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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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sein Cabinet dem publico vermacht, und ist darinn eine
starcke Collection von kostbaren Steinen und Römischen Müntzen,
welche letztern nach denen Kaysern rangiret, iedoch nur von
Kupfer sind. An andern Römischen antiquitaeten ist auch kein
Mangel, und in dem Aldovrandischen Cabinet ist das Bild einer
nach dem Leben gemahlten Frau merckwürdig, welche einen
fast bis auf dem Gürtel herunter gehenden Bart gehabt.

2.) In der Kirche Saint Petronio siehet man auf dem Fuß-Boden
die mit weißem Marmor eingelegte Mittags-Linie, auf
welche die Sonne durch eine in dem Gewölbe gemachte kleine
Oeffnung hinunter scheinet, und das gantze Jahr hindurch die
Mittags-Stunde anzeiget. Das an einem Pfeiler aufgerichtete
monument besaget, daß der berühmte Cassini ad profanos
et sacros vsus diese Linie gezogen, solche auch richtig befunden
worden, als er mit Erlaubniß des Königs von Franckreich
wieder hieher gekommen, und diesertwegen nochmalige Un-
tersuchung angestellet. In eben dieser Kirche ist Kayser Carl. V.
von Pabst Clemente VI gecrönet worden, wie oben schon bey
Piacenza gedacht. Von monumentis haben wir angemercket,
das von dem bekanten Juristen Andrea Barbatia welcher
anno 1479 gestorben, item das von dem Marquis de Monti
Frantzösischen Ambassadeurs in Pohlen welcher 1738 in Paris
gestorben, seine hiesige Verwandten aber die Marchiones
de Montibus ihm dieses Epitaphium setzen laßen.

3.) Das Collegium der hiesigen Universitaet, wo die lectiones
publicae in allen Facultaeten gehalten werden, ist ins
gevierte gebauet, und sowol in denen auditoriis, als unter
denen arcaden mit mancherley monumentis derer alten
und neuen hiesigen Gelehrten angefüllet. In dem audi-
torio der sogenannten Legisten war die cathedre altväterisch
genug, um zu glauben, daß der bekannte Irnerius darauf
gestanden. Das schönste in diesem Gebäude aber ist das
theatrum anatomicum, welches en amphiteatre gebauet,
durchaus mit boiserie verkleidet, und mit denen Statuen
und Brust-Bildern der berühmtesten hiesigen Medicorum,
als Aldovrandi, Mercurialis, Cardani, Malpighii perge aus-
gezieret ist. Den Himmel des catheders ha[unleserliches Material]lten zwey von Holtz
sehr sauber geschnitzte Statuen, an denen alle musculn
des menschlichen Cörpers vom Haupt bis zu denen Füßen vollkommen

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sein Cabinet dem publico vermacht, und ist darinn eine
starcke Collection von kostbaren Steinen und Römischen Müntzen,
welche letztern nach denen Kaysern rangiret, iedoch nur von
Kupfer sind. An andern Römischen antiquitaeten ist auch kein
Mangel, und in dem Aldovrandischen Cabinet ist das Bild einer
nach dem Leben gemahlten Frau merckwürdig, welche einen
fast bis auf dem Gürtel herunter gehenden Bart gehabt.

2.) In der Kirche Saint Petronio siehet man auf dem Fuß-Boden
die mit weißem Marmor eingelegte Mittags-Linie, auf
welche die Sonne durch eine in dem Gewölbe gemachte kleine
Oeffnung hinunter scheinet, und das gantze Jahr hindurch die
Mittags-Stunde anzeiget. Das an einem Pfeiler aufgerichtete
monument besaget, daß der berühmte Cassini ad profanos
et sacros vsus diese Linie gezogen, solche auch richtig befunden
worden, als er mit Erlaubniß des Königs von Franckreich
wieder hieher gekommen, und diesertwegen nochmalige Un-
tersuchung angestellet. In eben dieser Kirche ist Kayser Carl. V.
von Pabst Clemente VI gecrönet worden, wie oben schon bey
Piacenza gedacht. Von monumentis haben wir angemercket,
das von dem bekanten Juristen Andrea Barbatia welcher
anno 1479 gestorben, item das von dem Marquis de Monti
Frantzösischen Ambassadeurs in Pohlen welcher 1738 in Paris
gestorben, seine hiesige Verwandten aber die Marchiones
de Montibus ihm dieses Epitaphium setzen laßen.

3.) Das Collegium der hiesigen Universitaet, wo die lectiones
publicae in allen Facultaeten gehalten werden, ist ins
gevierte gebauet, und sowol in denen auditoriis, als unter
denen arcaden mit mancherley monumentis derer alten
und neuen hiesigen Gelehrten angefüllet. In dem audi-
torio der sogenannten Legisten war die cathedre altväterisch
genug, um zu glauben, daß der bekannte Irnerius darauf
gestanden. Das schönste in diesem Gebäude aber ist das
theatrum anatomicum, welches en amphiteatre gebauet,
durchaus mit boiserie verkleidet, und mit denen Statuen
und Brust-Bildern der berühmtesten hiesigen Medicorum,
als Aldovrandi, Mercurialis, Cardani, Malpighii perge aus-
gezieret ist. Den Himmel des catheders ha[unleserliches Material]lten zwey von Holtz
sehr sauber geschnitzte Statuen, an denen alle musculn
des menschlichen Cörpers vom Haupt bis zu denen Füßen vollkommen

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[0520] 253 sein Cabinet dem publico vermacht, u. ist darinn eine starcke Collection von kostbaren Steinen und Röml: Müntzen, welche letztern nach denen Kaysern rangiret, iedoch nur von Kupfer sind. An andern Röml: antiquitaeten ist auch kein Mangel, und in dem Aldovrandischen Cabinet ist das Bild einer nach dem Leben gemahlten Frau merckwürdig, welche einen fast bis auf dem Gürtel herunter gehenden Bart gehabt. 2.) In der Kirche S. Petronio siehet man auf dem Fuß-Boden die mit weißem Marmor eingelegte Mittags-Linie, auf welche die Sonne durch eine in dem Gewölbe gemachte kleine Oeffnung hinunter scheinet, und das gantze Jahr hindurch die Mittags-Stunde anzeiget. Das an einem Pfeiler aufgerichtete monument besaget, daß der berühmte Cassini ad profanos et sacros vsus diese Linie gezogen, solche auch richtig befunden worden, als er mit Erlaubniß des Königs von Franckreich wieder hieher gekommen, und diesertwegen nochmalige Un- tersuchung angestellet. In eben dieser Kirche ist Kayser Carl. V. von Pabst Clemente VI gecrönet worden, wie oben schon bey Piacenza gedacht. Von monumentis haben wir angemercket, das von dem bekanten Juristen Andrea Barbatia welcher ao 1479 gestorben, item das von dem Marquis de Monti Frantzöl: Ambassadeur in Pohlen welcher 1738 in Paris gestorben, seine hiesige Verwandten aber die Marchiones de Montibus ihm dieses Epitaphium setzen laßen. 3.) Das Collegium der hiesigen Universitaet, wo die lectiones publicae in allen Facultaeten gehalten werden, ist ins gevierte gebauet, und sowol in denen auditoriis, als unter denen arcaden mit mancherley monumentis derer alten und neuen hiesigen Gelehrten angefüllet. In dem audi- torio der sogenannten Legisten war die cathedre altväterisch genug, um zu glauben, daß der bekannte Irnerius darauf gestanden. Das schönste in diesem Gebäude aber ist das theatrum anatomicum, welches en amphiteatre gebauet, durchaus mit boiserie verkleidet, und mit denen Statuen und Brust-Bildern der berühmtesten hiesigen Medicorum, als Aldovrandi, Mercurialis, Cardani, Malpighii p aus- gezieret ist. Den Himmel des catheders halten zwey von Holtz sehr sauber geschnitzte Statuen, an denen alle musculn des menschl: Cörpers vom Haupt bis zu denen Füßen vollkommen

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/520>, abgerufen am 23.11.2024.