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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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2.) Das hiesige Zeug-Haus, welches gantz von neuem auf-
gebauet, von dem neuen Gebäude aber nur etwan der achte
Theil fertig ist, wie wir aus dem uns gezeigten model wahr-
nehmen konten. Die Souterrains sind vor den Bomben völlig
sicher. Das Magazin von Hacken, Schauffeln und andern Schantz=
Zeug, wie auch von pontons ist gantz considerable, und des
kleinen Gewehrs ist auf denen Sälen eine sehr große An-
zahl, im neuen Gebäude aber wird es so aufrangiret,
daß iedes bataillon und escadron von des Königs armee sein
besonders repositorium haben, und der Nahme darüber ge-
schrieben seyn soll, wie es bey denen Galeren in Marseille
geschiehet. In der Stück-Gießerey war man mit Gießung
neuer metallener Canonen und Mörser beschäfftiget, und
sahen wir auch die formen dazu verfertigetn.

3.) Die Kirche von Saint Laurent, welche auch mit einer cupula
gebauet und diese so hoch durchbrochen ist, daß man beym
hinaufschauen meinet, es werde einem das Gebäude über
dem Kopf zusammen fallen, da es doch vollkommen gut und
Solide ist.

Einige particularia
welche wir in diesen Tagen glaubhaft erzehlen hören,
können hier auch Platz finden: Des vorigen Königs Victoris
Amadei
fierte wurde durch diese Geschichte erwiesen: als
er einsmals Schnupf-Tabac genommen, und ein eben aus
Mayland hier gewesener Kayserliche General ungebeten mit
in des Königs tabattiere gegriffen, hat er die tabattiere
zwar wider gantz ruhig eingesteckt, bald darauf aber
solche von neuem aus der Tasche gezogen, und den darinn
gewesenen tabac in Beyseyn des Generals auf die Erde
geschüttet, folglich demselben wegen des nicht genugsam
beobachteten respects stillschweigend, doch aber empfindlich
genug bestrafft. Von eben dieses Königs Großmuth erzehlete
man folgendes: als der ietzt noch lebende Marquis d'Elbourg
auf den Congress zu Cambray 26000 Livres verspielet, hat
der König deren Bezahlung so fort veranstaltet. Als nun
die Gemahlin dieses Marquis nach Hofe kommen, und auf
Befragen der Königin, was sie neues wiße? sich heraus-
gelaßen, daß das von ihrem Manne wegen seines Verspielens

2.) Das hiesige Zeug-Haus, welches gantz von neuem auf-
gebauet, von dem neuen Gebäude aber nur etwan der achte
Theil fertig ist, wie wir aus dem uns gezeigten model wahr-
nehmen konten. Die Souterrains sind vor den Bomben völlig
sicher. Das Magazin von Hacken, Schauffeln und andern Schantz=
Zeug, wie auch von pontons ist gantz considerable, und des
kleinen Gewehrs ist auf denen Sälen eine sehr große An-
zahl, im neuen Gebäude aber wird es so aufrangiret,
daß iedes bataillon und escadron von des Königs armee sein
besonders repositorium haben, und der Nahme darüber ge-
schrieben seyn soll, wie es bey denen Galeren in Marseille
geschiehet. In der Stück-Gießerey war man mit Gießung
neuer metallener Canonen und Mörser beschäfftiget, und
sahen wir auch die formen dazu verfertigetn.

3.) Die Kirche von Saint Laurent, welche auch mit einer cupula
gebauet und diese so hoch durchbrochen ist, daß man beym
hinaufschauen meinet, es werde einem das Gebäude über
dem Kopf zusammen fallen, da es doch vollkommen gut und
Solide ist.

Einige particularia
welche wir in diesen Tagen glaubhaft erzehlen hören,
können hier auch Platz finden: Des vorigen Königs Victoris
Amadei
fierté wurde durch diese Geschichte erwiesen: als
er einsmals Schnupf-Tabac genommen, und ein eben aus
Mayland hier gewesener Kayserliche General ungebeten mit
in des Königs tabattiere gegriffen, hat er die tabattiere
zwar wider gantz ruhig eingesteckt, bald darauf aber
solche von neuem aus der Tasche gezogen, und den darinn
gewesenen tabac in Beyseyn des Generals auf die Erde
geschüttet, folglich demselben wegen des nicht genugsam
beobachteten respects stillschweigend, doch aber empfindlich
genug bestrafft. Von eben dieses Königs Großmuth erzehlete
man folgendes: als der ietzt noch lebende Marquis d'Elbourg
auf den Congress zu Cambray 26000 Livres verspielet, hat
der König deren Bezahlung so fort veranstaltet. Als nun
die Gemahlin dieses Marquis nach Hofe kommen, und auf
Befragen der Königin, was sie neues wiße? sich heraus-
gelaßen, daß das von ihrem Manne wegen seines Verspielens

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[0477] 2.) Das hiesige Zeug-Haus, welches gantz von neuem auf- gebauet, von dem neuen Gebäude aber nur etwan der achte Theil fertig ist, wie wir aus dem uns gezeigten model wahr- nehmen konten. Die Souterrains sind vor den Bomben völlig sicher. Das Magazin von Hacken, Schauffeln und andern Schantz= Zeug, wie auch von pontons ist gantz considerable, und des kleinen Gewehrs ist auf denen Sälen eine sehr große An- zahl, im neuen Gebäude aber wird es so aufrangiret, daß iedes bataillon und escadron von des Königs armee sein besonders repositorium haben, und der Nahme darüber ge- schrieben seyn soll, wie es bey denen Galeren in Marseille geschiehet. In der Stück-Gießerey war man mit Gießung neuer metallener Canonen und Mörser beschäfftiget, und sahen wir auch die formen dazu verfertigen. 3.) Die Kirche von St. Laurent, welche auch mit einer cupula gebauet und diese so hoch durchbrochen ist, daß man beym hinaufschauen meinet, es werde einem das Gebäude über dem Kopf zusammen fallen, da es doch vollkommen gut und Solide ist. Einige particularia welche wir in diesen Tagen glaubhaft erzehlen hören, können hier auch Platz finden: Des vorigen Königs Victoris Amadei fierté wurde durch diese Geschichte erwiesen: als er einsmals Schnupf-Tabac genommen, und ein eben aus Mayland hier gewesener Kayserl: General ungebeten mit in des Königs tabattiere gegriffen, hat er die tabattiere zwar wider gantz ruhig eingesteckt, bald darauf aber solche von neuem aus der Tasche gezogen, und den darinn gewesenen tabac in Beyseyn des Generals auf die Erde geschüttet, folglich demselben wegen des nicht genugsam beobachteten respects stillschweigend, doch aber empfindlich genug bestrafft. Von eben dieses Königs Großmuth erzehlete man folgendes: als der ietzt noch lebende Marquis d'Elbourg auf den Congress zu Cambray 26000 Livres verspielet, hat der König deren Bezahlung so fort veranstaltet. Als nun die Gemahlin dieses Marquis nach Hofe kommen, und auf Befragen der Königin, was sie neues wiße? sich heraus- gelaßen, daß das von ihrem Manne wegen seines Verspielens

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/477>, abgerufen am 26.11.2024.