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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische Abhandlungen. Bd. 1. Berlin, 1789.

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Da ich also in dieser Sache einige nicht unge-
gründete Beobachtungen vor mir habe, nach welcher
die Pflanzen durch Cultur in allerley Erdboden,
und durch verschiedene zufällige Umstände dahin
gebracht werden können, daß sie bald ihre ganzen
Blumen und Früchte, bald nur deren einzelne Theile,
gegen die sonst natürliche Proportion, sehr ansehnlich
vergrößern; da es auch ferner seine Richtigkeit hat,
daß einige Blumen 1) Wegen der porösen Textur
ihrer Pflanzen, 2) eines in ihnen überflüßigen kräf-
tigen Nahrungszweiges halber, 3) in einem sehr
fetten und wohltemperirten Boden, 4) insbeson-
dere, unter denen, welche sich in den besten Früh-
lingsmonaten öfnen, vielmehr als andre zu einer
Vergrößerung oder Extension geneigt sind; da man
endlich aus der Erfahrung noch dieses beyfügen
kann, daß Bäume welche sonst wegen Menge der
Blumen und Früchte dermaßen geschwächet wor-
den sind, daß sie kleinere Früchte getragen, sobald
ihnen zu rechter Zeit entweder das überflüßige Tra-
geholz genommen, oder die mehresten Blüthknospen
ausgebrochen werden, größere Früchte und neue
Zweige bringen: so frägt es sich, ob man ihnen
nicht durch Handgriffe in etwas zu Hülfe kommen
könnte, damit sie sich besonders im Ovario antheris
und dem Blumenstaube vergrößerten?

Da nun die Erfahrung gezeiget, daß dieses
unterweilen von selbst geschehe, so würde man durch
Versuche nach und nach vielleicht auf diejenigen

Spu-
B

Da ich alſo in dieſer Sache einige nicht unge-
gruͤndete Beobachtungen vor mir habe, nach welcher
die Pflanzen durch Cultur in allerley Erdboden,
und durch verſchiedene zufaͤllige Umſtaͤnde dahin
gebracht werden koͤnnen, daß ſie bald ihre ganzen
Blumen und Fruͤchte, bald nur deren einzelne Theile,
gegen die ſonſt natuͤrliche Proportion, ſehr anſehnlich
vergroͤßern; da es auch ferner ſeine Richtigkeit hat,
daß einige Blumen 1) Wegen der poroͤſen Textur
ihrer Pflanzen, 2) eines in ihnen uͤberfluͤßigen kraͤf-
tigen Nahrungszweiges halber, 3) in einem ſehr
fetten und wohltemperirten Boden, 4) insbeſon-
dere, unter denen, welche ſich in den beſten Fruͤh-
lingsmonaten oͤfnen, vielmehr als andre zu einer
Vergroͤßerung oder Extenſion geneigt ſind; da man
endlich aus der Erfahrung noch dieſes beyfuͤgen
kann, daß Baͤume welche ſonſt wegen Menge der
Blumen und Fruͤchte dermaßen geſchwaͤchet wor-
den ſind, daß ſie kleinere Fruͤchte getragen, ſobald
ihnen zu rechter Zeit entweder das uͤberfluͤßige Tra-
geholz genommen, oder die mehreſten Bluͤthknospen
ausgebrochen werden, groͤßere Fruͤchte und neue
Zweige bringen: ſo fraͤgt es ſich, ob man ihnen
nicht durch Handgriffe in etwas zu Huͤlfe kommen
koͤnnte, damit ſie ſich beſonders im Ovario antheris
und dem Blumenſtaube vergroͤßerten?

Da nun die Erfahrung gezeiget, daß dieſes
unterweilen von ſelbſt geſchehe, ſo wuͤrde man durch
Verſuche nach und nach vielleicht auf diejenigen

Spu-
B
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[17/0029] Da ich alſo in dieſer Sache einige nicht unge- gruͤndete Beobachtungen vor mir habe, nach welcher die Pflanzen durch Cultur in allerley Erdboden, und durch verſchiedene zufaͤllige Umſtaͤnde dahin gebracht werden koͤnnen, daß ſie bald ihre ganzen Blumen und Fruͤchte, bald nur deren einzelne Theile, gegen die ſonſt natuͤrliche Proportion, ſehr anſehnlich vergroͤßern; da es auch ferner ſeine Richtigkeit hat, daß einige Blumen 1) Wegen der poroͤſen Textur ihrer Pflanzen, 2) eines in ihnen uͤberfluͤßigen kraͤf- tigen Nahrungszweiges halber, 3) in einem ſehr fetten und wohltemperirten Boden, 4) insbeſon- dere, unter denen, welche ſich in den beſten Fruͤh- lingsmonaten oͤfnen, vielmehr als andre zu einer Vergroͤßerung oder Extenſion geneigt ſind; da man endlich aus der Erfahrung noch dieſes beyfuͤgen kann, daß Baͤume welche ſonſt wegen Menge der Blumen und Fruͤchte dermaßen geſchwaͤchet wor- den ſind, daß ſie kleinere Fruͤchte getragen, ſobald ihnen zu rechter Zeit entweder das uͤberfluͤßige Tra- geholz genommen, oder die mehreſten Bluͤthknospen ausgebrochen werden, groͤßere Fruͤchte und neue Zweige bringen: ſo fraͤgt es ſich, ob man ihnen nicht durch Handgriffe in etwas zu Huͤlfe kommen koͤnnte, damit ſie ſich beſonders im Ovario antheris und dem Blumenſtaube vergroͤßerten? Da nun die Erfahrung gezeiget, daß dieſes unterweilen von ſelbſt geſchehe, ſo wuͤrde man durch Verſuche nach und nach vielleicht auf diejenigen Spu- B

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Zitationshilfe: Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische Abhandlungen. Bd. 1. Berlin, 1789, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen01_1789/29>, abgerufen am 23.11.2024.