Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].sind gelbig und weißlig, und rauchen an sehr viel Orten, sind gelbig und weißlig, und rauchen an sehr viel Orten, <TEI> <text> <body> <div type="letter"> <div type="diaryEntry"> <p><pb facs="#f0657"/> sind gelbig und weißlig, und rauchen an sehr viel Orten,<lb/> dahero auch diese Gegend von den Alten forum et olla<lb/> Vulcani genennet worden. Auf was Art der Schwefel, alaun<lb/> und Vitriol hier zu bereitet werde, ist bekannt. Aus denen<lb/> Löchern, welche zu Ansetzung des Schwefels mit Ziegeln und<lb/> Scherben überleget sind, fähret der Dampf mit Getöse und<lb/> mit solcher Gewalt heraus, daß der verbrannte Schutt und<lb/> die Steingen wohl einen Zoll hoch in die Höhe fliegen.<lb/> Dieser heiße Dampf näßet eben also und noch stärcker,<lb/> als der in obgedachtem Schwitz-Bade, daher auch das Papier<lb/> davon nicht verbrennet, sondern nur erstlich naß und so-<lb/> dann gantz trocken und steiff wird. Doch muß man sich<lb/> schon bemeldte Löcher nicht so vorstellen, als einen tubum,<lb/> sondern nur als kleine in den Schutt gemachte Gruben,<lb/> welche ohngefähr die Form haben, als ob ein Trichter in<lb/> der Erde steckte, aus deßen Spitze unten au fond der Dampf<lb/> hervor dringet, und um so viel gewaltiger heraus geblasen<lb/> wird, wenn man mit einer Spitz-Hacke unten den<lb/> Schutt aufwühlet. Man hat angemercket, daß, ie stärcker<lb/> es hier rauchet, desto ruhiger der Vesuvius sey, und ie<lb/> mehr dieser ausbrichet, desto weniger auf der Solfatara<lb/> von Rauch verspühret werde, woraus denn geschloßen<lb/> wird, daß beyde Orte mit einander eine unterirdische<lb/> Communication haben. Daß das Souterrain durch das unter-<lb/> irdische Brennen und Kochen gantz ausgehölet sey, ist, wie<lb/> an sich natürlich, also auch daher unstritig zu schließen,<lb/> weil man unter der Erden ein sich ziemlich weit er-<lb/> streckendes Echo höret, wenn ein großer Stein in<lb/> dieser Solfatara auf die Erde geworffen wird. Von<lb/> dem Nahmen Solfatara ist noch zu erinnern, daß solcher<lb/> allem Vermuthen nach von dem gemeinen Volck corrum-<lb/> piret sey, und die Gegend eigentlich Solforata heißen<lb/> solte. Nach en passant besichtigter alaun= und Schwefel=<lb/> Hütte, setzten wir unsern Weg nach Puzzuolo zu fort,<lb/> und besahen unterwegs noch das vor der Stadt gelegene<lb/><hi rendition="#u">amphitheatrum</hi> Kaysers Diocletiani. In denen Arcaden </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0657]
sind gelbig und weißlig, und rauchen an sehr viel Orten,
dahero auch diese Gegend von den Alten forum et olla
Vulcani genennet worden. Auf was Art der Schwefel, alaun
und Vitriol hier zu bereitet werde, ist bekannt. Aus denen
Löchern, welche zu Ansetzung des Schwefels mit Ziegeln und
Scherben überleget sind, fähret der Dampf mit Getöse und
mit solcher Gewalt heraus, daß der verbrannte Schutt und
die Steingen wohl einen Zoll hoch in die Höhe fliegen.
Dieser heiße Dampf näßet eben also und noch stärcker,
als der in obgedachtem Schwitz-Bade, daher auch das Papier
davon nicht verbrennet, sondern nur erstlich naß und so-
dann gantz trocken und steiff wird. Doch muß man sich
schon bemeldte Löcher nicht so vorstellen, als einen tubum,
sondern nur als kleine in den Schutt gemachte Gruben,
welche ohngefähr die Form haben, als ob ein Trichter in
der Erde steckte, aus deßen Spitze unten au fond der Dampf
hervor dringet, und um so viel gewaltiger heraus geblasen
wird, wenn man mit einer Spitz-Hacke unten den
Schutt aufwühlet. Man hat angemercket, daß, ie stärcker
es hier rauchet, desto ruhiger der Vesuvius sey, und ie
mehr dieser ausbrichet, desto weniger auf der Solfatara
von Rauch verspühret werde, woraus denn geschloßen
wird, daß beyde Orte mit einander eine unterirdische
Communication haben. Daß das Souterrain durch das unter-
irdische Brennen und Kochen gantz ausgehölet sey, ist, wie
an sich natürlich, also auch daher unstritig zu schließen,
weil man unter der Erden ein sich ziemlich weit er-
streckendes Echo höret, wenn ein großer Stein in
dieser Solfatara auf die Erde geworffen wird. Von
dem Nahmen Solfatara ist noch zu erinnern, daß solcher
allem Vermuthen nach von dem gemeinen Volck corrum-
piret sey, und die Gegend eigentlich Solforata heißen
solte. Nach en passant besichtigter alaun= und Schwefel=
Hütte, setzten wir unsern Weg nach Puzzuolo zu fort,
und besahen unterwegs noch das vor der Stadt gelegene
amphitheatrum Kaysers Diocletiani. In denen Arcaden
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Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate
Weitere Informationen:Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert. Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;
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