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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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sind die Cörper ihres Gemahls Constantii, und ihres mit ihm er-
zeugten Sohnes Kaysers Valentiniani III. Diese beyde zur rechten
und lincken stehende Särge sind mit schlechtem bas relief ge
zieret, und bestehen die Haupt=Figuren in etlichen Lämmern;
unter welchen das Lamm Gottes von denen übrigen sich distin-
guiret, item in dem Zeichen [Abbildung]

A 3

. Bey der Thür der Capelle ist auf
einer Seite ein großer steinerner Sarg mit einem Creutz,
auf der andern aber gegen über ein eben solcher Sarg, iedoch ohne
Creutz, in die Mauer gesetzet, und wird vorgegeben, daß jener
vor die Christlichen, dieser aber vor die Heydnischen Bedienten des
Kayserlichen Hauses eine Grabstäte sey. Welches wohl eben nicht
wahrscheinlich, im übrigen aber diese Capelle vor einen Lieb-
haber der Historie ein rechter bijou ist. Überhaupt kan man
diese alte, ietzo freilig schlecht bebauete und peuplirte Stadt
nicht ohne Vergnügen sehen, doch hat sich ihre ehemalige Beschaffenheit
auch darin mercklich geändert, daß, da zu der Römer Zeiten
hier ein berühmter Hafen war, ietzo die See fast 3 millien
davon entfernet ist, wie man denn in der Stadt noch einen
hohen Thurm von Backsteinen siehet, der vor diesem am Hafen
gestanden, und vieleicht zum [unleserliches Material]Pharo oder zur Bewahrung
deßelben gedienet. Der neue canal, welchen der Cardinal
Alberoni verfertigen laßen, ist dichte vor der Stadt auf der
Seite von Rimini her, und soll dem commercio verträglich
seyn. Weil aber dadurch der alveus eines Flußes jenseit
der Stadt leer worden, so klaget man nunmehro in der
Stadt über böse Lufft.

Den 18ten April.

Wir wollten von hier uns nach Ferrara wenden, und von dort
nach Venedig embarquiren, fuhren auch in dieser intention
fast zwey Stunden vor Tage aus, und passireten durch ei-
nen großen Wald voller [unleserliches Material]Pigne, welches eine Art von Tannen-
oder Föhren=Bäumen ist, auf welchen die bey uns so genannten

sind die Cörper ihres Gemahls Constantii, und ihres mit ihm er-
zeugten Sohnes Kaysers Valentiniani III. Diese beyde zur rechten
und lincken stehende Särge sind mit schlechtem bas relief ge
zieret, und bestehen die Haupt=Figuren in etlichen Lämmern;
unter welchen das Lamm Gottes von denen übrigen sich distin-
guiret, item in dem Zeichen [Abbildung]

Α☧ 3

. Bey der Thür der Capelle ist auf
einer Seite ein großer steinerner Sarg mit einem Creutz,
auf der andern aber gegen über ein eben solcher Sarg, iedoch ohne
Creutz, in die Mauer gesetzet, und wird vorgegeben, daß jener
vor die Christlichen, dieser aber vor die Heydnischen Bedienten des
Kayserlichen Hauses eine Grabstäte sey. Welches wohl eben nicht
wahrscheinlich, im übrigen aber diese Capelle vor einen Lieb-
haber der Historie ein rechter bijou ist. Überhaupt kan man
diese alte, ietzo freilig schlecht bebauete und peuplirte Stadt
nicht ohne Vergnügen sehen, doch hat sich ihre ehemalige Beschaffenheit
auch darin mercklich geändert, daß, da zu der Römer Zeiten
hier ein berühmter Hafen war, ietzo die See fast 3 millien
davon entfernet ist, wie man denn in der Stadt noch einen
hohen Thurm von Backsteinen siehet, der vor diesem am Hafen
gestanden, und vieleicht zum [unleserliches Material]Pharo oder zur Bewahrung
deßelben gedienet. Der neue canal, welchen der Cardinal
Alberoni verfertigen laßen, ist dichte vor der Stadt auf der
Seite von Rimini her, und soll dem commercio verträglich
seyn. Weil aber dadurch der alveus eines Flußes jenseit
der Stadt leer worden, so klaget man nunmehro in der
Stadt über böse Lufft.

Den 18ten April.

Wir wollten von hier uns nach Ferrara wenden, und von dort
nach Venedig embarquiren, fuhren auch in dieser intention
fast zwey Stunden vor Tage aus, und passireten durch ei-
nen großen Wald voller [unleserliches Material]Pigne, welches eine Art von Tannen-
oder Föhren=Bäumen ist, auf welchen die bey uns so genannten

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[0747] sind die Cörper ihres Gemahls Constantii, und ihres mit ihm er- zeugten Sohnes Kaysers Valentiniani III. Diese beyde zur rechten und lincken stehende Särge sind mit schlechtem bas relief ge zieret, und bestehen die Haupt=Figuren in etlichen Lämmern; unter welchen das Lamm Gottes von denen übrigen sich distin- guiret, item in dem Zeichen [Abbildung Α☧ 3 ] . Bey der Thür der Capelle ist auf einer Seite ein großer steinerner Sarg mit einem Creutz, auf der andern aber gegen über ein eben solcher Sarg, iedoch ohne Creutz, in die Mauer gesetzet, und wird vorgegeben, daß jener vor die Christlichen, dieser aber vor die Heydnischen Bedienten des Kayserlichen Hauses eine Grabstäte sey. Welches wohl eben nicht wahrscheinlich, im übrigen aber diese Capelle vor einen Lieb- haber der Historie ein rechter bijou ist. Überhaupt kan man diese alte, ietzo freilig schlecht bebauete und peuplirte Stadt nicht ohne Vergnügen sehen, doch hat sich ihre ehemalige Beschaffenheit auch darin mercklich geändert, daß, da zu der Römer Zeiten hier ein berühmter Hafen war, ietzo die See fast 3 millien davon entfernet ist, wie man denn in der Stadt noch einen hohen Thurm von Backsteinen siehet, der vor diesem am Hafen gestanden, und vieleicht zum Pharo oder zur Bewahrung deßelben gedienet. Der neue canal, welchen der Cardinal Alberoni verfertigen laßen, ist dichte vor der Stadt auf der Seite von Rimini her, und soll dem commercio verträglich seyn. Weil aber dadurch der alveus eines Flußes jenseit der Stadt leer worden, so klaget man nunmehro in der Stadt über böse Lufft. Den 18ten April. Wir wollten von hier uns nach Ferrara wenden, und von dort nach Venedig embarquiren, fuhren auch in dieser intention fast zwey Stunden vor Tage aus, und passireten durch ei- nen großen Wald voller Pigne, welches eine Art von Tannen- oder Föhren=Bäumen ist, auf welchen die bey uns so genannten

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/747>, abgerufen am 24.11.2024.