einen schwimmenden fetten Saft im Wasser aufsprü- tzen sehen.
Ich muß gestehen, daß sich bey Betrachtung solcher Erscheinungen, und bey Ueberlegung so vieler übereinstimmenden Umstände der Befruchtung, in der That viele Spuren von Aehnlichkeit und noch größere Gründe vor die Gleichheit der Generation zwischen denen Thieren und Pflanzen finden, sogar daß hitzige Naturforscher Mühe haben, ihre Ver- muthungen von gewissen Wahrheiten zu unterschei- den. Indessen werde ich ganz aufrichtig hier das- jenige vorlegen, und mit einigen gegründeten Muthmaßungen unterstützen, was mir bey mei- nen Versuchen vorgekommen ist. Vielleicht wer- den diese die Meynungen, welche andere von der Befruchtung und dem befruchtenden Blumenstaube schon vor mir, oder mit mir zugleich gehabt, ent- weder in größeres Licht setzen, oder doch wenigstens die dabey vorkommenden Uebereilungen und Schwierigkeiten mehr und mehr entdecken. Denn was ist wohl bey einigen Gelehrten leichter, oder vielmehr gewöhnlicher, als sich bey dergleichen Ver- suchen im Observiren und Schließen zu übereilen, und aus Vergnügen über eine ungewöhnliche Neuigkeit Vermuthungen mit Wahrheiten zu ver- wechseln.
Die eigentliche Befruchtung des Ovarii, wel- ches bey den Pflanzen durch den Blumenstaub in ihren Blumen geschiehet, ist eine Sache, die die
Natur-
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einen ſchwimmenden fetten Saft im Waſſer aufſpruͤ- tzen ſehen.
Ich muß geſtehen, daß ſich bey Betrachtung ſolcher Erſcheinungen, und bey Ueberlegung ſo vieler uͤbereinſtimmenden Umſtaͤnde der Befruchtung, in der That viele Spuren von Aehnlichkeit und noch groͤßere Gruͤnde vor die Gleichheit der Generation zwiſchen denen Thieren und Pflanzen finden, ſogar daß hitzige Naturforſcher Muͤhe haben, ihre Ver- muthungen von gewiſſen Wahrheiten zu unterſchei- den. Indeſſen werde ich ganz aufrichtig hier das- jenige vorlegen, und mit einigen gegruͤndeten Muthmaßungen unterſtuͤtzen, was mir bey mei- nen Verſuchen vorgekommen iſt. Vielleicht wer- den dieſe die Meynungen, welche andere von der Befruchtung und dem befruchtenden Blumenſtaube ſchon vor mir, oder mit mir zugleich gehabt, ent- weder in groͤßeres Licht ſetzen, oder doch wenigſtens die dabey vorkommenden Uebereilungen und Schwierigkeiten mehr und mehr entdecken. Denn was iſt wohl bey einigen Gelehrten leichter, oder vielmehr gewoͤhnlicher, als ſich bey dergleichen Ver- ſuchen im Obſerviren und Schließen zu uͤbereilen, und aus Vergnuͤgen uͤber eine ungewoͤhnliche Neuigkeit Vermuthungen mit Wahrheiten zu ver- wechſeln.
Die eigentliche Befruchtung des Ovarii, wel- ches bey den Pflanzen durch den Blumenſtaub in ihren Blumen geſchiehet, iſt eine Sache, die die
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einen ſchwimmenden fetten Saft im Waſſer aufſpruͤ-
tzen ſehen.
Ich muß geſtehen, daß ſich bey Betrachtung
ſolcher Erſcheinungen, und bey Ueberlegung ſo vieler
uͤbereinſtimmenden Umſtaͤnde der Befruchtung, in
der That viele Spuren von Aehnlichkeit und noch
groͤßere Gruͤnde vor die Gleichheit der Generation
zwiſchen denen Thieren und Pflanzen finden, ſogar
daß hitzige Naturforſcher Muͤhe haben, ihre Ver-
muthungen von gewiſſen Wahrheiten zu unterſchei-
den. Indeſſen werde ich ganz aufrichtig hier das-
jenige vorlegen, und mit einigen gegruͤndeten
Muthmaßungen unterſtuͤtzen, was mir bey mei-
nen Verſuchen vorgekommen iſt. Vielleicht wer-
den dieſe die Meynungen, welche andere von der
Befruchtung und dem befruchtenden Blumenſtaube
ſchon vor mir, oder mit mir zugleich gehabt, ent-
weder in groͤßeres Licht ſetzen, oder doch wenigſtens
die dabey vorkommenden Uebereilungen und
Schwierigkeiten mehr und mehr entdecken. Denn
was iſt wohl bey einigen Gelehrten leichter, oder
vielmehr gewoͤhnlicher, als ſich bey dergleichen Ver-
ſuchen im Obſerviren und Schließen zu uͤbereilen,
und aus Vergnuͤgen uͤber eine ungewoͤhnliche
Neuigkeit Vermuthungen mit Wahrheiten zu ver-
wechſeln.
Die eigentliche Befruchtung des Ovarii, wel-
ches bey den Pflanzen durch den Blumenſtaub in
ihren Blumen geſchiehet, iſt eine Sache, die die
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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische Abhandlungen. Bd. 1. Berlin, 1789, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen01_1789/17>, abgerufen am 16.07.2024.
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