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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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Nummer 68.
Vom 1 - 11ten April.

Nachdem die Kirchen Functiones der Settimana Santa u. des ersten
Oster-Tags in nächst vorigem Diario No 67 besonders u. gleichsam
in parenthesi beschrieben worden; continuiren wir nunmehro
nach der Zeit-Ordnung, wo wir in No 66 aufgehöret.

Die Merckwürdigkeiten
welche in diesen letzten Tagen unsers Aufenthalts zu Rom noch
angesehen worden, sind folgende:

1.) Villa Pamphilia. Der Garten ist unter allen hiesigen der
moderneste, es fehlet auch darinn nicht an antiquen Sachen, und
ist sonderlich ein Grotten- und Waßer-Werck mit dergl: bas
reliefs und bustes reichlich gezieret. In dem Garten-Palais
ist der Vorrath von alten Statuen gantz considerable, die
meisten aber sind verderbt, weil einer von denen Vor-
fahren des ietzigen Fürsten Pamphili alles nackende mit
Gips zudecken laßen, welche Verdeckung zu befestigen,
man in den Marmor viele kleine Löcher und Ritze ein-
hauen müßen, die nunmehro, da der Gips wieder abge-
nommen worden, sichtbar, die hiesigen antiquarii und
moralisten aber immer noch im Streit sind, ob der gedachte
Vorfahre des Pamphili wohl, oder übel gethan. Unter diesen
alten Statuen haben wir besonders angemercket einen sehr
schönen Kopf Homeri; Senecam mit einem Korbe in der
Hand, welcher Korb vielleicht ein Bade-Kübel sein könte, um
seine Todes-Art dadurch vor zu stellen; Bachum von rothem
Egyptischen Stein; einen Cupido mit der Haut und Käule
Herculis; den Fluß Nilum mit 2 Crocodylen von
schwartzem Probier-Stein; einen schlafenden Cupido,
deßen madrazze, worauf er lieget, von röthlichem Mar-
mor ist; die Göttin Cybele auf einem Löwen reitend.
Unter denen neuen Statuen sind die merckwürdigsten
die bustes der Welt beruffenen Donna Olympia Maldachini,
durch welche die Römische Kirche verschiedene Jahre regieret
worden, und ihres Mannes, von weißem Marmor. Sie
siehet gantz vollständig und dabey etwas fier aus. Unter

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Nummer 68.
Vom 1 – 11ten April.

Nachdem die Kirchen Functiones der Settimana Santa u. des ersten
Oster-Tags in nächst vorigem Diario No 67 besonders u. gleichsam
in parenthesi beschrieben worden; continuiren wir nunmehro
nach der Zeit-Ordnung, wo wir in No 66 aufgehöret.

Die Merckwürdigkeiten
welche in diesen letzten Tagen unsers Aufenthalts zu Rom noch
angesehen worden, sind folgende:

1.) Villa Pamphilia. Der Garten ist unter allen hiesigen der
moderneste, es fehlet auch darinn nicht an antiquen Sachen, und
ist sonderlich ein Grotten- und Waßer-Werck mit dergl: bas
reliefs und bustes reichlich gezieret. In dem Garten-Palais
ist der Vorrath von alten Statuen gantz considerable, die
meisten aber sind verderbt, weil einer von denen Vor-
fahren des ietzigen Fürsten Pamphili alles nackende mit
Gips zudecken laßen, welche Verdeckung zu befestigen,
man in den Marmor viele kleine Löcher und Ritze ein-
hauen müßen, die nunmehro, da der Gips wieder abge-
nommen worden, sichtbar, die hiesigen antiquarii und
moralisten aber immer noch im Streit sind, ob der gedachte
Vorfahre des Pamphili wohl, oder übel gethan. Unter diesen
alten Statuen haben wir besonders angemercket einen sehr
schönen Kopf Homeri; Senecam mit einem Korbe in der
Hand, welcher Korb vielleicht ein Bade-Kübel sein könte, um
seine Todes-Art dadurch vor zu stellen; Bachum von rothem
Egyptischen Stein; einen Cupido mit der Haut und Käule
Herculis; den Fluß Nilum mit 2 Crocodylen von
schwartzem Probier-Stein; einen schlafenden Cupido,
deßen madrazze, worauf er lieget, von röthlichem Mar-
mor ist; die Göttin Cybele auf einem Löwen reitend.
Unter denen neuen Statuen sind die merckwürdigsten
die bustes der Welt beruffenen Donna Olympia Maldachini,
durch welche die Römische Kirche verschiedene Jahre regieret
worden, und ihres Mannes, von weißem Marmor. Sie
siehet gantz vollständig und dabey etwas fier aus. Unter

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[0722] 354 No 68. Vom 1 – 11ten April. Nachdem die Kirchen Functiones der Settimana Santa u. des ersten Oster-Tags in nächst vorigem Diario No 67 besonders u. gleichsam in parenthesi beschrieben worden; continuiren wir nunmehro nach der Zeit-Ordnung, wo wir in No 66 aufgehöret. Die Merckwürdigkeiten welche in diesen letzten Tagen unsers Aufenthalts zu Rom noch angesehen worden, sind folgende: 1.) Villa Pamphilia. Der Garten ist unter allen hiesigen der moderneste, es fehlet auch darinn nicht an antiquen Sachen, und ist sonderlich ein Grotten- und Waßer-Werck mit dergl: bas reliefs und bustes reichlich gezieret. In dem Garten-Palais ist der Vorrath von alten Statuen gantz considerable, die meisten aber sind verderbt, weil einer von denen Vor- fahren des ietzigen Fürsten Pamphili alles nackende mit Gips zudecken laßen, welche Verdeckung zu befestigen, man in den Marmor viele kleine Löcher und Ritze ein- hauen müßen, die nunmehro, da der Gips wieder abge- nommen worden, sichtbar, die hiesigen antiquarii und moralisten aber immer noch im Streit sind, ob der gedachte Vorfahre des Pamphili wohl, oder übel gethan. Unter diesen alten Statuen haben wir besonders angemercket einen sehr schönen Kopf Homeri; Senecam mit einem Korbe in der Hand, welcher Korb vielleicht ein Bade-Kübel sein könte, um seine Todes-Art dadurch vor zu stellen; Bachum von rothem Egyptischen Stein; einen Cupido mit der Haut und Käule Herculis; den Fluß Nilum mit 2 Crocodylen von schwartzem Probier-Stein; einen schlafenden Cupido, deßen madrazze, worauf er lieget, von röthlichem Mar- mor ist; die Göttin Cybele auf einem Löwen reitend. Unter denen neuen Statuen sind die merckwürdigsten die bustes der Welt beruffenen Donna Olympia Maldachini, durch welche die Römische Kirche verschiedene Jahre regieret worden, und ihres Mannes, von weißem Marmor. Sie siehet gantz vollständig und dabey etwas fier aus. Unter

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/722>, abgerufen am 25.11.2024.