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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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erreichten. Es war aber diese Höhe so dicke mit Nebel be-
deckt, und der Sturm-Wind so gewaltig, das daselbst ge-
legene eintzele Post-Haus aber, in welchem auf gut Westpfä-
lisch Pferde-Stall, Küche und Stube ein Behältniß ist, so
voller Rauch, daß wir uns weder wärmen, noch sonst mit
etwas erquicken konten. Weil aberindeßen von diesem Orte an es
wieder Berg unter gehet, so gelangten wir nach zurück-
gelegten 2 Millien schon in ein etwas temperirtes clima,
und endlich in das gantz angenehme Thal, woselbst auf
einem in deßen Mitte sich erhebenden Berge der Groß=
Hertzog
eine alt väterliche Citadelle hat. Wir hatten in
diesem Thal abermal ein starck Gewitter und Regen, ge-
langten aber gegen Abend durch Berg und Thal ohne Anstoß
nach Florentz. Der Prospect dieser Stadt von der Höhe
herunter ist ungemein schön, und die Gebürge, zwischen
welchen sie gelegen ist, sind mit Oliven-Bäumen und
Wein-Gärten auch unzählichen Cassinen und Dörfern
auf das treflichste bebauet. Das Pflaster der Stadt, welches
wir bey der Einfarth sehr commode fanden, bestehet in lauter
breiten und an vielen Orten gekärbten Steinen, die aber nach
keiner regulairen Figur gehauen sind, folglich das An-
sehen geben, als ob man auf einem applanirten
Felsen führe. Die Kälte und der schneidende Wind, wel-
chen wir an diesem Ort gefunden, befrembdete uns bey
dem mitgebrachten Vorurtheil, daß es auch über Winters
in Italien warm seyn müste.

erreichten. Es war aber diese Höhe so dicke mit Nebel be-
deckt, und der Sturm-Wind so gewaltig, das daselbst ge-
legene eintzele Post-Haus aber, in welchem auf gut Westpfä-
lisch Pferde-Stall, Küche und Stube ein Behältniß ist, so
voller Rauch, daß wir uns weder wärmen, noch sonst mit
etwas erquicken konten. Weil aberindeßen von diesem Orte an es
wieder Berg unter gehet, so gelangten wir nach zurück-
gelegten 2 Millien schon in ein etwas temperirtes clima,
und endlich in das gantz angenehme Thal, woselbst auf
einem in deßen Mitte sich erhebenden Berge der Groß=
Hertzog
eine alt väterliche Citadelle hat. Wir hatten in
diesem Thal abermal ein starck Gewitter und Regen, ge-
langten aber gegen Abend durch Berg und Thal ohne Anstoß
nach Florentz. Der Prospect dieser Stadt von der Höhe
herunter ist ungemein schön, und die Gebürge, zwischen
welchen sie gelegen ist, sind mit Oliven-Bäumen und
Wein-Gärten auch unzählichen Cassinen und Dörfern
auf das treflichste bebauet. Das Pflaster der Stadt, welches
wir bey der Einfarth sehr commode fanden, bestehet in lauter
breiten und an vielen Orten gekärbten Steinen, die aber nach
keiner regulairen Figur gehauen sind, folglich das An-
sehen geben, als ob man auf einem applanirten
Felsen führe. Die Kälte und der schneidende Wind, wel-
chen wir an diesem Ort gefunden, befrembdete uns bey
dem mitgebrachten Vorurtheil, daß es auch über Winters
in Italien warm seyn müste.

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[0525] erreichten. Es war aber diese Höhe so dicke mit Nebel be- deckt, und der Sturm-Wind so gewaltig, das daselbst ge- legene eintzele Post-Haus aber, in welchem auf gut Westpfä- lisch Pferde-Stall, Küche und Stube ein Behältniß ist, so voller Rauch, daß wir uns weder wärmen, noch sonst mit etwas erquicken konten. Weil indeßen von diesem Orte an es wieder Berg unter gehet, so gelangten wir nach zurück- gelegten 2 Millien schon in ein etwas temperirtes clima, und endlich in das gantz angenehme Thal, woselbst auf einem in deßen Mitte sich erhebenden Berge der Groß= Hertzog eine alt väterliche Citadelle hat. Wir hatten in diesem Thal abermal ein starck Gewitter und Regen, ge- langten aber gegen Abend durch Berg und Thal ohne Anstoß nach Florentz. Der Prospect dieser Stadt von der Höhe herunter ist ungemein schön, und die Gebürge, zwischen welchen sie gelegen ist, sind mit Oliven-Bäumen und Wein-Gärten auch unzählichen Cassinen und Dörfern auf das treflichste bebauet. Das Pflaster der Stadt, welches wir bey der Einfarth sehr commode fanden, bestehet in lauter breiten und an vielen Orten gekärbten Steinen, die aber nach keiner regulairen Figur gehauen sind, folglich das An- sehen geben, als ob man auf einem applanirten Felsen führe. Die Kälte und der schneidende Wind, wel- chen wir an diesem Ort gefunden, befrembdete uns bey dem mitgebrachten Vorurtheil, daß es auch über Winters in Italien warm seyn müste.

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/525>, abgerufen am 23.11.2024.