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Glaßbrenner, Adolf: Der Weihnachtsmarkt. Aus: Berliner Volksleben. Band 1, S. 233–272. Leipzig, 1847.

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sich uf de Strümpfe machen kann un absocken; er verfertigt aber nich blos Des, was man janz unten drägt, sondern ooch Des, was man janz oben drägt, nämlich: Schlafmützen. Wenn ick mir so'n Ding ufsetze, denn tret' ick vor Dir hin un sage: Jun Abend, Rampelberjer! Ich habe jetzt Desjenigte uf, was Du bist, indem Dir Das fehlt, worauf ich Das, was ich aufhabe, jezogen habe.
Rampelberger. Wat soll Det heeßen? Det versteh' ick nich.
Flocke. Du bist 'ne Schlafmütze. Nanu weiter, es is noch lange nich alle. Du wirst Dir zwar wundern, deß mir so viel über Dir Einfältigen infällt, aber Des is ja eben der Spaß, deß man über Nischt so viele Ideen haben kann. Wenn irjend en Bisken da jewesen wäre, so hätte Jott die Welt nich aus Nischt schaffen können. Komm' mal hier an die Wachsbude ran. Sehste, hier steht Dein Ebenbild: ein Wachsstock, wenigstens wird Dir Deine künft'je Frau davor halten, denn den Wachsstock jebraucht man ooch blos, wenn man zu Bette jeht, und des hier is'n Engel von Wachs: bei dem hast Du nich Modell jesessen, sonst wär' et en Schaafskopp jeworden.
Rampelberger. Schon wieder mal! Det jeht heute jut!
Flocke. Hier is 'ne janze Bude voll Pariser, sehr schöne Pariser von Schmädikens, un alle janz friedlich nebenenander, was bei de Pariser nich ofte vorkommt. Hör' mal, Rampelberjer, da hängen en Paar furchtbar jroße, en Paar Deputirte, die solltest Du Dir vor Deine Füße koofen. Was meenste, werden
sich uf de Strümpfe machen kann un absocken; er verfertigt aber nich blos Des, was man janz unten drägt, sondern ooch Des, was man janz oben drägt, nämlich: Schlafmützen. Wenn ick mir so’n Ding ufsetze, denn tret’ ick vor Dir hin un sage: Jun Abend, Rampelberjer! Ich habe jetzt Desjenigte uf, was Du bist, indem Dir Das fehlt, worauf ich Das, was ich aufhabe, jezogen habe.
Rampelberger. Wat soll Det heeßen? Det versteh’ ick nich.
Flocke. Du bist ’ne Schlafmütze. Nanu weiter, es is noch lange nich alle. Du wirst Dir zwar wundern, deß mir so viel über Dir Einfältigen infällt, aber Des is ja eben der Spaß, deß man über Nischt so viele Ideen haben kann. Wenn irjend en Bisken da jewesen wäre, so hätte Jott die Welt nich aus Nischt schaffen können. Komm’ mal hier an die Wachsbude ran. Sehste, hier steht Dein Ebenbild: ein Wachsstock, wenigstens wird Dir Deine künft’je Frau davor halten, denn den Wachsstock jebraucht man ooch blos, wenn man zu Bette jeht, und des hier is’n Engel von Wachs: bei dem hast Du nich Modell jesessen, sonst wär’ et en Schaafskopp jeworden.
Rampelberger. Schon wieder mal! Det jeht heute jut!
Flocke. Hier is ’ne janze Bude voll Pariser, sehr schöne Pariser von Schmädikens, un alle janz friedlich nebenenander, was bei de Pariser nich ofte vorkommt. Hör’ mal, Rampelberjer, da hängen en Paar furchtbar jroße, en Paar Deputirte, die solltest Du Dir vor Deine Füße koofen. Was meenste, werden
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Zitationshilfe: Glaßbrenner, Adolf: Der Weihnachtsmarkt. Aus: Berliner Volksleben. Band 1, S. 233–272. Leipzig, 1847, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glassbrenner_weihnachtsmarkt_1847/30>, abgerufen am 29.04.2024.