Gladov, Friedrich: A la Mode-Sprach der Teutschen Oder Compendieuses Hand-Lexicon. Nürnberg, 1727.[Spaltenumbruch]
Rom zum Müsiggang und Zärt-lichkeit anleite, das Hertz durch einen stets-währen- den Verfolg mancherley Regungen in einer ange- nehmen Unruhe aufhalte, und das Gemüth mit Ei- telkeit und falschen Ein- bildungen erfülle. Ge wissenhafte Gottes-Ge- lehrte verwerfen sie durch- aus, als eine Pest der Ju- gend, und ein tödliches Gift für unschuldige See len; oder zum wenigsten als einen sündlichen Zeit- Verderb. Romanesque, Romanisch, fabelhaft. Römer-Monat/ Römer- Zug/ Expeditio Roma- na, die Fränckischen Kay- ser von Carolo M. an pflegten nach Rom zu zie- hen, daselbst die Kayser- Crone von dem Pabst Jhnen aufsetzen zu lassen, und damit solcher Zug ein Standes-mäsiges Anse- hen hätte, wurden sie von den Reichs-Fürsten mit einer Anzahl ihrer Lehen- Leute begleitet, und die [Spaltenumbruch] Röm nicht mitgezogen, habenvor einen jeden Mann zu Pferde oder Fuß, den sie hätten mitführen sollen, ein gewisses am Gelde ab- gestattet. Nach diesem Fuß sind hernach die be- willigten Reichs-Steu- ern unter den Ständen angelegt worden, und wer- den also bis itzo noch mit beybehalten, wie aus de- nen Reichs-Matriculn zu sehen, da ein Mann zu Roß auf 12. fl. und zu Fuß auf 4. fl. angeschla- gen. Wann nun eine Reichs-Steuer ange- legt, wird die Zahl der ein- fachen Römer-Monate so vielmal genommen, als zu Erfüllung der erforder- ten Summe nöthig, da- her jener Bauer artig ge- sagt: Die Römer möch- ten ihre Monate wol vor sich behalten/ und uns bey unfern teut- schen Monaten lassen/ dann deren wären nur 12. in einem Jahre/ je- ner aber kommen zu 30. und 40. auf einmal. Es beste-
[Spaltenumbruch]
Rom zum Muͤſiggang und Zaͤrt-lichkeit anleite, das Hertz durch einen ſtets-waͤhren- den Verfolg mancherley Regungen in einer ange- nehmen Unruhe aufhalte, und das Gemuͤth mit Ei- telkeit und falſchen Ein- bildungen erfuͤlle. Ge wiſſenhafte Gottes-Ge- lehrte verwerfen ſie durch- aus, als eine Peſt der Ju- gend, und ein toͤdliches Gift fuͤr unſchuldige See len; oder zum wenigſten als einen ſuͤndlichen Zeit- Verderb. Romanesque, Romaniſch, fabelhaft. Roͤmer-Monat/ Roͤmer- Zug/ Expeditio Roma- na, die Fraͤnckiſchen Kay- ſer von Carolo M. an pflegten nach Rom zu zie- hen, daſelbſt die Kayſer- Crone von dem Pabſt Jhnen aufſetzen zu laſſen, und damit ſolcher Zug ein Standes-maͤſiges Anſe- hen haͤtte, wurden ſie von den Reichs-Fuͤrſten mit einer Anzahl ihrer Lehen- Leute begleitet, und die [Spaltenumbruch] Röm nicht mitgezogen, habenvor einen jeden Mann zu Pferde oder Fuß, den ſie haͤtten mitfuͤhren ſollen, ein gewiſſes am Gelde ab- geſtattet. Nach dieſem Fuß ſind hernach die be- willigten Reichs-Steu- ern unter den Staͤnden angelegt worden, und weꝛ- den alſo bis itzo noch mit beybehalten, wie aus de- nen Reichs-Matriculn zu ſehen, da ein Mann zu Roß auf 12. fl. und zu Fuß auf 4. fl. angeſchla- gen. Wann nun eine Reichs-Steuer ange- legt, wird die Zahl der ein- fachen Roͤmer-Monate ſo vielmal genommen, als zu Erfuͤllung der erforder- ten Summe noͤthig, da- her jener Bauer artig ge- ſagt: Die Roͤmer moͤch- ten ihre Monate wol vor ſich behalten/ und uns bey unfern teut- ſchen Monaten laſſen/ dann deren waͤren nur 12. in einem Jahre/ je- ner aber kommen zu 30. und 40. auf einmal. Es beſte-
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Rom
Röm
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lichkeit anleite, das Hertz
durch einen ſtets-waͤhren-
den Verfolg mancherley
Regungen in einer ange-
nehmen Unruhe aufhalte,
und das Gemuͤth mit Ei-
telkeit und falſchen Ein-
bildungen erfuͤlle. Ge
wiſſenhafte Gottes-Ge-
lehrte verwerfen ſie durch-
aus, als eine Peſt der Ju-
gend, und ein toͤdliches
Gift fuͤr unſchuldige See
len; oder zum wenigſten
als einen ſuͤndlichen Zeit-
Verderb.
Romanesque, Romaniſch,
fabelhaft.
Roͤmer-Monat/ Roͤmer-
Zug/ Expeditio Roma-
na, die Fraͤnckiſchen Kay-
ſer von Carolo M. an
pflegten nach Rom zu zie-
hen, daſelbſt die Kayſer-
Crone von dem Pabſt
Jhnen aufſetzen zu laſſen,
und damit ſolcher Zug ein
Standes-maͤſiges Anſe-
hen haͤtte, wurden ſie von
den Reichs-Fuͤrſten mit
einer Anzahl ihrer Lehen-
Leute begleitet, und die
nicht mitgezogen, haben
vor einen jeden Mann zu
Pferde oder Fuß, den ſie
haͤtten mitfuͤhren ſollen,
ein gewiſſes am Gelde ab-
geſtattet. Nach dieſem
Fuß ſind hernach die be-
willigten Reichs-Steu-
ern unter den Staͤnden
angelegt worden, und weꝛ-
den alſo bis itzo noch mit
beybehalten, wie aus de-
nen Reichs-Matriculn
zu ſehen, da ein Mann zu
Roß auf 12. fl. und zu
Fuß auf 4. fl. angeſchla-
gen. Wann nun eine
Reichs-Steuer ange-
legt, wird die Zahl der ein-
fachen Roͤmer-Monate
ſo vielmal genommen, als
zu Erfuͤllung der erforder-
ten Summe noͤthig, da-
her jener Bauer artig ge-
ſagt: Die Roͤmer moͤch-
ten ihre Monate wol
vor ſich behalten/ und
uns bey unfern teut-
ſchen Monaten laſſen/
dann deren waͤren nur
12. in einem Jahre/ je-
ner aber kommen zu 30.
und 40. auf einmal. Es
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