Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].bemercket, welches damit entschuldiget wurde, daß man die iezt in der bemercket, welches damit entschuldiget wurde, daß man die iezt in der <TEI> <text> <body> <div type="letter"> <div type="diaryEntry"> <p><pb facs="#f0757"/> bemercket, welches damit entschuldiget wurde, daß man d<add place="across">ie </add><add place="superlinear">iezt</add> in der<lb/> Verone<add place="superlinear">si</add>schen Gegend <del rendition="#s">ietzt</del> stehende<del rendition="#s">n</del> armée damit versehen habe. So<lb/> war auch das wenige noch vorhandene Schieß=Gewehr schlecht gear-<lb/> beitet, und nicht zum besten conserviret, wie denn die hiesige<lb/> Feuchtigkeit demselben allerdings schädlich seyn muß. Man<del rendition="#s">n</del> <lb/> zeiget auf einem von eben diesen Sälen den Harnisch des Scanderbegs,<lb/> und den Helm des Attilae; wir waren aber bey der obenerzähleten<lb/> Besichtigung des kleinen Zeug Hauses auf dem Palazzo Ducale vor<lb/> diesem Helm, als vor einer absolut falschen reliquie, schon zum<lb/> voraus sorgfältig gewarnet worden, und hatte man uns den<lb/> dortigen als allein genuin angepriesen. Solchergestalt haben<lb/> die martialischen Reliquien mit denen Kirchlichen fast gleiches<lb/> Schicksal. Die Arbeiter in dem Arsenal deren über 1000 sind,<lb/> haben den gantzen Tag ihren freyen Trunck und ist z<subst><del rendition="#ow"><gap reason="illegible"/></del><add place="across">u</add></subst> dem<lb/> Ende ein eigen Behältniß<add place="superlinear"> von dem Weinkeller mit einer Mauer abgesondert, in welchem Behältniß</add> das Getränck durch 3 aus der<lb/> Mauer gehende Hähne von einem jedweden einge<subst><del rendition="#ow"><gap reason="illegible"/></del><add place="across">z</add></subst>apfet wer<lb/> den kan. Dieses Getränck bestehet in 3 Theilen Waßer, und<lb/> einem Theil rothen schlechten Wein, mit welcher Mixtur ein<lb/> großer höltzerner Trog, der an gedachter Scheide-Mauer<lb/> auf der Seite des WeinKellers feste gemacht ist, täglich zu 2<hi rendition="#sup"><hi rendition="#u">en</hi></hi><lb/> malen angefüllet wird. Vor dem Haupt Eingang des Arsenals<lb/> von der Land-Seite her sind etl. Löwen von weißem Marmor<lb/> aufgerichtet, welche, laut der darunter stehenden Schrifften,<lb/> bey denen ehemaligen wieder die Türcken in Grichenland er<lb/> haltenen Siegen, von Athen und Corcyra hieher gebracht<lb/> worden. 7.) Unter denen Merckwürdigkeiten des<lb/> Marcus:Platzes ist oben der viereckete gantz freyste-<lb/> hende <hi rendition="#u">Glocken=Thurm</hi> vergeßen worden, deßen Treppe<lb/> ein planum inclinatum, iedoch so beschaffen ist, daß bey ied-<lb/> weder Wendung in denen Ecken des Thurms sich eine nie-<lb/> drige Stufe findet. Der vorige König von Pohlen soll hin-<lb/> auf geritten seyn, welches, weil die Treppe nicht breit ist, et-<lb/> was beschwehrlich muß hergegangen seyn. Von diesem<lb/> Thurm kan man die gantze Stadt mit denen Lagunen </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0757]
bemercket, welches damit entschuldiget wurde, daß man die iezt in der
Veronesischen Gegend stehende armée damit versehen habe. So
war auch das wenige noch vorhandene Schieß=Gewehr schlecht gear-
beitet, und nicht zum besten conserviret, wie denn die hiesige
Feuchtigkeit demselben allerdings schädlich seyn muß. Man
zeiget auf einem von eben diesen Sälen den Harnisch des Scanderbegs,
und den Helm des Attilae; wir waren aber bey der obenerzähleten
Besichtigung des kleinen Zeug Hauses auf dem Palazzo Ducale vor
diesem Helm, als vor einer absolut falschen reliquie, schon zum
voraus sorgfältig gewarnet worden, und hatte man uns den
dortigen als allein genuin angepriesen. Solchergestalt haben
die martialischen Reliquien mit denen Kirchlichen fast gleiches
Schicksal. Die Arbeiter in dem Arsenal deren über 1000 sind,
haben den gantzen Tag ihren freyen Trunck und ist zu dem
Ende ein eigen Behältniß von dem Weinkeller mit einer Mauer abgesondert, in welchem Behältniß das Getränck durch 3 aus der
Mauer gehende Hähne von einem jedweden eingezapfet wer
den kan. Dieses Getränck bestehet in 3 Theilen Waßer, und
einem Theil rothen schlechten Wein, mit welcher Mixtur ein
großer höltzerner Trog, der an gedachter Scheide-Mauer
auf der Seite des WeinKellers feste gemacht ist, täglich zu 2en
malen angefüllet wird. Vor dem Haupt Eingang des Arsenals
von der Land-Seite her sind etl. Löwen von weißem Marmor
aufgerichtet, welche, laut der darunter stehenden Schrifften,
bey denen ehemaligen wieder die Türcken in Grichenland er
haltenen Siegen, von Athen und Corcyra hieher gebracht
worden. 7.) Unter denen Merckwürdigkeiten des
Marcus:Platzes ist oben der viereckete gantz freyste-
hende Glocken=Thurm vergeßen worden, deßen Treppe
ein planum inclinatum, iedoch so beschaffen ist, daß bey ied-
weder Wendung in denen Ecken des Thurms sich eine nie-
drige Stufe findet. Der vorige König von Pohlen soll hin-
auf geritten seyn, welches, weil die Treppe nicht breit ist, et-
was beschwehrlich muß hergegangen seyn. Von diesem
Thurm kan man die gantze Stadt mit denen Lagunen
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Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate
Weitere Informationen:Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert. Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;
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