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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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Von Wein waren nicht nur alle frantzösische, sondern auch sehr
viele auswärtige Sorten vorhanden, doch wurden weder Herrschaftliche noch andern
Gesundheiten getruncken, vielweniger kam ein großes Glas
zum Vorschein. Die Bedienung geschahe durch lauter Königliche
Haus-Officiers, welche mit dem Degen an der Seite, und dem
Hut auf dem Kopf, ihre Dienste verrichteten. Nach aufgehobener
Tafel Abends um 5 Uhr, conjungirten wir uns, der vorher
genommenen Abrede nach, widerum mit Illustrissimo und nahmen
unser Retour, unter beständigem Regen, anhero zurück.

Den 23 November

Früh hatten wir von Herrn Petersen Besuch, und gaben darauf dem
Holländischen Ambassadeur van Huy, die Visite, welcher uns an seinem
Schreib-Tisch, im Schlafrock, sehr höflich empfing, und sich sowol
derer zuletzt von dem hochgräflichen Hause hier gewesenen Herren,
als auch Illustrissimi VIti und des Herrn Graf Lynars, gantz wohl erinnerte.
Als wir auf die ietzigen Zeit-Läufte zu reden kamen, sagte
er bey Gelegenheit des guten Vernehmens zwischen Franckreich
und Oesterreich: la france a ete pourtant trouvez honette,
widersprach auch dem hier roulirenden Gerüchte, ob solte man
nach dem Tode des Kaysers, eine von diesem letztern mit Engel-
land
, wider Franckreich geschloßene Alliance entdecket haben,
welche des gute Vernehmen alteriren könte. Daß die Solenne
Notification des Trauer-Falls, sich so lange verziehe, davon gab
er zur Nachricht, daß die Briefe nach Wien remittiret worden,
weil ein und andre Expressiones nach dem bisherigen Kayserlichen
Formular eingereichet gewesen, welche man gleichwol einer Ungari-
schen und Böhmischen Königin, nicht zugestehen könne; indeßen
tractire man über das Ceremonial vollkommen a l'amiable, und
werde sich disfals gar leicht vergleichen. Sonst erzehlte er von
oberwehnter Frugalitaet des Cardinals Fleuri, daß derselbe
zu ihm gesagt habe: vous trouverez ma table bien retranchee,
mais dans le temps, ou nous hommes, il faut retranches les
superflus, pour en subvenir aux besoins des pauves. Den
Darmstädtischen Minister, und den Dähnischen Etants-Rath von
Bram
, welcher in Comercien-Sachen allhier negotiret, und
die wir beyde noch besuchen wolten, trafen wir dismal nicht
zu Hause, doch aber bey dem Dähnischen Minister, Herr von Wind
an, dahin wir mit ihnen mittags zu Gaste geladen waren.
Die übrigen Mitsprechenden waren: der premier-Ecuger von

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Von Wein waren nicht nur alle frantzösische, sondern auch sehr
viele auswärtige Sorten vorhanden, doch wurden weder Herrschaftliche noch andern
Gesundheiten getruncken, vielweniger kam ein großes Glas
zum Vorschein. Die Bedienung geschahe durch lauter Königliche
Haus-Officiers, welche mit dem Degen an der Seite, und dem
Hut auf dem Kopf, ihre Dienste verrichteten. Nach aufgehobener
Tafel Abends um 5 Uhr, conjungirten wir uns, der vorher
genommenen Abrede nach, widerum mit Illustrissimo und nahmen
unser Retour, unter beständigem Regen, anhero zurück.

Den 23 November

Früh hatten wir von Herrn Petersen Besuch, und gaben darauf dem
Holländischen Ambassadeur van Huy, die Visite, welcher uns an seinem
Schreib-Tisch, im Schlafrock, sehr höflich empfing, und sich sowol
derer zuletzt von dem hochgräflichen Hause hier gewesenen Herren,
als auch Illustrissimi VIti und des Herrn Graf Lynars, gantz wohl erinnerte.
Als wir auf die ietzigen Zeit-Läufte zu reden kamen, sagte
er bey Gelegenheit des guten Vernehmens zwischen Franckreich
und Oesterreich: la france a eté pourtant trouvéz honette,
widersprach auch dem hier roulirenden Gerüchte, ob solte man
nach dem Tode des Kaysers, eine von diesem letztern mit Engel-
land
, wider Franckreich geschloßene Alliance entdecket haben,
welche des gute Vernehmen alteriren könte. Daß die Solenne
Notification des Trauer-Falls, sich so lange verziehe, davon gab
er zur Nachricht, daß die Briefe nach Wien remittiret worden,
weil ein und andre Expressiones nach dem bisherigen Kayserlichen
Formular eingereichet gewesen, welche man gleichwol einer Ungari-
schen und Böhmischen Königin, nicht zugestehen könne; indeßen
tractire man über das Ceremonial vollkommen à l’amiable, und
werde sich disfals gar leicht vergleichen. Sonst erzehlte er von
oberwehnter Frugalitaet des Cardinals Fleuri, daß derselbe
zu ihm gesagt habe: vous trouverez ma table bien retranchée,
mais dans le temps, ou nous hommes, il faut retranches les
superflus, pour en subvenir aux besoins des pauves. Den
Darmstädtischen Minister, und den Dähnischen Etants-Rath von
Bram
, welcher in Comercien-Sachen allhier negotiret, und
die wir beyde noch besuchen wolten, trafen wir dismal nicht
zu Hause, doch aber bey dem Dähnischen Minister, Herr von Wind
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Die übrigen Mitsprechenden waren: der premier-Ecuger von

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[0058] 24 Von Wein waren nicht nur alle frantzösische, sondern auch sehr viele auswärtige Sorten vorhanden, doch wurden weder Herrschaftliche noch andern Gesundheiten getruncken, vielweniger kam ein großes Glas zum Vorschein. Die Bedienung geschahe durch lauter Königl: Haus-Officiers, welche mit dem Degen an der Seite, und dem Hut auf dem Kopf, ihre Dienste verrichteten. Nach aufgehobener Tafel Abends um 5 Uhr, conjungirten wir uns, der vorher genommenen Abrede nach, widerum mit Illmo und nahmen unser Retour, unter beständigem Regen, anhero zurück. Den 23 Novembr: Früh hatten wir von Hl. Petersen Besuch, und gaben darauf dem Holländ: Ambassadeur van Huy, die Visite, welcher uns an seinem Schreib-Tisch, im Schlafrock, sehr höflich empfing, und sich sowol derer zuletzt von dem Hochgräfl: Hause hier gewesenen Herren, als auch Illmi VIti und des Hl. Graf Lynars, gantz wohl erinnerte. Als wir auf die ietzigen Zeit-Läufte zu reden kamen, sagte er bey Gelegenheit des guten Vernehmens zwischen Franckreich und Oesterreich: la france a eté pourtant trouvéz honette, widersprach auch dem hier roulirenden Gerüchte, ob solte man nach dem Tode des Kaysers, eine von diesem letztern mit Engel- land, wider Franckreich geschloßene Alliance entdecket haben, welche des gute Vernehmen alteriren könte. Daß die Solenne Notification des Trauer-Falls, sich so lange verziehe, davon gab er zur Nachricht, daß die Briefe nach Wien remittiret worden, weil ein und andre Expressiones nach dem bisherigen Kayserlichen Formular eingereichet gewesen, welche man gleichwol einer Ungari- schen und Böhmischen Königin, nicht zugestehen könne; indeßen tractire man über das Ceremonial vollkommen à l’amiable, und werde sich disfals gar leicht vergleichen. Sonst erzehlte er von oberwehnter Frugalitaet des Cardinals Fleuri, daß derselbe zu ihm gesagt habe: vous trouverez ma table bien retranchée, mais dans le temps, ou nous hommes, il faut retranches les superflus, pour en subvenir aux besoins des pauves. Den Darmstädtischen Minister, und den Dähnischen Etants-Rath von Bram, welcher in Comercien-Sachen allhier negotiret, und die wir beyde noch besuchen wolten, trafen wir dismal nicht zu Hause, doch aber bey dem Dähnischen Minister, H. von Wind an, dahin wir mit ihnen mittags zu Gaste geladen waren. Die übrigen Mitsprechenden waren: der premier-Ecuger von

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/58>, abgerufen am 03.12.2024.