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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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Nahe bey diesem Weinberge ist die ietzt sogenannte Porta Maggiore,
bey denen Römern Porta Naevia genannt.

Die große Waßer-Leitung von der aqua Claudia, welche verschiedene
Brunnen und einen Bach von vielen millien her in die Stadt gelenket
hat, gehet über diesem Thore hinweg, so daß deßelbe eigentlich eine
arcade des aquaeducts und zu gleicher Zeit ein Thor gewesen und
noch ist. Die darüber befindlichen 3 antiquen Inscriptiones besagen
mit mehrern was die 3 Kayser Claudius, Vespasianus und Titus
an diesem Gebäude gethan: das Waßer selbst aber hat Pabst Sixtus V
wie ehemals schon erwehnet worden, nach seinem ohnweit derer
Diocletianischen Bäder gelegenen Brunnen geleitet.

Außerhalb dieses Thores rechter Hand hinter der Kirche und dem Clo-
ster Sankt Croce di Gierusaleme siehet man die Uberbleibsel eines
kleinen amphitheatri castrensis, welches die Römischen Soldaten in
ihren Dichte an der Stadt ge[unleserliches Material]legnen Castris Praetoriis zu gebrauchen
gehabt. Es ist von puren Ziegel-Steinen, auch so gar die Colonnen
und deren Capitäler nicht ausgenommen, und sind zu denen letztern
die Ziegel-Steine express geformet.

In dem Weinberge derer Canonicorum Sankt Petri in vinculis siehet
man ein ietzo unterirdisches Gebäude insgemein le sette Sale
genennet. Es sind 7 lange Gewölber neben einander, und hat ied-
wede Zwischen-Mauer 4 Thüren, welche also rangiret sind, daß
man bey einer iedweden Thüre duch die übrigen alle schief hin-
durch sehen kan. Alle Antiquarii kommen darinn überein, daß
dieses ein Stück von denen Bädern Kaysers Titi Vespasiani gewe-
sen, wie denn unter denen gedachten Gewölbern noch 7 andre
eben dergleichen seyn sollen, zu welchen aber der Eingang verfallen
ist. In eben diesem Weinberge stehet noch das alte Gemäuer
von einem Pallast welcher dem Römischen Geschlecht derer Flavioram
zugehöret, und deßen Plinius wegen einer darinn gewesenen
höchst kostbaren Statue Erwehnung thut.

Die Carmeliter Kirche Sankt Sylvestri et Martini in monte ist des-
wegen merckwürdig, weil sie die erste in Rom gewesen
seyn soll, in welcher die Christen ihr öffentlich Religions-Exercitium
treiben dürffen, und zwar soll solches in dem Souterrain dieser
Kirche, welches ein Stück von denen Bädern Domitiani und Trajani
ist, geschehen seyn. Ja, wenn man der über dem Eingange die-
ses Souterrains stehenden Inscription und einem Gemählde
in der Kirche trauen darf, so hat an eben diesem Orte Pabst
Sylvester anno 824 ein Concilium gehalten, deme Kayser Constantinus,
seine Mutter Helena und Calphurnius praef. vrb. in Person
beygewohnet. Das folgende Jahr nehmlich 825 soll eben dergleichen geschehen
seyn, und zwar pro definiendis actis concilii Nicaeni. Wenigstens
siehet man an dem Ort wo Sylvester geseßen haben soll, einen

Nahe bey diesem Weinberge ist die ietzt sogenannte Porta Maggiore,
bey denen Römern Porta Naevia genannt.

Die große Waßer-Leitung von der aqua Claudia, welche verschiedene
Brunnen und einen Bach von vielen millien her in die Stadt gelenket
hat, gehet über diesem Thore hinweg, so daß deßelbe eigentlich eine
arcade des aquaeducts und zu gleicher Zeit ein Thor gewesen und
noch ist. Die darüber befindlichen 3 antiquen Inscriptiones besagen
mit mehrern was die 3 Kayser Claudius, Vespasianus und Titus
an diesem Gebäude gethan: das Waßer selbst aber hat Pabst Sixtus V
wie ehemals schon erwehnet worden, nach seinem ohnweit derer
Diocletianischen Bäder gelegenen Brunnen geleitet.

Außerhalb dieses Thores rechter Hand hinter der Kirche und dem Clo-
ster Sankt Croce di Gierusaleme siehet man die Uberbleibsel eines
kleinen amphitheatri castrensis, welches die Römischen Soldaten in
ihren Dichte an der Stadt ge[unleserliches Material]legnen Castris Praetoriis zu gebrauchen
gehabt. Es ist von puren Ziegel-Steinen, auch so gar die Colonnen
und deren Capitäler nicht ausgenommen, und sind zu denen letztern
die Ziegel-Steine express geformet.

In dem Weinberge derer Canonicorum Sankt Petri in vinculis siehet
man ein ietzo unterirdisches Gebäude insgemein le sette Sale
genennet. Es sind 7 lange Gewölber neben einander, und hat ied-
wede Zwischen-Mauer 4 Thüren, welche also rangiret sind, daß
man bey einer iedweden Thüre duch die übrigen alle schief hin-
durch sehen kan. Alle Antiquarii kommen darinn überein, daß
dieses ein Stück von denen Bädern Kaysers Titi Vespasiani gewe-
sen, wie denn unter denen gedachten Gewölbern noch 7 andre
eben dergleichen seyn sollen, zu welchen aber der Eingang verfallen
ist. In eben diesem Weinberge stehet noch das alte Gemäuer
von einem Pallast welcher dem Römischen Geschlecht derer Flavioram
zugehöret, und deßen Plinius wegen einer darinn gewesenen
höchst kostbaren Statue Erwehnung thut.

Die Carmeliter Kirche Sankt Sylvestri et Martini in monte ist des-
wegen merckwürdig, weil sie die erste in Rom gewesen
seyn soll, in welcher die Christen ihr öffentlich Religions-Exercitium
treiben dürffen, und zwar soll solches in dem Souterrain dieser
Kirche, welches ein Stück von denen Bädern Domitiani und Trajani
ist, geschehen seyn. Ja, wenn man der über dem Eingange die-
ses Souterrains stehenden Inscription und einem Gemählde
in der Kirche trauen darf, so hat an eben diesem Orte Pabst
Sylvester anno 824 ein Concilium gehalten, deme Kayser Constantinus,
seine Mutter Helena und Calphurnius praef. vrb. in Person
beygewohnet. Das folgende Jahr nehmlich 825 soll eben dergleichen geschehen
seyn, und zwar pro definiendis actis concilii Nicaeni. Wenigstens
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[0599] Nahe bey diesem Weinberge ist die ietzt sogenannte Porta Maggiore, bey denen Römern Porta Naevia genannt. Die große Waßer-Leitung von der aqua Claudia, welche verschiedene Brunnen und einen Bach von vielen millien her in die Stadt gelenket hat, gehet über diesem Thore hinweg, so daß deßelbe eigentlich eine arcade des aquaeducts und zu gleicher Zeit ein Thor gewesen und noch ist. Die darüber befindl: 3 antiquen Inscriptiones besagen mit mehrern was die 3 Kayser Claudius, Vespasianus und Titus an diesem Gebäude gethan: das Waßer selbst aber hat Pabst Sixtus V wie ehemals schon erwehnet worden, nach seinem ohnweit derer Diocletianischen Bäder gelegenen Brunnen geleitet. Außerhalb dieses Thores rechter Hand hinter der Kirche und dem Clo- ster S. Croce di Gierusaleme siehet man die Uberbleibsel eines kleinen amphitheatri castrensis, welches die Röml: Soldaten in ihren Dichte an der Stadt gelegnen Castris Praetoriis zu gebrauchen gehabt. Es ist von puren Ziegel-Steinen, auch so gar die Colonnen und deren Capitäler nicht ausgenommen, und sind zu denen letztern die Ziegel-Steine express geformet. In dem Weinberge derer Canonicorum S. Petri in vinculis siehet man ein ietzo unterirdisches Gebäude insgemein le sette Sale genennet. Es sind 7 lange Gewölber neben einander, und hat ied- wede Zwischen-Mauer 4 Thüren, welche also rangiret sind, daß man bey einer iedweden Thüre duch die übrigen alle schief hin- durch sehen kan. Alle Antiquarii kommen darinn überein, daß dieses ein Stück von denen Bädern Kaysers Titi Vespasiani gewe- sen, wie denn unter denen gedachten Gewölbern noch 7 andre eben dergl: seyn sollen, zu welchen aber der Eingang verfallen ist. In eben diesem Weinberge stehet noch das alte Gemäuer von einem Pallast welcher dem Röml: Geschlecht derer Flavioram zugehöret, und deßen Plinius wegen einer darinn gewesenen höchst kostbaren Statue Erwehnung thut. Die Carmeliter Kirche S. Sylvestri et Martini in monte ist des- wegen merckwürdig, weil sie die erste in Rom gewesen seyn soll, in welcher die Christen ihr öffentl: Religions-Exercitium treiben dürffen, und zwar soll solches in dem Souterrain dieser Kirche, welches ein Stück von denen Bädern Domitiani und Trajani ist, geschehen seyn. Ja, wenn man der über dem Eingange die- ses Souterrains stehenden Inscription und einem Gemählde in der Kirche trauen darf, so hat an eben diesem Orte Pabst Sylvester ao 824 ein Concilium gehalten, deme Kayser Constantinus, seine Mutter Helena und Calphurnius praef. vrb. in Person beygewohnet. Das folgende Jahr nehml: 825 soll eben dergl: geschehen seyn, und zwar pro definiendis actis concilii Nicaeni. Wenigstens siehet man an dem Ort wo Sylvester geseßen haben soll, einen

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/599>, abgerufen am 27.11.2024.