Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische Abhandlungen. Bd. 1. Berlin, 1789.

Bild:
<< vorherige Seite

andern Saamen oder Pflanzen eben so rein nicht
machen, auch selten so lufttrocken gebrauchen, als
es eigentlich seyn müßte. Die wilden Thiere und
einige Vögel machen ihre Lager und Nester davon,
und wer weiß nicht, daß gewisse Erdbewohner ihre
Ruhe darauf nehmen.

Wenn nun ein solcher eingesammleter Moos
hernach, über kurz oder lang, zum Einpacken ande-
rer Gewächse beym Versenden gebraucht wird, da
er einige Zeit, in Schachteln und Kasten enger zu-
sammengepreßt liegen muß, so ziehet er ganz von
neuen Feuchtigkeit an, die er sowohl aus der Luft,
als bey einer langwierigen Versendung von 14 Ta-
gen bis 3 oder 4 Wochen von Regen in sich nimmt,
welche diejenige noch vermehret, so er bereits aus
dem darinnen liegenden frischen Gewächsen enthält.
Die noch mit weniger Erde umgebenen Wurzeln
solcher Gewächse, verlängern sich alsdann gar leicht
überall in den Moos, und spinnen denselben zuletzt
in feste Klumpen zusammen, daß man davon ein
feines netzförmiges Gewebe durch und durch ge-
wahr wird.

Dieser Zufall ist mir vor 27 Jahren bereits
mit einer Schachtel voll Nelkenpflanzen begegnet,
welche von Nürnberg nach Leipzig etwas länger un-
ter Weges war, als es seyn sollte: vor nunmehro
22 Jahren aber, mit einem Pisang, (Musa) die
mir von Wien nach der Trebnitz geschickt wurde.
Beyde Vorfälle, und die ich seit 1729 mit andern

in
F 4

andern Saamen oder Pflanzen eben ſo rein nicht
machen, auch ſelten ſo lufttrocken gebrauchen, als
es eigentlich ſeyn muͤßte. Die wilden Thiere und
einige Voͤgel machen ihre Lager und Neſter davon,
und wer weiß nicht, daß gewiſſe Erdbewohner ihre
Ruhe darauf nehmen.

Wenn nun ein ſolcher eingeſammleter Moos
hernach, uͤber kurz oder lang, zum Einpacken ande-
rer Gewaͤchſe beym Verſenden gebraucht wird, da
er einige Zeit, in Schachteln und Kaſten enger zu-
ſammengepreßt liegen muß, ſo ziehet er ganz von
neuen Feuchtigkeit an, die er ſowohl aus der Luft,
als bey einer langwierigen Verſendung von 14 Ta-
gen bis 3 oder 4 Wochen von Regen in ſich nimmt,
welche diejenige noch vermehret, ſo er bereits aus
dem darinnen liegenden friſchen Gewaͤchſen enthaͤlt.
Die noch mit weniger Erde umgebenen Wurzeln
ſolcher Gewaͤchſe, verlaͤngern ſich alsdann gar leicht
uͤberall in den Moos, und ſpinnen denſelben zuletzt
in feſte Klumpen zuſammen, daß man davon ein
feines netzfoͤrmiges Gewebe durch und durch ge-
wahr wird.

Dieſer Zufall iſt mir vor 27 Jahren bereits
mit einer Schachtel voll Nelkenpflanzen begegnet,
welche von Nuͤrnberg nach Leipzig etwas laͤnger un-
ter Weges war, als es ſeyn ſollte: vor nunmehro
22 Jahren aber, mit einem Piſang, (Muſa) die
mir von Wien nach der Trebnitz geſchickt wurde.
Beyde Vorfaͤlle, und die ich ſeit 1729 mit andern

in
F 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0099" n="87"/>
andern Saamen oder Pflanzen eben &#x017F;o rein nicht<lb/>
machen, auch &#x017F;elten &#x017F;o lufttrocken gebrauchen, als<lb/>
es eigentlich &#x017F;eyn mu&#x0364;ßte. Die wilden Thiere und<lb/>
einige Vo&#x0364;gel machen ihre Lager und Ne&#x017F;ter davon,<lb/>
und wer weiß nicht, daß gewi&#x017F;&#x017F;e Erdbewohner ihre<lb/>
Ruhe darauf nehmen.</p><lb/>
        <p>Wenn nun ein &#x017F;olcher einge&#x017F;ammleter Moos<lb/>
hernach, u&#x0364;ber kurz oder lang, zum Einpacken ande-<lb/>
rer Gewa&#x0364;ch&#x017F;e beym Ver&#x017F;enden gebraucht wird, da<lb/>
er einige Zeit, in Schachteln und Ka&#x017F;ten enger zu-<lb/>
&#x017F;ammengepreßt liegen muß, &#x017F;o ziehet er ganz von<lb/>
neuen Feuchtigkeit an, die er &#x017F;owohl aus der Luft,<lb/>
als bey einer langwierigen Ver&#x017F;endung von 14 Ta-<lb/>
gen bis 3 oder 4 Wochen von Regen in &#x017F;ich nimmt,<lb/>
welche diejenige noch vermehret, &#x017F;o er bereits aus<lb/>
dem darinnen liegenden fri&#x017F;chen Gewa&#x0364;ch&#x017F;en entha&#x0364;lt.<lb/>
Die noch mit weniger Erde umgebenen Wurzeln<lb/>
&#x017F;olcher Gewa&#x0364;ch&#x017F;e, verla&#x0364;ngern &#x017F;ich alsdann gar leicht<lb/>
u&#x0364;berall in den Moos, und &#x017F;pinnen den&#x017F;elben zuletzt<lb/>
in fe&#x017F;te Klumpen zu&#x017F;ammen, daß man davon ein<lb/>
feines netzfo&#x0364;rmiges Gewebe durch und durch ge-<lb/>
wahr wird.</p><lb/>
        <p>Die&#x017F;er Zufall i&#x017F;t mir vor 27 Jahren bereits<lb/>
mit einer Schachtel voll Nelkenpflanzen begegnet,<lb/>
welche von Nu&#x0364;rnberg nach Leipzig etwas la&#x0364;nger un-<lb/>
ter Weges war, als es &#x017F;eyn &#x017F;ollte: vor nunmehro<lb/>
22 Jahren aber, mit einem Pi&#x017F;ang, (<hi rendition="#aq">Mu&#x017F;a</hi>) die<lb/>
mir von Wien nach der Trebnitz ge&#x017F;chickt wurde.<lb/>
Beyde Vorfa&#x0364;lle, und die ich &#x017F;eit 1729 mit andern<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">F 4</fw><fw place="bottom" type="catch">in</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[87/0099] andern Saamen oder Pflanzen eben ſo rein nicht machen, auch ſelten ſo lufttrocken gebrauchen, als es eigentlich ſeyn muͤßte. Die wilden Thiere und einige Voͤgel machen ihre Lager und Neſter davon, und wer weiß nicht, daß gewiſſe Erdbewohner ihre Ruhe darauf nehmen. Wenn nun ein ſolcher eingeſammleter Moos hernach, uͤber kurz oder lang, zum Einpacken ande- rer Gewaͤchſe beym Verſenden gebraucht wird, da er einige Zeit, in Schachteln und Kaſten enger zu- ſammengepreßt liegen muß, ſo ziehet er ganz von neuen Feuchtigkeit an, die er ſowohl aus der Luft, als bey einer langwierigen Verſendung von 14 Ta- gen bis 3 oder 4 Wochen von Regen in ſich nimmt, welche diejenige noch vermehret, ſo er bereits aus dem darinnen liegenden friſchen Gewaͤchſen enthaͤlt. Die noch mit weniger Erde umgebenen Wurzeln ſolcher Gewaͤchſe, verlaͤngern ſich alsdann gar leicht uͤberall in den Moos, und ſpinnen denſelben zuletzt in feſte Klumpen zuſammen, daß man davon ein feines netzfoͤrmiges Gewebe durch und durch ge- wahr wird. Dieſer Zufall iſt mir vor 27 Jahren bereits mit einer Schachtel voll Nelkenpflanzen begegnet, welche von Nuͤrnberg nach Leipzig etwas laͤnger un- ter Weges war, als es ſeyn ſollte: vor nunmehro 22 Jahren aber, mit einem Piſang, (Muſa) die mir von Wien nach der Trebnitz geſchickt wurde. Beyde Vorfaͤlle, und die ich ſeit 1729 mit andern in F 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen01_1789
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen01_1789/99
Zitationshilfe: Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische Abhandlungen. Bd. 1. Berlin, 1789, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen01_1789/99>, abgerufen am 23.11.2024.