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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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und weit corpulenter, als er uns bey dem ersten Anblick im Con-
sistorio geschienen. Seine Strümpfe waren von Bieber-Haar
und die Schuhe von rothem Sammet mit goldnen Treßen besetzt
und mit Bändern zu gebunden.

Noch vor Abends besahen wir in Sankt Maria Maggiore die
Krippe, darinn unser Heyland bey seiner Geburt gelegen haben
soll. Es stund diese reliquie in einer kleinen Capelle neben
der Sacrystey, solte aber diese Nacht gewöhnlicher maßen in
die Kirche auf den hohen Altar gebracht werden. So viel man
durch das silberne hin und wieder mit Glas-Oeffnungen ver-
sehene Futteral wahrnehmen kan, ist es ein ohngefähr ander-
thalb Ellen langes und anderthalb Spannen tieffes Kästgen
von braunem Holtz. Das Stück von der Krippe Christi, welches
man ehemals im Dom-Schatz zu Bamberg gesehen, ist von
Stein, und gleichfals durch eine Päbstliche Bulle auctorisiret, gleichwol
kan dieses Behältniß nicht zu gleicher S Zeit von Holtz und auch
von Stein gewesen seyn.

Den 25 December

Weil den heutigen ersten Weynachts-Tag der Pabst selbst die Solenne
Meße lieset und communiciret, so fanden wir zu unsrer immer
beßern Information in dem Römischen Kirchen-Wesen dienlich, auch
diese Solennitaet mit an zu sehen. Die Schweitzer-Wache war
nebst ihren Officiers geharnischt, wie solches bey dergleichen Solennitaeten
allezeit geschiehet, auch ging der Pabst heute nicht durch die lincker
Hand des Altars befindlichen Thüre zu Fuß, sondern wurde durch
etliche Säle hindurch zum Haupt-Eingang der Capelle hinein
bis an die 3 Stufen, wo man nach dem Altar hinauf stei-
get, auf denen conf. Jesaja 46, 1 Schultern getragen. Vor ihm her trug man,
außer dem gewöhnlichen Creutz, 4 Pabst-Cronen und 2 Bischofs-Hüte,
die 5te Crone aber hatte er auf dem Kopf. Cronen und Hüte
waren mit Perlen dichte bedeckt, und allerhand bunte Edelgesteine
als, Rubinen, Smaragde perge gehöriger Orten darauf gesetzt.
Unter denen vor ihm hergehenden Insignien war auch das große
Schwerdt in einer mit verguldetem durchbrochenen Silber
dicke beschlagenen Scheide. Auf dem Ort-Band dieses Schwerdts wurde
der roth sammetne Hut in die Höhe gehalten, welcher unten mit
Hermelin gefüttert, an der Seite des Deckels aber eine Taube
mit Silber gestickt zu sehen ist. Dieses Insigne soll die weltliche
Gewalt des Pabsts vorstellen, und ist Schwerdt und Hut accurat
so gestaltet, wie diejenigen sind, welche er großen Printzen
oder Generals, sonderlich in denen Türcken-Kriegen, zum Present
zu zu schicken pfleget. Zu beyden Seiten des Trage-Stuhls gingen

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und weit corpulenter, als er uns bey dem ersten Anblick im Con-
sistorio geschienen. Seine Strümpfe waren von Bieber-Haar
und die Schuhe von rothem Sammet mit goldnen Treßen besetzt
und mit Bändern zu gebunden.

Noch vor Abends besahen wir in Sankt Maria Maggiore die
Krippe, darinn unser Heyland bey seiner Geburt gelegen haben
soll. Es stund diese reliquie in einer kleinen Capelle neben
der Sacrystey, solte aber diese Nacht gewöhnlicher maßen in
die Kirche auf den hohen Altar gebracht werden. So viel man
durch das silberne hin und wieder mit Glas-Oeffnungen ver-
sehene Futteral wahrnehmen kan, ist es ein ohngefähr ander-
thalb Ellen langes und anderthalb Spannen tieffes Kästgen
von braunem Holtz. Das Stück von der Krippe Christi, welches
man ehemals im Dom-Schatz zu Bamberg gesehen, ist von
Stein, und gleichfals durch eine Päbstliche Bulle auctorisiret, gleichwol
kan dieses Behältniß nicht zu gleicher S Zeit von Holtz und auch
von Stein gewesen seyn.

Den 25 December

Weil den heutigen ersten Weynachts-Tag der Pabst selbst die Solenne
Meße lieset und communiciret, so fanden wir zu unsrer immer
beßern Information in dem Römischen Kirchen-Wesen dienlich, auch
diese Solennitaet mit an zu sehen. Die Schweitzer-Wache war
nebst ihren Officiers geharnischt, wie solches bey dergleichen Solennitaeten
allezeit geschiehet, auch ging der Pabst heute nicht durch die lincker
Hand des Altars befindlichen Thüre zu Fuß, sondern wurde durch
etliche Säle hindurch zum Haupt-Eingang der Capelle hinein
bis an die 3 Stufen, wo man nach dem Altar hinauf stei-
get, auf denen conf. Jesaja 46, 1 Schultern getragen. Vor ihm her trug man,
außer dem gewöhnlichen Creutz, 4 Pabst-Cronen und 2 Bischofs-Hüte,
die 5te Crone aber hatte er auf dem Kopf. Cronen und Hüte
waren mit Perlen dichte bedeckt, und allerhand bunte Edelgesteine
als, Rubinen, Smaragde perge gehöriger Orten darauf gesetzt.
Unter denen vor ihm hergehenden Insignien war auch das große
Schwerdt in einer mit verguldetem durchbrochenen Silber
dicke beschlagenen Scheide. Auf dem Ort-Band dieses Schwerdts wurde
der roth sammetne Hut in die Höhe gehalten, welcher unten mit
Hermelin gefüttert, an der Seite des Deckels aber eine Taube
mit Silber gestickt zu sehen ist. Dieses Insigne soll die weltliche
Gewalt des Pabsts vorstellen, und ist Schwerdt und Hut accurat
so gestaltet, wie diejenigen sind, welche er großen Printzen
oder Generals, sonderlich in denen Türcken-Kriegen, zum Present
zu zu schicken pfleget. Zu beyden Seiten des Trage-Stuhls gingen

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[0572] 279 und weit corpulenter, als er uns bey dem ersten Anblick im Con- sistorio geschienen. Seine Strümpfe waren von Bieber-Haar und die Schuhe von rothem Sammet mit goldnen Treßen besetzt und mit Bändern zu gebunden. Noch vor Abends besahen wir in S. Maria Maggiore die Krippe, darinn unser Heyland bey seiner Geburt gelegen haben soll. Es stund diese reliquie in einer kleinen Capelle neben der Sacrystey, solte aber diese Nacht gewöhnlicher maßen in die Kirche auf den hohen Altar gebracht werden. So viel man durch das silberne hin und wieder mit Glas-Oeffnungen ver- sehene Futteral wahrnehmen kan, ist es ein ohngefähr ander- thalb Ellen langes und anderthalb Spannen tieffes Kästgen von braunem Holtz. Das Stück von der Krippe Christi, welches man ehemals im Dom-Schatz zu Bamberg gesehen, ist von Stein, und gleichfals durch eine Päbstl: Bulle auctorisiret, gleichwol kan dieses Behältniß nicht zu gleicher Zeit von Holtz und auch von Stein gewesen seyn. Den 25 Dec: Weil den heutigen ersten Weynachts-Tag der Pabst selbst die Solenne Meße lieset und communiciret, so fanden wir zu unsrer immer beßern Information in dem Röml: Kirchen-Wesen dienlich, auch diese Solennitaet mit an zu sehen. Die Schweitzer-Wache war nebst ihren Officiers geharnischt, wie solches bey dergl: Solennitaeten allezeit geschiehet, auch ging der Pabst heute nicht durch die lincker Hand des Altars befindl: Thüre zu Fuß, sondern wurde durch etliche Säle hindurch zum Haupt-Eingang der Capelle hinein bis an die 3 Stufen, wo man nach dem Altar hinauf stei- get, auf denen conf. Jes: 46, 1 Schultern getragen. Vor ihm her trug man, außer dem gewöhnl:n Creutz, 4 Pabst-Cronen und 2 Bischofs-Hüte, die 5te Crone aber hatte er auf dem Kopf. Cronen und Hüte waren mit Perlen dichte bedeckt, und allerhand bunte Edelgesteine als, Rubinen, Smaragde p gehöriger Orten darauf gesetzt. Unter denen vor ihm hergehenden Insignien war auch das große Schwerdt in einer mit verguldetem durchbrochenen Silber dicke beschlagenen Scheide. Auf dem Ort-Band dieses Schwerdts wurde der roth sammetne Hut in die Höhe gehalten, welcher unten mit Hermelin gefüttert, an der Seite des Deckels aber eine Taube mit Silber gestickt zu sehen ist. Dieses Insigne soll die weltl: Gewalt des Pabsts vorstellen, und ist Schwerdt u. Hut accurat so gestaltet, wie diejenigen sind, welche er großen Printzen oder Generals, sonderl: in denen Türcken-Kriegen, zum Present zu zu schicken pfleget. Zu beyden Seiten des Trage-Stuhls gingen

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/572>, abgerufen am 25.11.2024.