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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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wandt sey? zur Antwort gab: c'est moi meme, qui a eu ce
malheur la. Dem Thon und der mine nach aber schiene er diese That wohl
nicht unter seine Unglücksfälle, sondern vielmehr unter seine Helden=
Stücke zu zählen. Die Mahlzeit war en gras und en maigre, und
der Haußwirth besorgte auf alle Weise die Sätigung seiner Gäste von
beyden religionen. Nachmittags fuhren wir 1.) zum Comte de la Roque
2.) zum Französischen Ambassadeur Comte de Senneterrer, welcher ie-
doch beyde nicht zu Hause waren. 3.) zum Grand Ecuyer Baron
de la Valese, der den großen Orden hat, und auf die praesentation
des Chevalier, sich zu allen Diensten offerirete, 4.) zum Grand
Chambellan Marquis d'Elbourg, welcher zwar wegen seines po-
dagrischen hohen Alters sehr unvermöglich, aber ungemein obligeant
ist, und wohl klingende Hof Complimente zu machen, eine besondere
Gabe hat. 5.) zum Grafen von Schulenburg und seiner Gemahlin
einer gebohrnen Kottolinsky. Sie bewohnen ein vor der Stadt gelege-
nes Land-Haus, bis ihr quartier in der Stadt aptiret seyn wird, und
scheinen gantz guthertziger Art zu seyn. Er erinnerte sich den unter
Graitzer IVten Herren
wohl gekannt zu haben, die übrigen Dis-
course aber waren von lauter Kleinigkeiten, der Englische. ministre
Monsieur de Villettes nebst einem jungen Comte de Saint Hypolite fand
sich auch ein, wir aber gaben uns bey einbrechenden Abend nach der Stadt
zurück, und beschloßen diesen Tag in der Conversation bey der
Marquise de Borgeal.

Den 23ten September

Heute haben Illustrissimus von dem Französischen Ambassadeur und dem
Marquis d'Entraive Besuch gehabt, die Visiten aber, welche wir unter
Begleitung unsers Chevaliers abgeleget, sind gewesen bey dem Spanischen
Amassadeur
, bey der Marquise de Tan, bey dem Comte Castelli,
bey der Marquise de Balbian, bey der Comtesse de Carperne,
bey dem Comte d'Apremont, welcher in Sardinien Vice Roi gewe-
sen und vor kurtzen von dort wieder nachero zurück gekommen,
bey dem premier Ministre Marquis d'Ormea, und endlich bey dem
Comte de [unleserliches Material]Pron, welchen letzten wir allein zu Hause antrafen, bey

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wandt sey? zur Antwort gab: c'est moi même, qui a eu ce
malheur lá. Dem Thon und der mine nach aber schiene er diese That wohl
nicht unter seine Unglücksfälle, sondern vielmehr unter seine Helden=
Stücke zu zählen. Die Mahlzeit war en gras und en maigre, und
der Haußwirth besorgte auf alle Weise die Sätigung seiner Gäste von
beyden religionen. Nachmittags fuhren wir 1.) zum Comte de la Roque
2.) zum Französischen Ambassadeur Comte de Senneterrer, welcher ie-
doch beyde nicht zu Hause waren. 3.) zum Grand Ecuyer Baron
de la Valese, der den großen Orden hat, und auf die praesentation
des Chevalier, sich zu allen Diensten offerirete, 4.) zum Grand
Chambellan Marquis d'Elbourg, welcher zwar wegen seines po-
dagrischen hohen Alters sehr unvermöglich, aber ungemein obligeant
ist, und wohl klingende Hof Complimente zu machen, eine besondere
Gabe hat. 5.) zum Grafen von Schulenburg und seiner Gemahlin
einer gebohrnen Kottolinsky. Sie bewohnen ein vor der Stadt gelege-
nes Land-Haus, bis ihr quartier in der Stadt aptiret seyn wird, und
scheinen gantz guthertziger Art zu seyn. Er erinnerte sich den unter
Graitzer IVten Herren
wohl gekannt zu haben, die übrigen Dis-
course aber waren von lauter Kleinigkeiten, der Englische. ministre
Monsieur de Villettes nebst einem jungen Comte de Saint Hypolite fand
sich auch ein, wir aber gaben uns bey einbrechenden Abend nach der Stadt
zurück, und beschloßen diesen Tag in der Conversation bey der
Marquise de Borgeal.

Den 23ten September

Heute haben Illustrissimus von dem Französischen Ambassadeur und dem
Marquis d'Entraive Besuch gehabt, die Visiten aber, welche wir unter
Begleitung unsers Chevaliers abgeleget, sind gewesen bey dem Spanischen
Amassadeur
, bey der Marquise de Tan, bey dem Comte Castelli,
bey der Marquise de Balbian, bey der Comtesse de Carperné,
bey dem Comte d'Apremont, welcher in Sardinien Vice Roi gewe-
sen und vor kurtzen von dort wieder nachero zurück gekommen,
bey dem premier Ministre Marquis d'Ormea, und endlich bey dem
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[0460] 223 wandt sey? zur Antwort gab: c'est moi même, qui a eu ce malheur lá. Dem Thon und der mine nach aber schiene er diese That wohl nicht unter seine Unglücksfälle, sondern vielmehr unter seine Helden= Stücke zu zählen. Die Mahlzeit war en gras und en maigre, und der Haußwirth besorgte auf alle Weise die Sätigung seiner Gäste von beyden religionen. Nachmittags fuhren wir 1.) zum Comte de la Roque 2.) zum Französischen Ambassadeur Comte de Senneterrer, welcher ie- doch beyde nicht zu Hause waren. 3.) zum Grand Ecuyer Baron de la Valese, der den großen Orden hat, und auf die praesentation des Chevalier, sich zu allen Diensten offerirete, 4.) zum Grand Chambellan Marquis d'Elbourg, welcher zwar wegen seines po- dagrischen hohen Alters sehr unvermöglich, aber ungemein obligeant ist, und wohl klingende Hof Complimente zu machen, eine besondere Gabe hat. 5.) zum Grafen von Schulenburg und seiner Gemahlin einer gebohrnen Kottolinsky. Sie bewohnen ein vor der Stadt gelege- nes Land-Haus, bis ihr quartier in der Stadt aptiret seyn wird, und scheinen gantz guthertziger Art zu seyn. Er erinnerte sich den unter Graitzer IVten Herren wohl gekannt zu haben, die übrigen Dis- course aber waren von lauter Kleinigkeiten, der Engli. ministre Mr. de Villettes nebst einem jungen Comte de Saint Hypolite fand sich auch ein, wir aber gaben uns bey einbrechenden Abend nach der Stadt zurück, und beschloßen diesen Tag in der Conversation bey der Marquise de Borgeal. Den 23ten Sept. Heute haben Illmus von dem Französischen Ambassadeur und dem Marquis d'Entraive Besuch gehabt, die Visiten aber, welche wir unter Begleitung unsers Chevaliers abgeleget, sind gewesen bey dem Spanil. Amassadeur, bey der Marquise de Tan, bey dem Comte Castelli, bey der Marquise de Balbian, bey der Comtesse de Carperné, bey dem Comte d'Apremont, welcher in Sardinien Vice Roi gewe- sen und vor kurtzen von dort wieder nachero zurück gekommen, bey dem premier Ministre Marquis d'Ormea, und endlich bey dem Comte de Pron, welchen letzten wir allein zu Hause antrafen, bey

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/460>, abgerufen am 27.11.2024.