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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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armee als Volontair zu dulden. Weil bey schon besagtem Concert,
unter verschiedenen andern Praelaten, sich auch der hiesige Frantzösische
Minist[unleserliches Material]re Cardinal Tencin einfand, und wir durch obengedachten
Strickland an ihn praesentiret wurden, so machten wir nach-
gehends diesem Cardinal in seinem Palais die Cour, und übergaben den
von Monsieur de Ramsay mit habenden Brief. Er ist ein gantz hagerer
und Serieuser Herr, und hat von Cavaliers und andern Officianten
einen großen Train, empfing uns aber mit vieler Politesse;
und wir hatten Gelegenheit in seiner assemblee, welche alle
Montage gehalten wird, die Cardinäle Borghese und Corsini,
den Connetable Colonna, den prencipe di Santa Croce und
andere von hiesigen großen Adel kennen zu lernen, wurden
auch vom Mylord Dumbard an den hiesigen Sardinischen Minist[unleserliches Material]re
praesentiret, dem wir verschiedene Grüße von Turin zu
überbringen hatten. Das besondre bey denen Römischen Gesell-
schafften sind nicht allein die raffraichissemens, welche herum
gegeben werden, sondern auch die Ceremonien des Haus-Wirths,
welcher sich in einem derer vördern Zimmer aufhält, und
sowol die Ankommenden, als Weggehenden selbst complimentiret.
Weil wir nun gedachtermaßen hier bekannt worden, so gaben
wir auch das von dem Päbstlichen Nuncio aus Paris mit habende
Schreiben an seinen Bruder den Marchese Crescenzi ab, welcher
uns an seine Gemahlin praesentirete, und alles, was von
ihm dependiren würde, anbot. Er hat ein überaus gutes Aus-
sehen, auch Franckreich und Engelland durchreiset, und scheinet
im übrigen in der Frembde gute Tollerantz principia ein-
gesamlet zu haben. Durch eben denselben haben wir auch
mit seinem Vetter, dem Marchese Petronio Bekantschafft ge-
macht, noch zur Zeit aber es dabey bewenden laßen, um bey
ietzigen kurtzen Tagen, und da unsre bunte Kleidung bis dato
nicht angelanget ist, noch von denen Besichtigungen desto beßer
zu profitiren. Doch, ehe wir noch von diesen etwas melden,
ist als einer Haupt-Sache zu gedencken, daß wir einem
Päbstlichen Consistorio Semi publico auf dem Quirinal beygewohnet.
Nachdem wir durch die Wache von Schweitzern und cheveaux legers,
welche letztere nur mit einer Pistole und dem Degen bewaffnet
sind, auf dem großen Vorsaal hindurch passiret, warteten wir
in der anticamera dei cavallieri, bis allmählich die Cardinäle
zur Session hinein passiret, und wurden sodann mit denen
übrigen Anwesenden introduciret. Das Zimmer hatte die Größe

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armee als Volontair zu dulden. Weil bey schon besagtem Concert,
unter verschiedenen andern Praelaten, sich auch der hiesige Frantzösische
Minist[unleserliches Material]re Cardinal Tencin einfand, und wir durch obengedachten
Strickland an ihn praesentiret wurden, so machten wir nach-
gehends diesem Cardinal in seinem Palais die Cour, und übergaben den
von Monsieur de Ramsay mit habenden Brief. Er ist ein gantz hagerer
und Serieuser Herr, und hat von Cavaliers und andern Officianten
einen großen Train, empfing uns aber mit vieler Politesse;
und wir hatten Gelegenheit in seiner assemblee, welche alle
Montage gehalten wird, die Cardinäle Borghese und Corsini,
den Connetable Colonna, den prencipe di Santa Croce und
andere von hiesigen großen Adel kennen zu lernen, wurden
auch vom Mylord Dumbard an den hiesigen Sardinischen Minist[unleserliches Material]re
praesentiret, dem wir verschiedene Grüße von Turin zu
überbringen hatten. Das besondre bey denen Römischen Gesell-
schafften sind nicht allein die raffraichissemens, welche herum
gegeben werden, sondern auch die Ceremonien des Haus-Wirths,
welcher sich in einem derer vördern Zimmer aufhält, und
sowol die Ankommenden, als Weggehenden selbst complimentiret.
Weil wir nun gedachtermaßen hier bekannt worden, so gaben
wir auch das von dem Päbstlichen Nuncio aus Paris mit habende
Schreiben an seinen Bruder den Marchese Crescenzi ab, welcher
uns an seine Gemahlin praesentirete, und alles, was von
ihm dependiren würde, anbot. Er hat ein überaus gutes Aus-
sehen, auch Franckreich und Engelland durchreiset, und scheinet
im übrigen in der Frembde gute Tollerantz principia ein-
gesamlet zu haben. Durch eben denselben haben wir auch
mit seinem Vetter, dem Marchese Petronio Bekantschafft ge-
macht, noch zur Zeit aber es dabey bewenden laßen, um bey
ietzigen kurtzen Tagen, und da unsre bunte Kleidung bis dato
nicht angelanget ist, noch von denen Besichtigungen desto beßer
zu profitiren. Doch, ehe wir noch von diesen etwas melden,
ist als einer Haupt-Sache zu gedencken, daß wir einem
Päbstlichen Consistorio Semi publico auf dem Quirinal beygewohnet.
Nachdem wir durch die Wache von Schweitzern und cheveaux legers,
welche letztere nur mit einer Pistole und dem Degen bewaffnet
sind, auf dem großen Vorsaal hindurch passiret, warteten wir
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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/558>, abgerufen am 24.11.2024.