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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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kleine Gesellschaft, welche dismal aus ihrem Herrn, dem Ambassadena von Mal-
tha
, und etlichen MonSignori bestunden, der Geburt nach ist sie aus dem Hause Colonna
und des Cometable Schwester, hat auch dieses besonders, daß sie nicht spielet, und
man also bey ihrem affablen Wesen in diesem Hause ohne Spiel am besten fortkom
men kan. Wie denn ihr Entretien theils von indifferenten Sachen, theils von ietzigen
Staats Conjuncturen uns vollkommen vergnüget hat.

den 12ten Februar

Nachdem wirmit unsern Banquiers und sonst das nötige zur Abreise nach Neapolis
veranstaltet worden, nahmen Wir bey dem Marchese Crescenzi, dem Cardinal Tancin,
und denen Englischen Printzen Abschied. Der Cardinal, welcher verbundene Hände und einen
Peltz an hatte, war zwar wegen eben erhaltener Frantzösischer Briefe sehr beschäftiget,
dimittirete uns aber doch auf das freundlichste, auch versahe uns mit dem gewöhnlichen
Billet, welches die nach Neapolis Reisenden zu Erlangung eines Passes bey dem
Cardinal Acquaviva produciren müßen. Abends beurlaubten Wir uns auch
bey der Princesse Borghesse, welche uns einen Brief an ihre Schwester die Duchessa
Matalone
nach Neapolis offerirte. Unter denen übrigen Anwesenden lern-
ten wir auch ihren 2ten Bruder den Magior Domo des Pabsts kennen, welcher Praelat
eben kein theologisches air, und bald Cardinal zu werden Hoffnung hat.

den 13ten Februar

Wurde früh dem Cardinal Acquaviva die Cour gemacht, und der Post nach Ne-
apolis
ausgewürcket, den Comte Sagnasco aber und der Malthesische Ambassa-
deur
, bey denen wir gleichfals Abschied nehmen wolten, nicht zu Hause angetroffen.
Bey dem Mylord Dumbard hingegen, und dem König von Engelland beurlaubten
wir uns in forma, und machte der letztere Illustrissimo das Compliment, wie
er vor die attention, welche man hierunter gegen ihn beweisen wollen,
sehr verbunden sey. Nachmittags fand sich der Principe Borghese zur
Gegen=Visite vor unseren Quartier ein und überschickte, weil wir nach der
gewöhnlichen Höfligkeit nicht zu Hause seyn wolten, den Brief seiner Gemahlin
an ihre Neapolitanischen Schwester. Wir hingegen verwendeten unsere
Zeit zum Einpacken, und Anschaffung der Reise-Nothdurft vor
Küche und Keller, um in denen auf dieser route schlecht beschriebenen
Wirthshäusern, zumal bey ietziger Fasten Zeit, nicht Noth zu leiden.

den 14ten Februar

Mit anbrechendem Tage gingen wir mit 2 Sedien und 2 Reit Pferden von Rom
ab, blieben auf der ordentlichen Neapolitanischen Post-route, und übernachteten
in der Päbstlichen Stadt Piperno, woselbst die in einem Bette endeckten Läuse

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kleine Gesellschaft, welche dismal aus ihrem Herrn, dem Ambassadena von Mal-
tha
, und etlichen MonSignori bestunden, der Geburt nach ist sie aus dem Hause Colonna
und des Comêtable Schwester, hat auch dieses besonders, daß sie nicht spielet, und
man also bey ihrem affablen Wesen in diesem Hause ohne Spiel am besten fortkom
men kan. Wie denn ihr Entretien theils von indifferenten Sachen, theils von ietzigen
Staats Conjuncturen uns vollkommen vergnüget hat.

den 12ten Februar

Nachdem wirmit unsern Banquiers und sonst das nötige zur Abreise nach Neapolis
veranstaltet worden, nahmen Wir bey dem Marchese Crescenzi, dem Cardinal Tancin,
und denen Englischen Printzen Abschied. Der Cardinal, welcher verbundene Hände und einen
Peltz an hatte, war zwar wegen eben erhaltener Frantzösischer Briefe sehr beschäftiget,
dimittirete uns aber doch auf das freundlichste, auch versahe uns mit dem gewöhnlichen
Billet, welches die nach Neapolis Reisenden zu Erlangung eines Passes bey dem
Cardinal Acquaviva produciren müßen. Abends beurlaubten Wir uns auch
bey der Princesse Borghesse, welche uns einen Brief an ihre Schwester die Duchessa
Matalone
nach Neapolis offerirte. Unter denen übrigen Anwesenden lern-
ten wir auch ihren 2ten Bruder den Magior Domo des Pabsts kennen, welcher Praelat
eben kein theologisches air, und bald Cardinal zu werden Hoffnung hat.

den 13ten Februar

Wurde früh dem Cardinal Acquaviva die Cour gemacht, und der Post nach Ne-
apolis
ausgewürcket, den Comte Sagnasco aber und der Malthesische Ambassa-
deur
, bey denen wir gleichfals Abschied nehmen wolten, nicht zu Hause angetroffen.
Bey dem Mylord Dumbard hingegen, und dem König von Engelland beurlaubten
wir uns in forma, und machte der letztere Illustrissimo das Compliment, wie
er vor die attention, welche man hierunter gegen ihn beweisen wollen,
sehr verbunden sey. Nachmittags fand sich der Principe Borghese zur
Gegen=Visite vor unseren Quartier ein und überschickte, weil wir nach der
gewöhnlichen Höfligkeit nicht zu Hause seyn wolten, den Brief seiner Gemahlin
an ihre Neapolitanischen Schwester. Wir hingegen verwendeten unsere
Zeit zum Einpacken, und Anschaffung der Reise-Nothdurft vor
Küche und Keller, um in denen auf dieser route schlecht beschriebenen
Wirthshäusern, zumal bey ietziger Fasten Zeit, nicht Noth zu leiden.

den 14ten Februar

Mit anbrechendem Tage gingen wir mit 2 Sedien und 2 Reit Pferden von Rom
ab, blieben auf der ordentlichen Neapolitanischen Post-route, und übernachteten
in der Päbstlichen Stadt Piperno, woselbst die in einem Bette endeckten Läuse

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[0640] 313 kleine Gesellschaft, welche dismal aus ihrem Herrn, dem Ambassadena von Mal- tha, und etlichen MonSignori bestunde, der Geburt nach ist sie aus dem Hause Colonna und des Comêtable Schwester, hat auch dieses besonders, daß sie nicht spielet, und man also bey ihrem affablen Wesen in diesem Hause ohne Spiel am besten fortkom men kan. Wie denn ihr Entretien theils von indifferenten Sachen, theils von ietzigen Staats Conjuncturen uns vollkommen vergnüget hat. den 12ten Febr. Nachdem mit unsern Banquiers und sonst das nötige zur Abreise nach Neapolis veranstaltet worden, nahmen Wir bey dem Marchese Crescenzi, dem Cardinal Tancin, und denen Engl. Printzen Abschied. Der Cardinal, welcher verbundene Hände und einen Peltz an hatte, war zwar wegen eben erhaltener Frantzös. Briefe sehr beschäftiget, dimittirete uns aber doch auf das freundlichste, auch versahe uns mit dem gewöhnl. Billet, welches die nach Neapolis Reisenden zu Erlangung eines Passes bey dem Cardinal Acquaviva produciren müßen. Abends beurlaubten Wir uns auch bey der Princesse Borghesse, welche uns einen Brief an ihre Schwester die Duchessa Matalone nach Neapolis offerirte. Unter denen übrigen Anwesenden lern- ten wir auch ihren 2ten Bruder den Magior Domo des Pabsts kennen, welcher Praelat eben kein theologisches air, und bald Cardinal zu werden Hoffnung hat. den 13ten Febr. Wurde früh dem Cardinal Acquaviva die Cour gemacht, und der Post nach Ne- apolis ausgewürcket, den Comte Sagnasco aber und der Malthesische Ambassa- deur, bey denen wir gleichfals Abschied nehmen wolten, nicht zu Hause angetroffen. Bey dem Mylord Dumbard hingegen, und dem König von Engelland beurlaubten wir uns in forma, und machte der letztere Illmo das Compliment, wie er vor die attention, welche man hierunter gegen ihn beweisen wollen, sehr verbunden sey. Nachmittags fand sich der Principe Borghese zur Gegen=Visite vor unseren Quartier ein und überschickte, weil wir nach der gewöhnlichen Höfligkeit nicht zu Hause seyn wolten, den Brief seiner Gemahlin an ihre Neapolitanischen Schwester. Wir hingegen verwendeten unsere Zeit zum Einpacken, und Anschaffung der Reise-Nothdurft vor Küche und Keller, um in denen auf dieser route schlecht beschriebenen Wirthshäusern, zumal bey ietziger Fasten Zeit, nicht Noth zu leiden. den 14ten Febr. Mit anbrechendem Tage gingen wir mit 2 Sedien und 2 Reit Pferden von Rom ab, blieben auf der ordentl. Neapolitanischen Post-route, und übernachteten in der Päbstl. Stadt Piperno, woselbst die in einem Bette endeckten Läuse

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/640>, abgerufen am 23.11.2024.