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Glauber, Johann Rudolph: Philosophi & Medici Celeberrimi Opera Chymica. Frankfurt (Main), 1658.

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Dritter Theil.
am schweresten vnd weitesten hinaußfällt/ von dem Leichtern vnd Geringern/ welches
zurück am nähsten bey der leichten Sprew bleibt/ zu scheiden. Welches ihn die Erfah-
rung vnd langer Zeit übung gut vnd nohtwendig zu seyn gelehret hat. Welches der
Chymicus in seiner Metall-Arbeit auch in Acht nehmen solte: Dann ein Metall deß
andern Acker seyn kan/ darinn es verfaulet/ vnd einen andern vnd bessern Leib darauß
an sich nimmet: wann solches geschehen/ er auch den neuen Leib von den fecibus, auß
welchen er sich colligiret vnd formiret hat/ davon zu scheiden/ vnd das Beste/ nemlich
das Schwerste/ von den leichten Spreuern/ durch deß Vulcani Wurffschauffel zu se-
par
iren/ Verstand habe. Welche beyderseits Verbesserung allein die vorhergehende
Fäulnüß oder Zunichtsmachung der Leiber verursachet. Eine Bäuerin/ wann sie den
besten vnd reinsten Theil/ als die Butter/ von dem gröbern/ als Wasser vnd Käß/ schei-
den wil/ so setzt sie dieselbe an einen warmen vnd stillen Ort/ auff daß sich der bessere Theil
oben auff/ vnd der geringere vnter sich begeben könne/ welche Theile sie dann voneinan-
der scheidet; vnd weil der bessere Theil noch nicht gantz rein/ braucht sie ihre Kunst wei-
ters/ vnd thut den Raam in ein besonder Faß/ darinn sie denselben so lang beweget vnd
vntereinander kläppert/ biß eine Scheidung geschehen/ vnd sich wieder das Reinere von
dem Vnreinern separiret hat; welches dann Butter auß Milch gemacht heisst. Wann
nun die Bäuerin ihre Hand vnd Kunst nicht darzu gethan/ es hätte auß der Milch/ wie
lang sie auch gestanden/ keine Butter werden können. Vnd wann solches nicht so bekand
vnd gemein wäre/ wer wolte glauben/ daß Butter in der Milch wäre. Vnd geschiehet
allhier solche Scheidung der Butter von der Wässerigkeit allein wegen der schnellen
Bewegung/ dadurch sich die Milch erwärmet; vnd wann es sich bißweilen nicht scheiden
wil/ so giessen sie warm Wasser darzu/ welches so wol wegen der Nässe geschiehet/ die
sich mit der andern/ welche in der Milch ist/ vermischet/ vnd zu der Scheidung befördert/
als durch seine Wärme/ welche der agitation zu hülff kömmt/ vnd die Wärme vermehret/
dadurch die Scheidung desto eher folge.

Daß dieses grobe Exempel/ wie es von den Vnwissenden möchte angesehen wer-
den/ nemlich das beste Theil von der Milch zu scheiden/ allhier nicht vergeblich allegiret/
sondern dadurch Anleitung gegeben/ wie auff dergleichen Weise auch auß den vnvoll-
kommenen Metallen ihre güldische vnd silberische Milch/ oder bessere Theil derselbigen/
durch zuthun eines mineralischen warmen Wassers/ vnd deß Feuers agitation zuwegen
könne gebracht werden/ wolle niemand zweiffeln. Gleich wie sich das warme Wasser/
wann es zu der Milch gethan wird/ mit der Wässerigkeit die in derselben ist/ vermischet
vnd solcher zu hülff kömmt/ daß sie dasjenige/ was ihr nicht gleich ist/ als die Butter/ von
sich stossen möge; wie dann auch die Butter auß der Milch ohne agitation, sondern
allein durch zuthun deß Wassers vnd zusammenkochens zu scheiden/ nicht vnbekand ist:
Also auch auß den Metallen auff solche Weis/ wann sie mit ihrem Wasser lang bey dem
Feuer gekocht werden/ ihr bester Theil kan geschieden werden: Dann weiln solche an sich
selber compacte corpora sind/ vnd im Fluß (ob sie schon noch so lang drinn erhalten

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Dritter Theil.
am ſchwereſten vnd weiteſten hinaußfaͤllt/ von dem Leichtern vnd Geringern/ welches
zuruͤck am naͤhſten bey der leichten Sprew bleibt/ zu ſcheiden. Welches ihn die Erfah-
rung vnd langer Zeit uͤbung gut vnd nohtwendig zu ſeyn gelehret hat. Welches der
Chymicus in ſeiner Metall-Arbeit auch in Acht nehmen ſolte: Dann ein Metall deß
andern Acker ſeyn kan/ darinn es verfaulet/ vnd einen andern vnd beſſern Leib darauß
an ſich nimmet: wann ſolches geſchehen/ er auch den neuen Leib von den fecibus, auß
welchen er ſich colligiret vnd formiret hat/ davon zu ſcheiden/ vnd das Beſte/ nemlich
das Schwerſte/ von den leichten Spreuern/ durch deß Vulcani Wurffſchauffel zu ſe-
par
iren/ Verſtand habe. Welche beyderſeits Verbeſſerung allein die vorhergehende
Faͤulnuͤß oder Zunichtsmachung der Leiber verurſachet. Eine Baͤuerin/ wann ſie den
beſten vnd reinſten Theil/ als die Butter/ von dem groͤbern/ als Waſſer vnd Kaͤß/ ſchei-
den wil/ ſo ſetzt ſie dieſelbe an einen warmen vnd ſtillen Ort/ auff daß ſich der beſſere Theil
oben auff/ vnd der geringere vnter ſich begeben koͤnne/ welche Theile ſie dann voneinan-
der ſcheidet; vnd weil der beſſere Theil noch nicht gantz rein/ braucht ſie ihre Kunſt wei-
ters/ vnd thut den Raam in ein beſonder Faß/ darinn ſie denſelben ſo lang beweget vnd
vntereinander klaͤppert/ biß eine Scheidung geſchehen/ vnd ſich wieder das Reinere von
dem Vnreinern ſepariret hat; welches dann Butter auß Milch gemacht heiſſt. Wann
nun die Baͤuerin ihre Hand vnd Kunſt nicht darzu gethan/ es haͤtte auß der Milch/ wie
lang ſie auch geſtanden/ keine Butter werden koͤnnen. Vnd wañ ſolches nicht ſo bekand
vnd gemein waͤre/ wer wolte glauben/ daß Butter in der Milch waͤre. Vnd geſchiehet
allhier ſolche Scheidung der Butter von der Waͤſſerigkeit allein wegen der ſchnellen
Bewegung/ dadurch ſich die Milch erwaͤrmet; vnd wann es ſich bißweilen nicht ſcheiden
wil/ ſo gieſſen ſie warm Waſſer darzu/ welches ſo wol wegen der Naͤſſe geſchiehet/ die
ſich mit der andern/ welche in der Milch iſt/ vermiſchet/ vnd zu der Scheidung befoͤrdert/
als durch ſeine Waͤrme/ welche der agitation zu huͤlff koͤm̃t/ vnd die Waͤrme vermehret/
dadurch die Scheidung deſto eher folge.

Daß dieſes grobe Exempel/ wie es von den Vnwiſſenden moͤchte angeſehen wer-
den/ nemlich das beſte Theil von der Milch zu ſcheiden/ allhier nicht vergeblich allegiret/
ſondern dadurch Anleitung gegeben/ wie auff dergleichen Weiſe auch auß den vnvoll-
kommenen Metallen ihre guͤldiſche vnd ſilberiſche Milch/ oder beſſere Theil derſelbigen/
durch zuthun eines mineraliſchen warmen Waſſers/ vnd deß Feuers agitation zuwegen
koͤnne gebracht werden/ wolle niemand zweiffeln. Gleich wie ſich das warme Waſſer/
wann es zu der Milch gethan wird/ mit der Waͤſſerigkeit die in derſelben iſt/ vermiſchet
vnd ſolcher zu huͤlff koͤm̃t/ daß ſie dasjenige/ was ihr nicht gleich iſt/ als die Butter/ von
ſich ſtoſſen moͤge; wie dann auch die Butter auß der Milch ohne agitation, ſondern
allein durch zuthun deß Waſſers vnd zuſammenkochens zu ſcheiden/ nicht vnbekand iſt:
Alſo auch auß den Metallen auff ſolche Weis/ wann ſie mit ihrem Waſſer lang bey dem
Feuer gekocht werden/ ihr beſter Theil kan geſchieden werden: Dann weiln ſolche an ſich
ſelber compacte corpora ſind/ vnd im Fluß (ob ſie ſchon noch ſo lang drinn erhalten

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[397/0431] Dritter Theil. am ſchwereſten vnd weiteſten hinaußfaͤllt/ von dem Leichtern vnd Geringern/ welches zuruͤck am naͤhſten bey der leichten Sprew bleibt/ zu ſcheiden. Welches ihn die Erfah- rung vnd langer Zeit uͤbung gut vnd nohtwendig zu ſeyn gelehret hat. Welches der Chymicus in ſeiner Metall-Arbeit auch in Acht nehmen ſolte: Dann ein Metall deß andern Acker ſeyn kan/ darinn es verfaulet/ vnd einen andern vnd beſſern Leib darauß an ſich nimmet: wann ſolches geſchehen/ er auch den neuen Leib von den fecibus, auß welchen er ſich colligiret vnd formiret hat/ davon zu ſcheiden/ vnd das Beſte/ nemlich das Schwerſte/ von den leichten Spreuern/ durch deß Vulcani Wurffſchauffel zu ſe- pariren/ Verſtand habe. Welche beyderſeits Verbeſſerung allein die vorhergehende Faͤulnuͤß oder Zunichtsmachung der Leiber verurſachet. Eine Baͤuerin/ wann ſie den beſten vnd reinſten Theil/ als die Butter/ von dem groͤbern/ als Waſſer vnd Kaͤß/ ſchei- den wil/ ſo ſetzt ſie dieſelbe an einen warmen vnd ſtillen Ort/ auff daß ſich der beſſere Theil oben auff/ vnd der geringere vnter ſich begeben koͤnne/ welche Theile ſie dann voneinan- der ſcheidet; vnd weil der beſſere Theil noch nicht gantz rein/ braucht ſie ihre Kunſt wei- ters/ vnd thut den Raam in ein beſonder Faß/ darinn ſie denſelben ſo lang beweget vnd vntereinander klaͤppert/ biß eine Scheidung geſchehen/ vnd ſich wieder das Reinere von dem Vnreinern ſepariret hat; welches dann Butter auß Milch gemacht heiſſt. Wann nun die Baͤuerin ihre Hand vnd Kunſt nicht darzu gethan/ es haͤtte auß der Milch/ wie lang ſie auch geſtanden/ keine Butter werden koͤnnen. Vnd wañ ſolches nicht ſo bekand vnd gemein waͤre/ wer wolte glauben/ daß Butter in der Milch waͤre. Vnd geſchiehet allhier ſolche Scheidung der Butter von der Waͤſſerigkeit allein wegen der ſchnellen Bewegung/ dadurch ſich die Milch erwaͤrmet; vnd wann es ſich bißweilen nicht ſcheiden wil/ ſo gieſſen ſie warm Waſſer darzu/ welches ſo wol wegen der Naͤſſe geſchiehet/ die ſich mit der andern/ welche in der Milch iſt/ vermiſchet/ vnd zu der Scheidung befoͤrdert/ als durch ſeine Waͤrme/ welche der agitation zu huͤlff koͤm̃t/ vnd die Waͤrme vermehret/ dadurch die Scheidung deſto eher folge. Daß dieſes grobe Exempel/ wie es von den Vnwiſſenden moͤchte angeſehen wer- den/ nemlich das beſte Theil von der Milch zu ſcheiden/ allhier nicht vergeblich allegiret/ ſondern dadurch Anleitung gegeben/ wie auff dergleichen Weiſe auch auß den vnvoll- kommenen Metallen ihre guͤldiſche vnd ſilberiſche Milch/ oder beſſere Theil derſelbigen/ durch zuthun eines mineraliſchen warmen Waſſers/ vnd deß Feuers agitation zuwegen koͤnne gebracht werden/ wolle niemand zweiffeln. Gleich wie ſich das warme Waſſer/ wann es zu der Milch gethan wird/ mit der Waͤſſerigkeit die in derſelben iſt/ vermiſchet vnd ſolcher zu huͤlff koͤm̃t/ daß ſie dasjenige/ was ihr nicht gleich iſt/ als die Butter/ von ſich ſtoſſen moͤge; wie dann auch die Butter auß der Milch ohne agitation, ſondern allein durch zuthun deß Waſſers vnd zuſammenkochens zu ſcheiden/ nicht vnbekand iſt: Alſo auch auß den Metallen auff ſolche Weis/ wann ſie mit ihrem Waſſer lang bey dem Feuer gekocht werden/ ihr beſter Theil kan geſchieden werden: Dann weiln ſolche an ſich ſelber compacte corpora ſind/ vnd im Fluß (ob ſie ſchon noch ſo lang drinn erhalten wuͤr- D d d 3

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Zitationshilfe: Glauber, Johann Rudolph: Philosophi & Medici Celeberrimi Opera Chymica. Frankfurt (Main), 1658, S. 397. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glauber_opera01_1658/431>, abgerufen am 24.11.2024.