Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].257 auch eine Insul, welche in einem großen bassin lieget, mit Waßer-Wercken und Statuen aufs beste angeleget: Alles aber wird bey ietzigen Zeiten gar schlecht unterhalten. In der menagerie dieses Gartens sahen wir denjenigen großen Waßer-Vogel lebendig, welchen wir zu Paris au jardin du Roi ausgestopft gesehen, und der von denen Frantzosen pecheur genennet wird. Er verschluckte in unsrer Gegenwart etliche kleine Fische welche durch den unter dem Schnabel hängenden Sack so fort nach der Kehle und in den Magen passireten. Eine Bisam- Katze, welche fast die Gestalt eines starcken Fuchßes und die Farbe eines Taxes hat, war auch hier vorhanden, und der Geruch in ihrem Be- hältniß gantz angenehm, item ein Indianischer Hahn, welcher ein stumpf-Schwantz war, und dergestalt wunderbar gieng, daß, so ofte er einen Fuß aufhob, die Carosse auf der Erden stund und der gantze Ober-Leib darüber erzitterte. Das hochgräfliche Reußische Wappen-Thier der Cranich, von bleich-Aschfarbener ins röthligte fallender couleur, war uns gantz angenehm ebenfals hier zu finden. Von unsern übrigen Besichtigungen ist das vornehmste folgendes: 1.) Das Thier-Haus in der Stadt mit dem dazu gehörigen ins gevierte 2.) Die Cathedral-Kirche zu Sankt Maria ist auswendig über und über, 257 auch eine Insul, welche in einem großen bassin lieget, mit Waßer-Wercken und Statuen aufs beste angeleget: Alles aber wird bey ietzigen Zeiten gar schlecht unterhalten. In der menagerie dieses Gartens sahen wir denjenigen großen Waßer-Vogel lebendig, welchen wir zu Paris au jardin du Roi ausgestopft gesehen, und der von denen Frantzosen pecheur genennet wird. Er verschluckte in unsrer Gegenwart etliche kleine Fische welche durch den unter dem Schnabel hängenden Sack so fort nach der Kehle und in den Magen passireten. Eine Bisam- Katze, welche fast die Gestalt eines starcken Fuchßes und die Farbe eines Taxes hat, war auch hier vorhanden, und der Geruch in ihrem Be- hältniß gantz angenehm, item ein Indianischer Hahn, welcher ein stumpf-Schwantz war, und dergestalt wunderbar gieng, daß, so ofte er einen Fuß aufhob, die Carosse auf der Erden stund und der gantze Ober-Leib darüber erzitterte. Das hochgräfliche Reußische Wappen-Thier der Cranich, von bleich-Aschfarbener ins röthligte fallender couleur, war uns gantz angenehm ebenfals hier zu finden. Von unsern übrigen Besichtigungen ist das vornehmste folgendes: 1.) 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auch eine Insul, welche in einem großen bassin lieget, mit Waßer-
Wercken und Statuen aufs beste angeleget: Alles aber wird bey ietzigen
Zeiten gar schlecht unterhalten. In der menagerie dieses Gartens sahen
wir denjenigen großen Waßer-Vogel lebendig, welchen wir zu Paris
au jardin du Roi ausgestopft gesehen, und der von denen Frantzosen
pecheur genennet wird. Er verschluckte in unsrer Gegenwart etliche
kleine Fische welche durch den unter dem Schnabel hängenden
Sack so fort nach der Kehle und in den Magen passireten. Eine Bisam-
Katze, welche fast die Gestalt eines starcken Fuchßes und die Farbe
eines Taxes hat, war auch hier vorhanden, und der Geruch in ihrem Be-
hältniß gantz angenehm, item ein Indianischer Hahn, welcher ein
stumpf-Schwantz war, und dergestalt wunderbar gieng, daß, so ofte er
einen Fuß aufhob, die Carosse auf der Erden stund und der gantze
Ober-Leib darüber erzitterte. Das Hochgräfl: Reußil: Wappen-Thier
der Cranich, von bleich-Aschfarbener ins röthligte fallender couleur,
war uns gantz angenehm ebenfals hier zu finden. Von unsern
übrigen Besichtigungen ist das vornehmste folgendes:
1.) Das Thier-Haus in der Stadt mit dem dazu gehörigen ins gevierte
massiv erbaueten theatro zu denen Kampf-Jagen. Außer dem
Tieger=Bären und 2 Lowinnin, davon eine überaus groß war,
fand sich hier dasjenige Thier, welches man in Fanckreich loup cer-
vier nennet, und das wir in Paris nur gemahlet gesehen. Es ist
eine Species composita von der Sau und dem Wolf, hat auch von
beyden eine Ähnligkeit, und ist grau, weiß und schwartz gesprengt,
soll aber dem gemeinen Wolf an Gefräßigkeit noch übertreffen und
sonderlich denen Hirschen fatal seyn.
2.) Die Cathedral-Kirche zu S. Maria ist auswendig über und über,
iedoch das frontispicium ausgenommen, mit Marmor incrustiret,
inwendig aber nur von schlechten Steinen und noch in dem
Gothischen gusto 1298 erbauet. Unweit des hohen Altars siehet
man eine lateinl: Inscription auf Marmor-Stein, des Innhalts,
daß das in der Historie sonst bekannte Concilium hier gehalten,
und in eben dieser Kirche d. 6 Jul: 1438 der union der Lateinl:
und Griechischen Kirche erfolget sey, praesidente concilio Eugenio
IV cum Episcopis latinis, et Imperatore Constantinopolitano
cum Episcopis, praelatis er proceribus Graecorum. Das Begräb-
niß-monument des Marsilii welches S. P. Q. Florentinus ao 1521
ihm aufgerichtet, ist einem Liebhaber der philosophischen Historie
auch nicht unangenehm, sonderlich wegen der in der Inscription
befindl. Worte: Platonicum qui dogma, culpa temporum
situ obrutum, illustravit.
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Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate
Weitere Informationen:Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert. Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;
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