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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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welches insgemein il Spogliatore genennet, und dafür gehalten
wird, daß die Römischen Ritter, welche in dem Circo erscheinen
wollen, sich in diesem Gebäude mit ihrem Aufzuge zu rechte
gemacht, auch nach geendeter Üebung sich hier wieder ausgezogen.
Weil aber accurat in der Mitte dieses großen 4ecks eine rundes
Gebäude stehet, deßen [unleserliches Material]inwendiges ietzo zu einem Wein=
Keller gebrauchtes Gewölbe mit etlichen Nichen versehen ist,
so scheinet uns probabler, daß dieses wo nicht ein Tempel,
doch gewiß ein Begräbniß, und solches mit einem 4eckten
portique zum Spatzieren gehen umgeben gewesen. Wie
denn an denen Mauren herum noch Vestigia von
einer arcade zu sehen sind.
Ein kleiner Tempel des Martis von Ziegel-Steinen iedoch
auswendig vor dem Eingange mit 4 canelirten Marmor-
Säulen besetzt, ist auch noch eines von denen wenigen
Gebäuden, welches gantz aus dem Alterthum übrig geblieben.
An der Decke des Gewölbes siehet man inwendig noch
reste von der Römischen Stucatur-Arbeit, bestehend in
armaturen und Trophaeen. Gegenwärtig heist dieser Tem-
pel die Kirche Sankt Vrbani, und ist inwendig mit 10 großen
thönernen Begräbniß-Vrnen ausgezieret, an der Thür aber
stehet ein gleichfals antiques Aschen-Behältniß von weißem
Marmor, mit dem darauf gegrabenen Nahmen
APRONIANOU
Vielleicht ist es der Römische Consul Apronianus, deßen bey
Gelegenheit des Virgilianischen Manuscriptis in Florentz Erwehnung geschehen.
Seitwärts dieses Tempels in einem grünen Thal Caffarelli
genannt, ist der bekannte Brunnen der AEgeria, dahin Numa
Pompilius
sich so oft begeben gewohnt gewesen, um den
vorgegebenen genauen Umgang mit dieser vermeinten
Göttin dem Volck weiß zu machen. Der Brunn ist in
einer Grotte in den Berg hinein angeleget. Die Grotte
hat auf dieser Seite 3 Nichen, vor der Haupt-Niche aber,
welche dem Eingang gegen über ist, lieget eine weibliche
Statue von weißem Marmor ohne Kopf, unter welcher
das Waßer ehemals in 3 Röhren heraus gelauffen. Gegen-
wärtig hat es seinen Lauf durch eine Seiten-Niche, un

welches insgemein il Spogliatore genennet, und dafür gehalten
wird, daß die Römischen Ritter, welche in dem Circo erscheinen
wollen, sich in diesem Gebäude mit ihrem Aufzuge zu rechte
gemacht, auch nach geendeter Üebung sich hier wieder ausgezogen.
Weil aber accurat in der Mitte dieses großen 4ecks eine rundes
Gebäude stehet, deßen [unleserliches Material]inwendiges ietzo zu einem Wein=
Keller gebrauchtes Gewölbe mit etlichen Nichen versehen ist,
so scheinet uns probabler, daß dieses wo nicht ein Tempel,
doch gewiß ein Begräbniß, und solches mit einem 4eckten
portique zum Spatzieren gehen umgeben gewesen. Wie
denn an denen Mauren herum noch Vestigia von
einer arcade zu sehen sind.
Ein kleiner Tempel des Martis von Ziegel-Steinen iedoch
auswendig vor dem Eingange mit 4 canelirten Marmor-
Säulen besetzt, ist auch noch eines von denen wenigen
Gebäuden, welches gantz aus dem Alterthum übrig geblieben.
An der Decke des Gewölbes siehet man inwendig noch
reste von der Römischen Stucatur-Arbeit, bestehend in
armaturen und Trophaeen. Gegenwärtig heist dieser Tem-
pel die Kirche Sankt Vrbani, und ist inwendig mit 10 großen
thönernen Begräbniß-Vrnen ausgezieret, an der Thür aber
stehet ein gleichfals antiques Aschen-Behältniß von weißem
Marmor, mit dem darauf gegrabenen Nahmen
ΑΠΡѠΝΙΑΝΟΥ
Vielleicht ist es der Römische Consul Apronianus, deßen bey
Gelegenheit des Virgilianischen Manuscriptis in Florentz Erwehnung geschehen.
Seitwärts dieses Tempels in einem grünen Thal Caffarelli
genannt, ist der bekannte Brunnen der AEgeria, dahin Numa
Pompilius
sich so oft begeben gewohnt gewesen, um den
vorgegebenen genauen Umgang mit dieser vermeinten
Göttin dem Volck weiß zu machen. Der Brunn ist in
einer Grotte in den Berg hinein angeleget. Die Grotte
hat auf dieser Seite 3 Nichen, vor der Haupt-Niche aber,
welche dem Eingang gegen über ist, lieget eine weibliche
Statue von weißem Marmor ohne Kopf, unter welcher
das Waßer ehemals in 3 Röhren heraus gelauffen. Gegen-
wärtig hat es seinen Lauf durch eine Seiten-Niche, un

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/593>, abgerufen am 27.11.2024.