Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].268 oder, wie die darauf stehende Inscription ihn nennet, Maximi=[unleserliches Material] gleichfals durchaus von weißem Marmor, ist noch unter allen am wenigsten schadhafft, auch von dem letzt verstorbenen Pabst Clemente XII repariret worden. Die bekante über Maxenti- um erhaltene Victorie ist die Gelegenheit gewesen, daß der Römische Rath und das Volck ihme diese Ehre erwiesen, dahero auch, außer der Haupt-Inscription zu beyden Seiten des mittelsten Durch- ganges die Schrifft zu lesen ist: liberatorisurbis. Fundatori quie- tis. Es ist indeßen unter dem häuffigen bas relief nicht das geringste Merckmal des Christenthums wahr zu nehmen, sondern alles noch Heydnisch, das Spitzwerck selbst auch theils sehr schön, theils hingegen sehr schlecht, welches man der Eilfertigkeit zuschrei- bet, welche insgemein bey dergleichen Gebäude nötig gewesen, daß man also nicht lauter gute Meister gebrauchen können, zu malen von dieser letzten Sorte unter der Regierung dieses Kaysers ohnedem nicht viel mehr vorhanden gewesen. In eben dieser Gegend siehet man mit Erstaunen den Uberrest des großes amphi-theatri welches Kayser Vespasianus erbauet und insgemein hier Colliseum genannt wird. Es ist auswendig 4 Etagen hoch und rund, der inwendige Kampf-Platz aber oval, und haben, der gemachten Ausrechnung nach 100/Millionen Zuschauer darinn Platz gehabt. Die Säulen-Ordnungen und Haupt-Mauren sind von Quader-Stücken, die Zwischen-[unleserliches Material]Wände und Gewölbe aber von Ziegeln, diese letztern auch mit einem Eisen=festen Esterich von Kiesel-Stein und Gipß übergoßen. Unter einem Schwibbogen hat sich so gar noch die Stucatur-Arbeit conserviret mit welcher die gewölbten Bogen überzogen gewesen. Den ersten Ruin dieses Gebäudes schreibet man denen Gothen zu, welche auch die Löcher gemacht haben sollen, deren man zwischen denen Quader-Steinen eine unglaubliche Menge findet. Villeicht haben sie dieses Gebäude zu einer Casarne gebraucht, und die Löcher gemacht, um Bau-Holtz, Latten und Scheide-Wände zu Separirung der nötigen Cammern anzu[unleserliches Material]bringen. Vieles hat auch ein gewißer Pabst mit Fleiß abgetragen und von den Steinen ein Palais gebauet. Da indeßen in diesem theatro viele 1000 Christen von denen wilden Thieren zerrißen worden, so ist dieserwegen über den einen Eingang eine gantz gute lateinische Erinnerung gesetzet, auch haben 2 Einsiedler sich auf dem [unleserliches Material]inneren Platz einlogiret. Es ist sonst dieses theatrum eben daßelbe, in welchem Kayser Titus dem Volck 100 Tage nach ein- ander Schau-Spiele gegeben, dabey 20000 Thiere drauf gegangen. Von einem Tempel der Minervae siehet man noch 2 Corinthische 268 oder, wie die darauf stehende Inscription ihn nennet, Maximi=[unleserliches Material] gleichfals durchaus von weißem Marmor, ist noch unter allen am wenigsten schadhafft, auch von dem letzt verstorbenen Pabst Clemente XII repariret worden. Die bekante über Maxenti- um erhaltene Victorie ist die Gelegenheit gewesen, daß der Römische Rath und das Volck ihme diese Ehre erwiesen, dahero auch, außer der Haupt-Inscription zu beyden Seiten des mittelsten Durch- ganges die Schrifft zu lesen ist: liberatorisurbis. Fundatori quie- tis. Es ist indeßen unter dem häuffigen bas relief nicht das geringste Merckmal des Christenthums wahr zu nehmen, sondern alles noch Heydnisch, das Spitzwerck selbst auch theils sehr schön, theils hingegen sehr schlecht, welches man der Eilfertigkeit zuschrei- bet, welche insgemein bey dergleichen Gebäude nötig gewesen, daß man also nicht lauter gute Meister gebrauchen können, zu malen von dieser letzten Sorte unter der Regierung dieses Kaysers ohnedem nicht viel mehr vorhanden gewesen. In eben dieser Gegend siehet man mit Erstaunen den Uberrest des großes amphi-theatri welches Kayser Vespasianus erbauet und insgemein hier Colliseum genannt wird. Es ist auswendig 4 Etagen hoch und rund, der inwendige Kampf-Platz aber oval, und haben, der gemachten Ausrechnung nach 100/Millionen Zuschauer darinn Platz gehabt. Die Säulen-Ordnungen und Haupt-Mauren sind von Quader-Stücken, die Zwischen-[unleserliches Material]Wände und Gewölbe aber von Ziegeln, diese letztern auch mit einem Eisen=festen Esterich von Kiesel-Stein und Gipß übergoßen. Unter einem Schwibbogen hat sich so gar noch die Stucatur-Arbeit conserviret mit welcher die gewölbten Bogen überzogen gewesen. Den ersten Ruin dieses Gebäudes schreibet man denen Gothen zu, welche auch die Löcher gemacht haben sollen, deren man zwischen denen Quader-Steinen eine unglaubliche Menge findet. Villeicht haben sie dieses Gebäude zu einer Casarne gebraucht, und die Löcher gemacht, um Bau-Holtz, Latten und Scheide-Wände zu Separirung der nötigen Cammern anzu[unleserliches Material]bringen. Vieles hat auch ein gewißer Pabst mit Fleiß abgetragen und von den Steinen ein Palais gebauet. Da indeßen in diesem theatro viele 1000 Christen von denen wilden Thieren zerrißen worden, so ist dieserwegen über den einen Eingang eine gantz gute lateinische Erinnerung gesetzet, auch haben 2 Einsiedler sich auf dem [unleserliches Material]inneren Platz einlogiret. Es ist sonst dieses theatrum eben daßelbe, in welchem Kayser Titus dem Volck 100 Tage nach ein- ander Schau-Spiele gegeben, dabey 20000 Thiere drauf gegangen. 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oder, wie die darauf stehende Inscription ihn nennet, Maximi=
_ gleichfals durchaus von weißem Marmor, ist noch unter allen
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Pabst Clemente XII repariret worden. Die bekante über Maxenti-
um erhaltene Victorie ist die Gelegenheit gewesen, daß der Röml:
Rath und das Volck ihme diese Ehre erwiesen, dahero auch, außer
der Haupt-Inscription zu beyden Seiten des mittelsten Durch-
ganges die Schrifft zu lesen ist: liberatorisurbis. Fundatori quie-
tis. Es ist indeßen unter dem häuffigen bas relief nicht das
geringste Merckmal des Christenthums wahr zu nehmen, sondern
alles noch Heydnisch, das Spitzwerck selbst auch theils sehr schön,
theils hingegen sehr schlecht, welches man der Eilfertigkeit zuschrei-
bet, welche insgemein bey dergl: Gebäude nötig gewesen, daß
man also nicht lauter gute Meister gebrauchen können, zu
malen von dieser letzten Sorte unter der Regierung dieses
Kaysers ohnedem nicht viel mehr vorhanden gewesen. In
eben dieser Gegend siehet man mit Erstaunen den Uberrest
des großes amphi-theatri welches Kayser Vespasianus erbauet
und insgemein hier Colliseum genannt wird. Es ist auswendig
4 Etagen hoch und rund, der inwendige Kampf-Platz aber oval,
und haben, der gemachten Ausrechnung nach 100/m Zuschauer
darinn Platz gehabt. Die Säulen-Ordnungen und Haupt-Mauren
sind von Quader-Stücken, die Zwischen-Wände und Gewölbe
aber von Ziegeln, diese letztern auch mit einem Eisen=festen
Esterich von Kiesel-Stein und Gipß übergoßen. Unter einem
Schwibbogen hat sich so gar noch die Stucatur-Arbeit conserviret
mit welcher die gewölbten Bogen überzogen gewesen. Den
ersten Ruin dieses Gebäudes schreibet man denen Gothen zu,
welche auch die Löcher gemacht haben sollen, deren man zwischen
denen Quader-Steinen eine unglaubliche Menge findet. Villeicht
haben sie dieses Gebäude zu einer Casarne gebraucht, und
die Löcher gemacht, um Bau-Holtz, Latten u. Scheide-Wände zu
Separirung der nötigen Cammern anzubringen. Vieles hat auch
ein gewißer Pabst mit Fleiß abgetragen und von den Steinen
ein Palais gebauet. Da indeßen in diesem theatro viele
1000 Christen von denen wilden Thieren zerrißen worden,
so ist dieserwegen über den einen Eingang eine gantz gute
lateinl: Erinnerung gesetzet, auch haben 2 Einsiedler sich auf
dem inneren Platz einlogiret. Es ist sonst dieses theatrum eben
daßelbe, in welchem Kayser Titus dem Volck 100 Tage nach ein-
ander Schau-Spiele gegeben, dabey 20000 Thiere drauf gegangen.
Von einem Tempel der Minervae siehet man noch 2 Corinthische
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Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate
Weitere Informationen:Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert. Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;
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