens-Geschichte
Brunonis vorstellen, und mit denen Portraits derer
Generalen des Ordens behenget. Jene sind Copien von
denen ehemals erwehnten vortrefflichen Gemählden
in der Pariser Carthause.

2) Die große Galerie, in welcher zu beyden Seiten

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[0444] 215 Kästgen angemacht, welche oben gantz offen sind, unten aber spitz zugehen und ein kleines Loch haben. Aus einem Kästgen nun läuft der Sand immer in das folgende, und verursachet dadurch das Umdrehen des Rades, und folglich auch des damit connectirenden Stunden-Zeigers. Das nötige contrepoid wird dem Sande durch ein Bley=Gewicht gegeben, welches man alle 30 Stunden aufziehet, und währendes solches Aufziehens das Rad mit dem Finger an der Wand feste hält. Seine besondre Bilder-invention, die oben berühret worden, bestehet darinn, daß er eine gestochene Kupfer-Platte mit rother oder schwartzer Farbe eben so bestreichet, als ob solche auf Papier abgedrucket werden solte, sodann subtil praeparirten Gips eines Fingers Dicke darüber gießet, und darauf trocknen läst. Wenn nun die Gips-Tafel von der Kupfer-Platte abgenommen wird, so hat sich in jene der Stich und die Farbe eben so accurat, als auf ein Papier, abgedrucket, und wird als denn die Gips-Tafel auf eine geweiße Art poliret, welches den effect machet, daß dieselbe einer gravirten Silber-Platte vollkommen ähnlich siehet. Hierauf besahen wir in Begleitung unsers Führers 1) den großen Saal, darinn alle Jahre das General-Capitul des Ordens ge- halten wird. Die teutschen Priores haben dabey über alle andre den rang, dürffen auch bey ihrer Ankunft in den Hof des Closters hinein reiten, da alle andre, gleich uns, vor dem Thore absteigen müßen, welche Vorzüge ihnen iedoch nicht wegen der Landsmannschaft mit dem Ordens-Stiffter Brunone, sondern deswegen eingeräu- met worden, weil die teutschen Cartheuser zu Bey- legung des großen Pabst-Schismatis sehr viel beygetragen. Der Saal ist mit Bildern, welche die Lebens-Geschichte Brunonis vorstellen, und mit denen Portraits derer Generale des Ordens behenget. Jene sind Copien von denen ehemals erwehnten vortrefflichen Gemählden in der Pariser Carthause. 2) Die große Galerie, in welcher zu beyden Seiten

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/444>, abgerufen am 27.11.2024.