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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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und gehören zu einem Brust-Bilde ohne Hände zwey gantzer Jahre.
Das Palazzo Pamphili hat schöne und moderne Apartemens, sonderlich
eine ins quadrat herumgehende Galerie; doch hapert es mit denen
meublen ebnermaßen, und sind theils Zimmer halb mit rechter,
und halb mit gemachten hautelice bekleidet, auch ist die auswendige
architectur ziemlich bizarre und colifichet. Unter denen vorhandenen
zum Theil sehr guten Gemählden fanden wir hier abermal
Machiavellum, aber ohne Bart.
Das Palazzo de Carolis, deßen Besitzer 2 alte unbeerbte jung-
Gesellen
sind, hat zwar nichts von antiquen Statuen, ist aber
unter allen, die wir gesehen, noch am besten und propresten
meubliret, und hat schöne Gemählde, sonderlich aber ein recht
propres en fresco gemahltes Sommer=apartement auf der Erde,
in deßen letztem Zimmer 2 Mohren in Lebens-Größe stehen,
welche der oftbenannte Bernini von pierre de Touche voll-
kommen schön mit weißen Zähnen und Augen verfertiget hat.

Den 25 und 26 Januar

Unsre zwey Haupt Verrichtungen sind in diesen zwey Tagen ge-
wesen, dem Festin des Cardinals Acquaviva, welches er wegen
des Geburts-Tages des Königs von Neapolis gegeben, mit
bey zu wohnen, und sodann den Barberinischen Pallast zu
besichtigen. Bey dem Festin gieng es folgender maßen her:
In der ersten antichambre wurden die Ankommenden durch
des Cardinals Bruder den principe Acquaviva, die Dames aber
durch des Cardinals junge Schwägerin, deren Trauung wir
beygewohnet, und durch seine Schwester die Duchessa Strozzi
empfangen. In der andern antichambre beneventirete
der Cardinal selbst seine Gäste. Es kammen indeßen bey
diesen Gelegenheiten nur diejenigen Dames, deren Männer
oder sie selbst Neapolitanische Lehne haben, müßen auch
solches wie zur Frohne thun, und, wenn sie nicht kommen
können, sich entschuldigen laßen. Die Princessinnen als
Colonna, Borghese perge, perge wurden in ein besonders Zimmer, die übrigen
Dames von geringerm Adel aber gleichfals in ein besonders
gewiesen, da indeßen die chapeaux nach Gefallen von
einem Zimmer zum andern gingen. Endlich verfügte sich
die gantze Gesellschaft in den großen mit 3 Reihen roth
sammetnen Stühlen rings umher besetzten Saal, woselbst
auf einer Seite errichteten Bühne eine auf diesen Tag
besonders gedruckte Italiänische Cantate instrumentaliter und
vocaliter abmusiciret wurde. Währendes Concerts wurden

und gehören zu einem Brust-Bilde ohne Hände zwey gantzer Jahre.
Das Palazzo Pamphili hat schöne und moderne Apartemens, sonderlich
eine ins quadrat herumgehende Galerie; doch hapert es mit denen
meublen ebnermaßen, und sind theils Zimmer halb mit rechter,
und halb mit gemachten hautelice bekleidet, auch ist die auswendige
architectur ziemlich bizarre und colifichet. Unter denen vorhandenen
zum Theil sehr guten Gemählden fanden wir hier abermal
Machiavellum, aber ohne Bart.
Das Palazzo de Carolis, deßen Besitzer 2 alte unbeerbte jung-
Gesellen
sind, hat zwar nichts von antiquen Statuen, ist aber
unter allen, die wir gesehen, noch am besten und propresten
meubliret, und hat schöne Gemählde, sonderlich aber ein recht
propres en fresco gemahltes Sommer=apartement auf der Erde,
in deßen letztem Zimmer 2 Mohren in Lebens-Größe stehen,
welche der oftbenannte Bernini von pierre de Touche voll-
kommen schön mit weißen Zähnen und Augen verfertiget hat.

Den 25 und 26 Januar

Unsre zwey Haupt Verrichtungen sind in diesen zwey Tagen ge-
wesen, dem Festin des Cardinals Acquaviva, welches er wegen
des Geburts-Tages des Königs von Neapolis gegeben, mit
bey zu wohnen, und sodann den Barberinischen Pallast zu
besichtigen. Bey dem Festin gieng es folgender maßen her:
In der ersten antichambre wurden die Ankommenden durch
des Cardinals Bruder den principe Acquaviva, die Dames aber
durch des Cardinals junge Schwägerin, deren Trauung wir
beygewohnet, und durch seine Schwester die Duchessa Strozzi
empfangen. In der andern antichambre beneventirete
der Cardinal selbst seine Gäste. Es kammen indeßen bey
diesen Gelegenheiten nur diejenigen Dames, deren Männer
oder sie selbst Neapolitanische Lehne haben, müßen auch
solches wie zur Frohne thun, und, wenn sie nicht kommen
können, sich entschuldigen laßen. Die Princessinnen als
Colonna, Borghese perge, perge wurden in ein besonders Zimmer, die übrigen
Dames von geringerm Adel aber gleichfals in ein besonders
gewiesen, da indeßen die chapeaux nach Gefallen von
einem Zimmer zum andern gingen. Endlich verfügte sich
die gantze Gesellschaft in den großen mit 3 Reihen roth
sammetnen Stühlen rings umher besetzten Saal, woselbst
auf einer Seite errichteten Bühne eine auf diesen Tag
besonders gedruckte Italiänische Cantate instrumentaliter und
vocaliter abmusiciret wurde. Währendes Concerts wurden

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/615>, abgerufen am 23.11.2024.