Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].380 nach Vicenza gingen. Die Gegend ist mit Wein und Frucht bestens angebauet,ohnerachtet man rechter Hand, hinter denen grünen und fruchtbaren Bergen, die Tridentinischen Schne=Gebürge hervorragen siehet. Verona, die Geburths= Stadt Vitruvii, Plinii majoris, Catulli und AEmilii Macri, ein gewaltig großer, nach alter Art fortificirter, und beßer als Padua gebaueter Ort. Wie denn auch der ziemlich starcke Fluß Adige, welcher hindurch fließet, und die auf der Höhe gelegene Castelle derselben noch ein mehrers Ansehen geben. Bey der dritten in der plaine gelegenen altväterischen Citadelle, Castel vecchio genannt, gehet eine steinerne Brücke über gedachten Fluß, deren erster Bogen unten auf dem Waßer 142 Fuß weit, und dabey auch sehr hoch ist. Einer von denen Scaligeris, welche ehemals Herren der Stadt Verona gewe- sen, hat dieses Castell vecchio mit der Brücke erbauet, und finden sich von diesem Scaligerischen Herren=Geschlechte noch verschiedene Gothique aber schöne Begräbniß=monumenta in und vor der Kirche della Maria antica. Sie haben, wie diese monumenta aus- weisen, theils eine Leiter allein, theils eine Leiter und einen Adler im Wapen geführet. Daß aber die beyden gelehrten Scaligeri zu Leiden, wie sie so hefftig behauptet, aus eben diesem großen Hause entsproßen gewe- sen, solches ist eine nunmehro durch den Marchese Maffei, deßen unten mit mehrern gedacht werden soll, handgreifflich erwiesene Un wahrheit. Das hiesige weltberuffene alt-Römische amphitheatrum, darinne über 22 000 zuschauer Platz gehabt, distinguiret sich darin vor allen andern in der Welt noch vorhandenen, daß die Stuffen oder Bäncke, auf welchen das Zuschauende Volck geseßen, sich in ihrer völ- ligen integritaet befinden; doch ist das wenigste von solchen Stufen alt, sondern durch die von Zeit zu Zeit auf Kosten der Stadt gesche- hene Ergäntzungen neu worden. Man kan indeßen sonderlich von denen vomitoriis, wie sie Macrobius nennet, oder von denen vie- len Öffnungen, durch welche das Volck aus denen gewölbten gale- rien auf die Sitze herausgestiegen, sich hier einen recht vollkomme- nen Begriff machen. Hingegen fehlet an dieser trefflichen reliquie des Alterthums die äußerste Mauer, von der man nur noch ein klein Stück conserviret hat, und die oberste etage. Eine ge- nauere Beschreibung ist zu weitläuffig, und auch unnöthig, nachdem Maffei in seiner Verona illustrata uns der Mühe überhoben hat. Bey dem Gebäude, in welchem die hiesige so genannte Aca- demia philharmonica sich zu versammlen pfleget, ist auf Angeben 380 nach Vicenza gingen. Die Gegend ist mit Wein und Frucht bestens angebauet,ohnerachtet man rechter Hand, hinter denen grünen und fruchtbaren Bergen, die Tridentinischen Schne=Gebürge hervorragen siehet. Verona, die Geburths= Stadt Vitruvii, Plinii majoris, Catulli und AEmilii Macri, ein gewaltig großer, nach alter Art fortificirter, und beßer als Padua gebaueter Ort. Wie denn auch der ziemlich starcke Fluß Adige, welcher hindurch fließet, und die auf der Höhe gelegene Castelle derselben noch ein mehrers Ansehen geben. Bey der dritten in der plaine gelegenen altväterischen Citadelle, Castel vecchio genannt, gehet eine steinerne Brücke über gedachten Fluß, deren erster Bogen unten auf dem Waßer 142 Fuß weit, und dabey auch sehr hoch ist. Einer von denen Scaligeris, welche ehemals Herren der Stadt Verona gewe- sen, hat dieses Castell vecchio mit der Brücke erbauet, und finden sich von diesem Scaligerischen Herren=Geschlechte noch verschiedene Gothique aber schöne Begräbniß=monumenta in und vor der Kirche della Maria antica. Sie haben, wie diese monumenta aus- weisen, theils eine Leiter allein, theils eine Leiter und einen Adler im Wapen geführet. Daß aber die beyden gelehrten Scaligeri zu Leiden, wie sie so hefftig behauptet, aus eben diesem großen Hause entsproßen gewe- sen, solches ist eine nunmehro durch den Marchese Maffei, deßen unten mit mehrern gedacht werden soll, handgreifflich erwiesene Un wahrheit. Das hiesige weltberuffene alt-Römische amphitheatrum, darinne über 22 000 zuschauer Platz gehabt, distinguiret sich darin vor allen andern in der Welt noch vorhandenen, daß die Stuffen oder Bäncke, auf welchen das Zuschauende Volck geseßen, sich in ihrer völ- ligen integritaet befinden; doch ist das wenigste von solchen Stufen alt, sondern durch die von Zeit zu Zeit auf Kosten der Stadt gesche- hene Ergäntzungen neu worden. Man kan indeßen sonderlich von denen vomitoriis, wie sie Macrobius nennet, oder von denen vie- len Öffnungen, durch welche das Volck aus denen gewölbten gale- rien auf die Sitze herausgestiegen, sich hier einen recht vollkomme- nen Begriff machen. Hingegen fehlet an dieser trefflichen reliquie des Alterthums die äußerste Mauer, von der man nur noch ein klein Stück conserviret hat, und die oberste etage. Eine ge- nauere Beschreibung ist zu weitläuffig, und auch unnöthig, nachdem Maffei in seiner Verona illustrata uns der Mühe überhoben hat. 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nach Vicenza gingen. Die Gegend ist mit Wein und Frucht bestens angebauet,
ohnerachtet man rechter Hand, hinter denen grünen und fruchtbaren Bergen, die
Tridentinischen Schne=Gebürge hervorragen siehet. Verona, die Geburths=
Stadt Vitruvii, Plinii majoris, Catulli und AEmilii Macri, ein gewaltig
großer, nach alter Art fortificirter, und beßer als Padua gebaueter
Ort. Wie denn auch der ziemlich starcke Fluß Adige, welcher hindurch fließet,
und die auf der Höhe gelegene Castelle derselben noch ein mehrers Ansehen geben.
Bey der dritten in der plaine gelegenen altväterischen Citadelle, Castel vecchio
genannt, gehet eine steinerne Brücke über gedachten Fluß, deren erster
Bogen unten auf dem Waßer 142 Fuß weit, und dabey auch sehr hoch
ist. Einer von denen Scaligeris, welche ehemals Herren der Stadt Verona gewe-
sen, hat dieses Castell vecchio mit der Brücke erbauet, und finden
sich von diesem Scaligerischen Herren=Geschlechte noch verschiedene
Gothique aber schöne Begräbniß=monumenta in und vor der
Kirche della Maria antica. Sie haben, wie diese monumenta aus-
weisen, theils eine Leiter allein, theils eine Leiter und einen Adler im Wapen
geführet. Daß aber die beyden gelehrten Scaligeri zu Leiden, wie sie
so hefftig behauptet, aus eben diesem großen Hause entsproßen gewe-
sen, solches ist eine nunmehro durch den Marchese Maffei, deßen
unten mit mehrern gedacht werden soll, handgreifflich erwiesene Un
wahrheit. Das hiesige weltberuffene alt-Römische amphitheatrum,
darinne über 22 000 zuschauer Platz gehabt, distinguiret sich darin
vor allen andern in der Welt noch vorhandenen, daß die Stuffen oder
Bäncke, auf welchen das Zuschauende Volck geseßen, sich in ihrer völ-
ligen integritaet befinden; doch ist das wenigste von solchen Stufen
alt, sondern durch die von Zeit zu Zeit auf Kosten der Stadt gesche-
hene Ergäntzungen neu worden. Man kan indeßen sonderlich von
denen vomitoriis, wie sie Macrobius nennet, oder von denen vie-
len Öffnungen, durch welche das Volck aus denen gewölbten gale-
rien auf die Sitze herausgestiegen, sich hier einen recht vollkomme-
nen Begriff machen. Hingegen fehlet an dieser trefflichen reliquie
des Alterthums die äußerste Mauer, von der man nur noch ein
klein Stück conserviret hat, und die oberste etage. Eine ge-
nauere Beschreibung ist zu weitläuffig, und auch unnöthig, nachdem
Maffei in seiner Verona illustrata uns der Mühe überhoben
hat. Bey dem Gebäude, in welchem die hiesige so genannte Aca-
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Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate
Weitere Informationen:Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert. Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;
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