Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].259 mit dem Caracter derer florentinischen Pandecten geschrieben, welchesManuscript: vom 8ten Seculo zu seyn angegeben wird, und man also daher An- laß nehmen könnte, das Alter des ietztgedachten Manuscriptis derer Pandecten mit mehrerer Gewisheit zu bestimmen. Das vornehmste Manuscript der gantzen Bibliothec aber ist der Welt beruffene Codex Virgilianus in groß 8to oder klein 4to auf Pergament litteris maiusculis und ohne Colonnen im 5ten Seculo geschrieben. Dieser Codex ist um so viel kostbarer, weil der Römische Consul Apronianus Asterius ihn selbst collationiret, und die Nachricht von solcher geschehenen Collation mit eigner Hand auf das erste Blatt geschrieben hat, welches erste Blatt der Bibliothecarius sehr accurat in Kupfer stechen laßen, vor uns aber kein Exemplar übrig hatte. Der 3te Vorzug obbemeldter Laurentius Kirche bestehet darinn, daß die neue Groß-Hertzogliche Begräbniß-Capelle, an der nun- mehro über 120 Jahr ohnabläßig gearbeitet worden, an dieselbe an- gebauet ist, und der Eingang in solche Capelle hinter dem hohen Altar der Kirche hindurch gebrochen werden soll. Jedoch ist eine Beschreibung von diesem Wunderwerck zu machen so überflüßig, als unmöglich, weil eines theils die Kürtze dem Leser keinen Be- griff geben, und die Weitläuffigkeit mit diesem journal nicht compatible seyn würde, anderntheils aber auch die Beschaffenheit ohnedis ziemlich bekannt und davon eine besondre gedruckte Be- schreibung vorhanden ist, welche wir mit zu bringen gedencken. Hier wird also nur folgendes angemercket: Die gantze inwendige Verkleidung dieser Wunder=Capelle von Marmor, porphyr, Jaspis, Lapis Lazoli, Agat und andern Orientalischen Steinen ist bis an das Gesimms, auf welchem die cupula stehet, völlig fertig, außer daß die broncernen Statuen von 4 Groß-Hertzogen und eben so viel auf denen tombes liegende Polster |: welche letztern von Orien- talischen Calcedonier und Cyprischen Jaspis gemacht, auch mit Rubinen und Topasen besetzt sind :| annoch fehlen. Auch mangeln noch die Statuen des letzt verstorbenen Groß-Hertzogs und seiner Schwester der oberwehneten Chur-Fürstin, welche zu beyden Seiten des Altars placiret werden sollen. Ietztbesagte Altar stehet bisdato an einem besondern Ort, und ist sowol an bas reliefs, als kleinen Statuen und rapportirter Arbeit gantz unglaublich kostbar. Die alte Chur-Fürstin läst auf ihre Kosten das Gebäude vollend zu Ende bringen. Weil aber die besten Stein-Arbeiter sich von hier nach Neapolis weg begeben haben, der Chur-Fürstin hohes Alter auch die Beschleunigung auf alle Weise erfordert, so wird die cupula nur mit Mahlerey und Stuccatur-Arbeit ausgezieret, dennoch aber auch dazu, wie wir berichtet worden, noch eine Zeit von 6 Jahren erfordert werden. Das Souterrain unter dieser Capelle, dahin die Leichen gesetzet werden sollen, hat weiter nichts sehenswürdiges 259 mit dem Caracter derer florentinischen Pandecten geschrieben, welchesManuscript: vom 8ten Seculo zu seyn angegeben wird, und man also daher An- laß nehmen könnte, das Alter des ietztgedachten Manuscriptis derer Pandecten mit mehrerer Gewisheit zu bestimmen. Das vornehmste Manuscript der gantzen Bibliothec aber ist der Welt beruffene Codex Virgilianus in groß 8to oder klein 4to auf Pergament litteris maiusculis und ohne Colonnen im 5ten Seculo geschrieben. Dieser Codex ist um so viel kostbarer, weil der Römische Consul Apronianus Asterius ihn selbst collationiret, und die Nachricht von solcher geschehenen Collation mit eigner Hand auf das erste Blatt geschrieben hat, welches erste Blatt der Bibliothecarius sehr accurat in Kupfer stechen laßen, vor uns aber kein Exemplar übrig hatte. Der 3te Vorzug obbemeldter Laurentius Kirche bestehet darinn, daß die neue Groß-Hertzogliche Begräbniß-Capelle, an der nun- mehro über 120 Jahr ohnabläßig gearbeitet worden, an dieselbe an- gebauet ist, und der Eingang in solche Capelle hinter dem hohen Altar der Kirche hindurch gebrochen werden soll. Jedoch ist eine Beschreibung von diesem Wunderwerck zu machen so überflüßig, als unmöglich, weil eines theils die Kürtze dem Leser keinen Be- griff geben, und die Weitläuffigkeit mit diesem journal nicht compatible seyn würde, anderntheils aber auch die Beschaffenheit ohnedis ziemlich bekannt und davon eine besondre gedruckte Be- schreibung vorhanden ist, welche wir mit zu bringen gedencken. Hier wird also nur folgendes angemercket: Die gantze inwendige Verkleidung dieser Wunder=Capelle von Marmor, porphyr, Jaspis, Lapis Lazoli, Agat und andern Orientalischen Steinen ist bis an das Gesimms, auf welchem die cupula stehet, völlig fertig, außer daß die broncernen Statuen von 4 Groß-Hertzogen und eben so viel auf denen tombes liegende Polster |: welche letztern von Orien- talischen Calcedonier und Cyprischen Jaspis gemacht, auch mit Rubinen und Topasen besetzt sind :| annoch fehlen. Auch mangeln noch die Statuen des letzt verstorbenen Groß-Hertzogs und seiner Schwester der oberwehneten Chur-Fürstin, welche zu beyden Seiten des Altars placiret werden sollen. Ietztbesagte Altar stehet bisdato an einem besondern Ort, und ist sowol an bas reliefs, als kleinen Statuen und rapportirter Arbeit gantz unglaublich kostbar. Die alte Chur-Fürstin läst auf ihre Kosten das Gebäude vollend zu Ende bringen. Weil aber die besten Stein-Arbeiter sich von hier nach Neapolis weg begeben haben, der Chur-Fürstin hohes Alter auch die Beschleunigung auf alle Weise erfordert, so wird die cupula nur mit Mahlerey und Stuccatur-Arbeit ausgezieret, dennoch aber auch dazu, wie wir berichtet worden, noch eine Zeit von 6 Jahren erfordert werden. 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mit dem Caracter derer florentinischen Pandecten geschrieben, welches
MSCt: vom 8ten Seculo zu seyn angegeben wird, u. man also daher An-
laß nehmen könnte, das Alter des ietztgedachten MSCts derer Pandecten
mit mehrerer Gewisheit zu bestimmen. Das vornehmste MSCt. der gantzen
Bibliothec aber ist der Welt beruffene Codex Virgilianus in groß 8to oder
klein 4to auf Pergament litteris maiusculis und ohne Colonnen im
5ten Seculo geschrieben. Dieser Codex ist um so viel kostbarer, weil
der Röml: Consul Apronianus Asterius ihn selbst collationiret, und
die Nachricht von solcher geschehenen Collation mit eigner Hand auf
das erste Blatt geschrieben hat, welches erste Blatt der Bibliothecarius
sehr accurat in Kupfer stechen laßen, vor uns aber kein Exemplar
übrig hatte. Der 3te Vorzug obbemeldter Laurentius Kirche bestehet
darinn, daß die neue Groß-Hertzogl. Begräbniß-Capelle, an der nun-
mehro über 120 Jahr ohnabläßig gearbeitet worden, an dieselbe an-
gebauet ist, und der Eingang in solche Capelle hinter dem hohen
Altar der Kirche hindurch gebrochen werden soll. Jedoch ist eine
Beschreibung von diesem Wunderwerck zu machen so überflüßig,
als unmöglich, weil eines theils die Kürtze dem Leser keinen Be-
griff geben, und die Weitläuffigkeit mit diesem journal nicht
compatible seyn würde, anderntheils aber auch die Beschaffenheit
ohnedis ziemlich bekannt und davon eine besondre gedruckte Be-
schreibung vorhanden ist, welche wir mit zu bringen gedencken.
Hier wird also nur folgendes angemercket: Die gantze inwendige
Verkleidung dieser Wunder=Capelle von Marmor, porphyr, Jaspis,
Lapis Lazoli, Agat und andern Orientalischen Steinen ist bis an
das Gesimms, auf welchem die cupula stehet, völlig fertig, außer
daß die broncernen Statuen von 4 Groß-Hertzogen und eben so
viel auf denen tombes liegende Polster |: welche letztern von Orien-
talischen Calcedonier u. Cyprischen Jaspis gemacht, auch mit Rubinen
und Topasen besetzt sind :| annoch fehlen. Auch mangeln noch die
Statuen des letzt verstorbenen Groß-Hertzogs u. seiner Schwester
der oberwehneten Chur-Fürstin, welche zu beyden Seiten des Altars
placiret werden sollen. Ietztbesagte Altar stehet bisdato an
einem besondern Ort, und ist sowol an bas reliefs, als kleinen
Statuen und rapportirter Arbeit gantz unglaublich kostbar. Die
alte Chur-Fürstin läst auf ihre Kosten das Gebäude vollend zu
Ende bringen. Weil aber die besten Stein-Arbeiter sich von hier
nach Neapolis weg begeben haben, der Chur-Fürstin hohes Alter
auch die Beschleunigung auf alle Weise erfordert, so wird die cupula
nur mit Mahlerey und Stuccatur-Arbeit ausgezieret, dennoch aber
auch dazu, wie wir berichtet worden, noch eine Zeit von 6 Jahren
erfordert werden. Das Souterrain unter dieser Capelle, dahin die
Leichen gesetzet werden sollen, hat weiter nichts sehenswürdiges
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Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate
Weitere Informationen:Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert. Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;
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