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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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Noch ein unterirdisches sehr vastes Behältniß centum
cellae
genannt, gleichet fast einem Ir-Garten, und
bestehet aus lauter Gewölben, welche zwar mit Zwischen=
Mauren separiret sind, man aber doch, vermittelst klei-
ner Thüren, aus einem in das andere gehen kan. Un-
ser Antiquarius gab es vor die Gefängniße Neronis
aus, welches endlich wohl seyn könte, wenn man
es von einem Ergastulo derer Knechte verstehen
wolte, zumal vor dem Eingange des Souterrains
über der Erde ein großer hoher Porticus mit 2 Reihen
arcaden erbauet ist. Indeßen möchte vielen doch wahr-
scheinlicher vorkommen, daß auch dieses ein Waßer-
Behältnis gewesen. Von der Höhe, auf welcher
diese ietzt gedachten reservoirs gelegen sind, kan
man das sogenannte mare morto, welches nur mit
einem schmalen Streif Landes von dem Meer separi-
ret ist, u. gleich daneben die Eliseischen Felder in Augen-
schein nehmen, welche aber ietziger Zeit denen extra
schönen poetischen Beschreibungen nichts mehr gleich
sehen, obgleich auch die ietzige Situation im Sommer
gantz angenehm seyn muß. Wir begaben uns aus
dieser Gegend wiederum nach unsrer basque und
stachen durch den Meer-Busen ohngefähr in 3/4 Stunden
gerade wieder nach Puzzuolo hinüber. Man siehet
an dem Puzzuolischen Ufer sehr große Pfeiler
von Back-Steinen eine gute Ecke in die See hinein
gebauet, und giebt zugleich der Augenschein, daß
diese Pfeiler gleich einer Brücke mit Schwibbogen
zusammen gehenget gewesen. Insgemein wird
dieses Gebäude il Ponte di Caligola genennet, und
ist der gemeine Wahn, daß Kayser Caligula diejenige
Brücke, davon dieses der Uberrest seyn soll, durch
das Meer bis nach Baja hinüber erbauet haben.

Noch ein unterirdisches sehr vastes Behältniß centum
cellae
genannt, gleichet fast einem Ir-Garten, und
bestehet aus lauter Gewölben, welche zwar mit Zwischen=
Mauren separiret sind, man aber doch, vermittelst klei-
ner Thüren, aus einem in das andere gehen kan. Un-
ser Antiquarius gab es vor die Gefängniße Neronis
aus, welches endlich wohl seyn könte, wenn man
es von einem Ergastulo derer Knechte verstehen
wolte, zumal vor dem Eingange des Souterrains
über der Erde ein großer hoher Porticus mit 2 Reihen
arcaden erbauet ist. Indeßen möchte vielen doch wahr-
scheinlicher vorkommen, daß auch dieses ein Waßer-
Behältnis gewesen. Von der Höhe, auf welcher
diese ietzt gedachten reservoirs gelegen sind, kan
man das sogenannte mare morto, welches nur mit
einem schmalen Streif Landes von dem Meer separi-
ret ist, u. gleich daneben die Eliseischen Felder in Augen-
schein nehmen, welche aber ietziger Zeit denen extra
schönen poetischen Beschreibungen nichts mehr gleich
sehen, obgleich auch die ietzige Situation im Sommer
gantz angenehm seyn muß. Wir begaben uns aus
dieser Gegend wiederum nach unsrer basque und
stachen durch den Meer-Busen ohngefähr in ¾ Stunden
gerade wieder nach Puzzuolo hinüber. Man siehet
an dem Puzzuolischen Ufer sehr große Pfeiler
von Back-Steinen eine gute Ecke in die See hinein
gebauet, und giebt zugleich der Augenschein, daß
diese Pfeiler gleich einer Brücke mit Schwibbogen
zusammen gehenget gewesen. Insgemein wird
dieses Gebäude il Ponte di Caligola genennet, und
ist der gemeine Wahn, daß Kayser Caligula diejenige
Brücke, davon dieses der Uberrest seyn soll, durch
das Meer bis nach Baja hinüber erbauet haben.

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[0663] Noch ein unterirdisches sehr vastes Behältniß centum cellae genannt, gleichet fast einem Ir-Garten, und bestehet aus lauter Gewölben, welche zwar mit Zwischen= Mauren separiret sind, man aber doch, vermittelst klei- ner Thüren, aus einem in das andere gehen kan. Un- ser Antiquarius gab es vor die Gefängniße Neronis aus, welches endlich wohl seyn könte, wenn man es von einem Ergastulo derer Knechte verstehen wolte, zumal vor dem Eingange des Souterrains über der Erde ein großer hoher Porticus mit 2 Reihen arcaden erbauet ist. Indeßen möchte vielen doch wahr- scheinlicher vorkommen, daß auch dieses ein Waßer- Behältnis gewesen. Von der Höhe, auf welcher diese ietzt gedachten reservoirs gelegen sind, kan man das sogenannte mare morto, welches nur mit einem schmalen Streif Landes von dem Meer separi- ret ist, u. gleich daneben die Eliseischen Felder in Augen- schein nehmen, welche aber ietziger Zeit denen extra schönen poetischen Beschreibungen nichts mehr gleich sehen, obgleich auch die ietzige Situation im Sommer gantz angenehm seyn muß. Wir begaben uns aus dieser Gegend wiederum nach unsrer basque und stachen durch den Meer-Busen ohngefähr in ¾ Stunden gerade wieder nach Puzzuolo hinüber. Man siehet an dem Puzzuolischen Ufer sehr große Pfeiler von Back-Steinen eine gute Ecke in die See hinein gebauet, und giebt zugleich der Augenschein, daß diese Pfeiler gleich einer Brücke mit Schwibbogen zusammen gehenget gewesen. Insgemein wird dieses Gebäude il Ponte di Caligola genennet, und ist der gemeine Wahn, daß Kayser Caligula diejenige Brücke, davon dieses der Uberrest seyn soll, durch das Meer bis nach Baja hinüber erbauet habe.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/663>, abgerufen am 23.11.2024.