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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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vor sich acquirirten; indem der Duc de Gevres bey dem Prevot des
Marchands
solchen vor Sie ausbat. Als wir Abends wider nach Haus
kamen, erfuhren wir, daß der Schwedischen Minister von Flemming da gewe-
sen, um Illustrissimo die Gegen-Visite zu geben.

Den 22 November

Mit anbrechendem Tage traten wir unsre Reise nach Versailles an, liesen
uns daselbst nach 10 Uhr in Porte chaisen aufs Schloß tragen, und nahme
a la Sale des Ambassadeurs unsern Abtritt, wurden auch durch die uns
offerirte Königliche Chocolade, wider die kalte und rauhe Witterung
recht wohl praeserviret. Die dismal gegenwärtigen, und zum
Theil nach uns, sich allmählig einfindenden Ministri waren: die
Ambassadeurs von Venedig; von Holland, von Maltha, die Envoyes
von Schweden, von Sardinien, von Pfaltz, von Lüttig und von
Dännemarck, welcher letztere uns bey dieser Gelegenheit an die-
jenigen, welche uns noch nicht bekant waren, praesentirete. Nach
11 Uhr arrivirete der Preußische Envoye extraordinaire Monsieur
de Cammasch, um seine Abschieds-Audienz zu haben. Der Aufzug
bestund in 4 Carossen mit 6 Pferden, davon die erste dem
premier-Introducteur, die andere dem König, und die zwey
letzten dem Gesandten zugehörten. In der Königlichen großen
Carosse saß der Gesandte an Fond zur Rechten und neben
ihm der premier-Introducteur, nebst einem Cavalier des
Gesandten, die beyden übrigen Cavaliers, nebst dem Legations-
Secretario
, saßen im Schlage. Vorbesagte Carossen fuhren bis
in den innersten Schloß-Platz vor die Thüre von der Sale
des Ambassadeurs, in welcher der Herr von Cammasch mit seinem
Cavaliers abtrat, und bis zur gelegenen Zeit warten muste.
Wir wurden indeßen von beyden Introducteurs; erstlich: zu
dem Monsieur Amelot, Secretaire d'Etat pou les affaires
etrangeres, und sodann zu dem Cardinal Fleuri geführet.
An beyden Orten waren die Fragen: wohin? und woher? der
gantze Discours, der Cardinal aber invitirte Illustrissimum zum
Mittags-Eßen. Wir begaben uns hirauf mit denen schon ge-
dachten Introducteurs an grand leve du Roi, und wurde Illustrissimum
nachdem der König sich vollend angezogen hatte, und aus dem
Schlaf-Zimmer ins Cabinet gehen wolte durch Monsieur de Sainctot
praesentiret, ohne doch, daß der König dabey etwas redete. Bey
der Königin gesche die Praesentation a la Toilette, und machte
sie eine sehr gnädige Mine, redete aber dismal nichts, und
ging gleich nach vollendetem Anziehen, in die Messe. An den

vor sich acquirirten; indem der Duc de Gevres bey dem Prevot des
Marchands
solchen vor Sie ausbat. Als wir Abends wider nach Haus
kamen, erfuhren wir, daß der Schwedischen Minister von Flemming da gewe-
sen, um Illustrissimo die Gegen-Visite zu geben.

Den 22 November

Mit anbrechendem Tage traten wir unsre Reise nach Versailles an, liesen
uns daselbst nach 10 Uhr in Porte chaisen aufs Schloß tragen, und nahme
a la Sale des Ambassadeurs unsern Abtritt, wurden auch durch die uns
offerirte Königliche Chocolade, wider die kalte und rauhe Witterung
recht wohl praeserviret. Die dismal gegenwärtigen, und zum
Theil nach uns, sich allmählig einfindenden Ministri waren: die
Ambassadeurs von Venedig; von Holland, von Maltha, die Envoyés
von Schweden, von Sardinien, von Pfaltz, von Lüttig und von
Dännemarck, welcher letztere uns bey dieser Gelegenheit an die-
jenigen, welche uns noch nicht bekant waren, praesentirete. Nach
11 Uhr arrivirete der Preußische Envoyé extraordinaire Monsieur
de Cammasch, um seine Abschieds-Audienz zu haben. Der Aufzug
bestund in 4 Carossen mit 6 Pferden, davon die erste dem
premier-Introducteur, die andere dem König, und die zwey
letzten dem Gesandten zugehörten. In der Königlichen großen
Carosse saß der Gesandte an Fond zur Rechten und neben
ihm der premier-Introducteur, nebst einem Cavalier des
Gesandten, die beyden übrigen Cavaliers, nebst dem Legations-
Secretario
, saßen im Schlage. Vorbesagte Carossen fuhren bis
in den innersten Schloß-Platz vor die Thüre von der Sale
des Ambassadeurs, in welcher der Herr von Cammasch mit seinem
Cavaliers abtrat, und bis zur gelegenen Zeit warten muste.
Wir wurden indeßen von beyden Introducteurs; erstlich: zu
dem Monsieur Amelot, Secretaire d’Etat pou les affaires
etrangéres, und sodann zu dem Cardinal Fleuri geführet.
An beyden Orten waren die Fragen: wohin? und woher? der
gantze Discours, der Cardinal aber invitirte Illustrissimum zum
Mittags-Eßen. Wir begaben uns hirauf mit denen schon ge-
dachten Introducteurs an grand levé du Roi, und wurde Illustrissimum
nachdem der König sich vollend angezogen hatte, und aus dem
Schlaf-Zimmer ins Cabinet gehen wolte durch Monsieur de Sainctot
praesentiret, ohne doch, daß der König dabey etwas redete. Bey
der Königin gesche die Praesentation à la Toilette, und machte
sie eine sehr gnädige Mine, redete aber dismal nichts, und
ging gleich nach vollendetem Anziehen, in die Messe. An den

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[0055] vor sich acquirirten; indem der Duc de Gevres bey dem Prevot des Marchands solchen vor Sie ausbat. Als wir Abends wider nach Haus kamen, erfuhren wir, daß der Schwedl: Minister von Flemming da gewe- sen, um Illmo die Gegen-Visite zu geben. Den 22 Novembr: Mit anbrechendem Tage traten wir unsre Reise nach Versailles an, liesen uns daselbst nach 10 Uhr in Porte chaisen aufs Schloß tragen, und nahme a la Sale des Ambassadeurs unsern Abtritt, wurden auch durch die uns offerirte Königl: Chocolade, wider die kalte und rauhe Witterung recht wohl praeserviret. Die dismal gegenwärtigen, und zum Theil nach uns, sich allmählig einfindenden Ministri waren: die Ambassadeurs von Venedig; von Holland, von Maltha, die Envoyés von Schweden, von Sardinien, von Pfaltz, von Lüttig und von Dännemarck, welcher letztere uns bey dieser Gelegenheit an die- jenigen, welche uns noch nicht bekant waren, praesentirete. Nach 11 Uhr arrivirete der Preußische Envoyé extraordinaire Mons: de Cammasch, um seine Abschieds-Audienz zu haben. Der Aufzug bestund in 4 Carossen mit 6 Pferden, davon die erste dem premier-Introducteur, die andere dem König, und die zwey letzten dem Gesandten zugehörten. In der Königl: großen Carosse saß der Gesandte an Fond zur Rechten und neben ihm der premier-Introducteur, nebst einem Cavalier des Gesandten, die beyden übrigen Cavaliers, nebst dem Legations- Secretario, saßen im Schlage. Vorbesagte Carossen fuhren bis in den innersten Schloß-Platz vor die Thüre von der Sale des Ambassadeurs, in welcher der Hl: von Cammasch mit seinem Cavaliers abtrat, und bis zur gelegenen Zeit warten muste. Wir wurden indeßen von beyden Introducteurs; erstlich: zu dem Mons: Amelot, Secretaire d’Etat pou les affaires etrangéres, und sodann zu dem Cardinal Fleuri geführet. An beyden Orten waren die Fragen: wohin? und woher? der gantze Discours, der Cardinal aber invitirte Illmum zum Mittags-Eßen. Wir begaben uns hirauf mit denen schon ge- dachten Introducteurs an grand levé du Roi, und wurde Illmum nachdem der König sich vollend angezogen hatte, und aus dem Schlaf-Zimmer ins Cabinet gehen wolte durch Mr: de Sainctot praesentiret, ohne doch, daß der König dabey etwas redete. Bey der Königin gesche die Praesentation à la Toilette, und machte sie eine sehr gnädige Mine, redete aber dismal nichts, und ging gleich nach vollendetem Anziehen, in die Messe. An den

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/55>, abgerufen am 23.11.2024.