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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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wir gestern bey der Marchese Crescenzi und heute bey der
Marchese Piccolomini in Gesellschaft, auch hiernächst bey denen
Englischen Printzen im Concert gewesen. Gedachte Gesell-
schafften waren nicht zahlreich, und schienen bloß um
Illustrissimi Willen angestellet zu seyn, weil die ordentliche assemblees
bereits geschloßen sind. Indeßen haben wir dieselben
unserm Zweck deswegen vollkommen convenable gefunden,
weil Niemand im geringsten zum Spiel genötiget, dieses
auch als denn erst angefangen wird, wenn man eine
gute Stunde zusammen discouriret hat, welches zur Übung
in der Italiänischen Sprache uns sehr wohl zu statten kommt,
zumal die Einheimischen, so viel wir zeithero wahr-
nehmen können, sich angelegen seyn laßen, die Frembden
hauptsächlich zu entreteniren und ihnen zum sprechen Ge-
legenheit zu geben. Die Nahmen derer Personen, welche
wir bey dieser Gelegenheit kennen lernen, sind uns noch
zu neu, als daß wir sie hätten aufs erstemal behalten
können, und sind uns davon nur folgende im Gedächtniß
geblieben: der Chevalier Colonna, Comte di Spada, Comte
di Sepulveda, Monsignor Forietti und die Comtesse Foscarini.
Bey denen Englischen Printzen erfuhren wir von dem Mylord
Dumbart, daß der Cardinal Tencin die Nachricht erhalten,
wie der Chur-Fürst von Bayern nunmehro würcklich zum
König von Böhmen declariret sey, und einen Courier
an die Chur-Fürstin abgeschicket habe, um sie zu be-
nachrichtigen, daß sie diesen Titul von nun an führen
solle. Item, wie noch vor Ablauff dieses Monaths und
Jahrs der neue Kayser erwehlet seyn werde.

wir gestern bey der Marchese Crescenzi und heute bey der
Marchese Piccolomini in Gesellschaft, auch hiernächst bey denen
Englischen Printzen im Concert gewesen. Gedachte Gesell-
schafften waren nicht zahlreich, und schienen bloß um
Illustrissimi Willen angestellet zu seyn, weil die ordentliche assemblees
bereits geschloßen sind. Indeßen haben wir dieselben
unserm Zweck deswegen vollkommen convenable gefunden,
weil Niemand im geringsten zum Spiel genötiget, dieses
auch als denn erst angefangen wird, wenn man eine
gute Stunde zusammen discouriret hat, welches zur Übung
in der Italiänischen Sprache uns sehr wohl zu statten kommt,
zumal die Einheimischen, so viel wir zeithero wahr-
nehmen können, sich angelegen seyn laßen, die Frembden
hauptsächlich zu entreteniren und ihnen zum sprechen Ge-
legenheit zu geben. Die Nahmen derer Personen, welche
wir bey dieser Gelegenheit kennen lernen, sind uns noch
zu neu, als daß wir sie hätten aufs erstemal behalten
können, und sind uns davon nur folgende im Gedächtniß
geblieben: der Chevalier Colonna, Comte di Spada, Comte
di Sepulveda, Monsignor Forietti und die Comtesse Foscarini.
Bey denen Englischen Printzen erfuhren wir von dem Mylord
Dumbart, daß der Cardinal Tencin die Nachricht erhalten,
wie der Chur-Fürst von Bayern nunmehro würcklich zum
König von Böhmen declariret sey, und einen Courier
an die Chur-Fürstin abgeschicket habe, um sie zu be-
nachrichtigen, daß sie diesen Titul von nun an führen
solle. Item, wie noch vor Ablauff dieses Monaths und
Jahrs der neue Kayser erwehlet seyn werde.

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[0567] wir gestern bey der Marchese Crescenzi und heute bey der Marchese Piccolomini in Gesellschaft, auch hiernächst bey denen Englischen Printzen im Concert gewesen. Gedachte Gesell- schafften waren nicht zahlreich, und schienen bloß um Illmi Willen angestellet zu seyn, weil die ordentl: assemblees bereits geschloßen sind. Indeßen haben wir dieselben unserm Zweck deswegen vollkommen convenable gefunden, weil Niemand im geringsten zum Spiel genötiget, dieses auch als denn erst angefangen wird, wenn man eine gute Stunde zusammen discouriret hat, welches zur Übung in der Italiänischen Sprache uns sehr wohl zu statten kommt, zumal die Einheimischen, so viel wir zeithero wahr- nehmen können, sich angelegen seyn laßen, die Frembden hauptsächl: zu entreteniren und ihnen zum sprechen Ge- legenheit zu geben. Die Nahmen derer Personen, welche wir bey dieser Gelegenheit kennen lernen, sind uns noch zu neu, als daß wir sie hätten aufs erstemal behalten können, und sind uns davon nur folgende im Gedächtniß geblieben: der Chevalier Colonna, Comte di Spada, Comte di Sepulveda, Monsignor Forietti und die Comtesse Foscarini. Bey denen Engl: Printzen erfuhren wir von dem Mylord Dumbart, daß der Cardinal Tencin die Nachricht erhalten, wie der Chur-Fürst von Bayern nunmehro würcklich zum König von Böhmen declariret sey, und einen Courier an die Chur-Fürstin abgeschicket habe, um sie zu be- nachrichtigen, daß sie diesen Titul von nun an führen solle. Item, wie noch vor Ablauff dieses Monaths und Jahrs der neue Kayser erwehlet seyn werde.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/567>, abgerufen am 25.11.2024.