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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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auf welchen 2 Brust-Bilder en bas relief ausgehauen sind, mit
der dazwischen stehenden fast Gothischen Schrifft: Julii Angeli Bartholi.
Der hiesige schon bey den Römern so bekante Waßer-Fall des
Flußes Anienus, ietzt Teverone genannt, schießet gantz perpendi-
cular über den Felsen herunter, machet auch, ohnerachtet er
eben so gar außerordentl: hoch nicht ist, dennoch ein solches Ge-
töse, daß man sein eigen Wort nicht hören kan, und ver-
ursachet 20 bis 30 Schritt in der Gegend herum einen bestän-
digen dünnen Regen oder starcken Nebel. In dem Hammer-Werck,
welches unten neben dem Fall angeleget ist, hat man sich eben-
fals des schon oben bey Frescati erwehnten Vortheils bedienet, u.
bläset der durch das Waßer verursachete Wind, vermittelst ge-
wißer Röhren, die man auf= und zumachen kan, dergestalt
auf die Feuer-Heerde, daß man keiner Blase-Bälge benötiget
ist. Ein schönes Uberbleibsel des Römil: Alterthums ist ein
auf der Höhe des Felsens stehender runder Tempel mit 16
Corinthischen Säulen umgeben, deren 10 mit der darauf ruhenden
architrave noch völlig gantz sind. Diese architrave ist mit
Ochsen-Köpfen und dazwischen hängenden Festonen en bas
relief gezieret, die gantze Colonnade aber ist nicht von Mar-
mor, wie einige Reise-Bücher vorgeben, sondern nur
von schlechtem Stein. Insgemein wird dieses Gebäude vor
des templum der Sybillae Tiburtinae ausgegeben, andre aber
halten es vor ein templum Herculis, als welche
Heidnische Gottheit von denen Tiburtinern besonders ver-
ehret worden. Nach dem oberwehnten großen Fall
schlinget sich das Waßer in einem engen Grunde unter
und zwischen denen Felsen hinweg, u. formiret von distantz
zu distantz eine Cascade nach der anderen. Eben diese
Commoditaet des Waßers verursachet die Menge und mannig-
faltigen Arten derer hiesigen Mühlen. Das Haupt-Werck
in dieser Stadt ist die Villa d'Este, ietzo dem Hertzog von
Modena zugehörig. Das Haus ist groß und massiv, außer
denen antiquen Statuen aber, welche alle aus der villa
Hadriani aufgegraben worden, und außer einigen
Fresco Gemählden von Federico und Taddeo, welche Raphaels
Discipel gewesen, ist nichts darinn merckwürdig. Unter

auf welchen 2 Brust-Bilder en bas relief ausgehauen sind, mit
der dazwischen stehenden fast Gothischen Schrifft: Julii Angeli Bartholi.
Der hiesige schon bey den Römern so bekante Waßer-Fall des
Flußes Anienus, ietzt Teverone genannt, schießet gantz perpendi-
cular über den Felsen herunter, machet auch, ohnerachtet er
eben so gar außerordentl: hoch nicht ist, dennoch ein solches Ge-
töse, daß man sein eigen Wort nicht hören kan, und ver-
ursachet 20 bis 30 Schritt in der Gegend herum einen bestän-
digen dünnen Regen oder starcken Nebel. In dem Hammer-Werck,
welches unten neben dem Fall angeleget ist, hat man sich eben-
fals des schon oben bey Frescati erwehnten Vortheils bedienet, u.
bläset der durch das Waßer verursachete Wind, vermittelst ge-
wißer Röhren, die man auf= und zumachen kan, dergestalt
auf die Feuer-Heerde, daß man keiner Blase-Bälge benötiget
ist. Ein schönes Uberbleibsel des Römil: Alterthums ist ein
auf der Höhe des Felsens stehender runder Tempel mit 16
Corinthischen Säulen umgeben, deren 10 mit der darauf ruhenden
architrave noch völlig gantz sind. Diese architrave ist mit
Ochsen-Köpfen und dazwischen hängenden Festonen en bas
relief gezieret, die gantze Colonnade aber ist nicht von Mar-
mor, wie einige Reise-Bücher vorgeben, sondern nur
von schlechtem Stein. Insgemein wird dieses Gebäude vor
des templum der Sybillae Tiburtinae ausgegeben, andre aber
halten es vor ein templum Herculis, als welche
Heidnische Gottheit von denen Tiburtinern besonders ver-
ehret worden. Nach dem oberwehnten großen Fall
schlinget sich das Waßer in einem engen Grunde unter
und zwischen denen Felsen hinweg, u. formiret von distantz
zu distantz eine Cascade nach der anderen. Eben diese
Commoditaet des Waßers verursachet die Menge und mannig-
faltigen Arten derer hiesigen Mühlen. Das Haupt-Werck
in dieser Stadt ist die Villa d’Este, ietzo dem Hertzog von
Modena zugehörig. Das Haus ist groß und massiv, außer
denen antiquen Statuen aber, welche alle aus der villa
Hadriani aufgegraben worden, und außer einigen
Fresco Gemählden von Federico und Taddeo, welche Raphaels
Discipel gewesen, ist nichts darinn merckwürdig. Unter

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[0697] auf welchen 2 Brust-Bilder en bas relief ausgehauen sind, mit der dazwischen stehenden fast Gothischen Schrifft: Julii Angeli Bartholi. Der hiesige schon bey den Römern so bekante Waßer-Fall des Flußes Anienus, ietzt Teverone genannt, schießet gantz perpendi- cular über den Felsen herunter, machet auch, ohnerachtet er eben so gar außerordentl: hoch nicht ist, dennoch ein solches Ge- töse, daß man sein eigen Wort nicht hören kan, und ver- ursachet 20 bis 30 Schritt in der Gegend herum einen bestän- digen dünnen Regen oder starcken Nebel. In dem Hammer-Werck, welches unten neben dem Fall angeleget ist, hat man sich eben- fals des schon oben bey Frescati erwehnten Vortheils bedienet, u. bläset der durch das Waßer verursachete Wind, vermittelst ge- wißer Röhren, die man auf= und zumachen kan, dergestalt auf die Feuer-Heerde, daß man keiner Blase-Bälge benötiget ist. Ein schönes Uberbleibsel des Römil: Alterthums ist ein auf der Höhe des Felsens stehender runder Tempel mit 16 Corinthischen Säulen umgeben, deren 10 mit der darauf ruhenden architrave noch völlig gantz sind. Diese architrave ist mit Ochsen-Köpfen und dazwischen hängenden Festonen en bas relief gezieret, die gantze Colonnade aber ist nicht von Mar- mor, wie einige Reise-Bücher vorgeben, sondern nur von schlechtem Stein. Insgemein wird dieses Gebäude vor des templum der Sybillae Tiburtinae ausgegeben, andre aber halten es vor ein templum Herculis, als welche Heidnische Gottheit von denen Tiburtinern besonders ver- ehret worden. Nach dem oberwehnten großen Fall schlinget sich das Waßer in einem engen Grunde unter und zwischen denen Felsen hinweg, u. formiret von distantz zu distantz eine Cascade nach der anderen. Eben diese Commoditaet des Waßers verursachet die Menge und mannig- faltigen Arten derer hiesigen Mühlen. Das Haupt-Werck in dieser Stadt ist die Villa d’Este, ietzo dem Hertzog von Modena zugehörig. Das Haus ist groß und massiv, außer denen antiquen Statuen aber, welche alle aus der villa Hadriani aufgegraben worden, und außer einigen Fresco Gemählden von Federico und Taddeo, welche Raphaels Discipel gewesen, ist nichts darinn merckwürdig. Unter

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/697>, abgerufen am 27.11.2024.