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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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lernten wir kennen die Römische Princessinnen Palestrina und
Borghese, den Schwager der letztern Printz Jacob Borghese und den
Venetianischen Ambassadeur, ingleichen die Duchessa Gaetano, die Mar-
chese Patrici und den Abbe Comte Lagnasko, an welche drey
Personen der Mylord auch Illustrissimum besonders praesentirete.

Den 27 December

Speiseten wir Mittags bey dem König von Engelland, in Gesell-
schafft seiner Printzen, des Cardinals Tencin, des Malthesischen
Ambassadeurs
und einiger Herrn von des Königs Hofstadt. Bey
der Tafel saß zwar der König weder oben noch unten an,
der Cardinal aber doch neben und unter ihm. Wie er denn seinen
Cardinals Hut der Nomination des Königs eben so wie der
verstorbene Cardinal Polignac zu dancken hat, und beschuldiget
man hier diesen letzten, daß er sich davor nicht so erkenntlich
erwiesen als der Cardinal Tencin. Die Discourse waren von
lauter Kleinigkeiten, Zum Exempel von einer Meer-Katze welche der
älteste Printz dem Pabst geschencket, und bezeigete sich übrigens
der Cardinal gegen uns besonders freundlich und gesprächig.
Nachmittags thaten wir einen Blick in die unweit des Englischen
Pallasts gelegene Kirche der 12 Apostel, welche zuerst von Con-
stantino M.
erbauet, ietzo aber vollkommen modern und
sauber ist. Alles wurde mit rothem Samet und Damast behän-
get und mitten in der Kirche ein Thron vor den Pabst aufge-
schlagen. Der Zweck dieser Praeparationen war eine morgen
in dieser Kirche zu haltende Disputation, welcher iedoch der
Pabst nur durch einen abgeschickten Cardinal beywohnen
wird. Abends blieben wir bey denen Englischen Printzen im Concert,
wozu sich auch der König selbst einfand. Die Duchessa Cafarelli
und ihre Schwester Marchese Gavotti, die Marchese Piccolomeni,
der Duca di Cafarelli und andre geistliche und weltliche Herrn
fanden sich ebenfals gegenwärtig. Ein Praelat und Canonicus
von Maria Maggiore Monseigneur Gotward von Nation ein Engellander
welcher ehemals Internuncius zu Cölln auch einige Zeit zu
Brüßel gewesen, gerieth mit uns in einen weitläuffigen
Religions und Bekehrungs-Discours, davon man aber die
Relation auf ein andermal verspahret, zumal vermuthlich
diese Unterredung noch länger continuiren dürften,
weil wir ihn ordinair bey denen Englischen Printzen antreffen.

lernten wir kennen die Römische Princessinnen Palestrina und
Borghese, den Schwager der letztern Printz Jacob Borghese und den
Venetianischen Ambassadeur, ingleichen die Duchessa Gaetano, die Mar-
chese Patrici und den Abbe Comte Lagnasko, an welche drey
Personen der Mylord auch Illustrissimum besonders praesentirete.

Den 27 December

Speiseten wir Mittags bey dem König von Engelland, in Gesell-
schafft seiner Printzen, des Cardinals Tencin, des Malthesischen
Ambassadeurs
und einiger Herrn von des Königs Hofstadt. Bey
der Tafel saß zwar der König weder oben noch unten an,
der Cardinal aber doch neben und unter ihm. Wie er denn seinen
Cardinals Hut der Nomination des Königs eben so wie der
verstorbene Cardinal Polignac zu dancken hat, und beschuldiget
man hier diesen letzten, daß er sich davor nicht so erkenntlich
erwiesen als der Cardinal Tencin. Die Discourse waren von
lauter Kleinigkeiten, Zum Exempel von einer Meer-Katze welche der
älteste Printz dem Pabst geschencket, und bezeigete sich übrigens
der Cardinal gegen uns besonders freundlich und gesprächig.
Nachmittags thaten wir einen Blick in die unweit des Englischen
Pallasts gelegene Kirche der 12 Apostel, welche zuerst von Con-
stantino M.
erbauet, ietzo aber vollkommen modern und
sauber ist. Alles wurde mit rothem Samet und Damast behän-
get und mitten in der Kirche ein Thron vor den Pabst aufge-
schlagen. Der Zweck dieser Praeparationen war eine morgen
in dieser Kirche zu haltende Disputation, welcher iedoch der
Pabst nur durch einen abgeschickten Cardinal beywohnen
wird. Abends blieben wir bey denen Englischen Printzen im Concert,
wozu sich auch der König selbst einfand. Die Duchessa Cafarelli
und ihre Schwester Marchese Gavotti, die Marchese Piccolomeni,
der Duca di Cafarelli und andre geistliche und weltliche Herrn
fanden sich ebenfals gegenwärtig. Ein Praelat und Canonicus
von Maria Maggiore Monseigneur Gotward von Nation ein Engellander
welcher ehemals Internuncius zu Cölln auch einige Zeit zu
Brüßel gewesen, gerieth mit uns in einen weitläuffigen
Religions und Bekehrungs-Discours, davon man aber die
Relation auf ein andermal verspahret, zumal vermuthlich
diese Unterredung noch länger continuiren dürften,
weil wir ihn ordinair bey denen Englischen Printzen antreffen.

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[0575] lernten wir kennen die Röml: Princessinnen Palestrina und Borghese, den Schwager der letztern Printz Jacob Borghese und den Venetianischen Ambassadeur, ingl: die Duchessa Gaetano, die Mar- chese Patrici und den Abbe Comte Lagnasko, an welche drey Personen der Mylord auch Illmum besonders praesentirete. Den 27 Dec: Speiseten wir Mittags bey dem König von Engelland, in Gesell- schafft seiner Printzen, des Cardinals Tencin, des Malthesischen Ambassadeurs u. einiger Herrn von des Königs Hofstadt. Bey der Tafel saß zwar der König weder oben noch unten an, der Cardinal aber doch neben und unter ihm. Wie er denn seinen Cardinals Hut der Nomination des Königs eben so wie der verstorbene Card: Polignac zu dancken hat, und beschuldiget man hier diesen letzten, daß er sich davor nicht so erkenntlich erwiesen als der Cardinal Tencin. Die Discourse waren von lauter Kleinigkeiten, Z.E. von einer Meer-Katze welche der älteste Printz dem Pabst geschencket, und bezeigete sich übrigens der Cardinal gegen uns besonders freundlich und gesprächig. Nachmittags thaten wir einen Blick in die unweit des Engl: Pallasts gelegene Kirche der 12 Apostel, welche zuerst von Con- stantino M. erbauet, ietzo aber vollkommen modern und sauber ist. Alles wurde mit rothem Samet und Damast behän- get und mitten in der Kirche ein Thron vor den Pabst aufge- schlagen. Der Zweck dieser Praeparationen war eine morgen in dieser Kirche zu haltende Disputation, welcher iedoch der Pabst nur durch einen abgeschickten Cardinal beywohnen wird. Abends blieben wir bey denen Engl: Printzen im Concert, wozu sich auch der König selbst einfand. Die Duchessa Cafarelli und ihre Schwester Marchese Gavotti, die Marchese Piccolomeni, der Duca di Cafarelli und andre geist- und weltliche Herrn fanden sich ebenfals gegenwärtig. Ein Praelat u. Canonicus von Maria Maggiore Mr: Gotward von Nation ein Engellander welcher ehemals Internuncius zu Cölln auch einige Zeit zu Brüßel gewesen, gerieth mit uns in einen weitläuffigen Religions und Bekehrungs-Discours, davon man aber die Relation auf ein andermal verspahret, zumal vermuthlich diese Unterredung noch länger continuiren dürften, weil wir ihn ordinair bey denen Engl: Printzen antreffen.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/575>, abgerufen am 26.11.2024.