Alle diese und dergleichen Umstände haben nach der gemeinen Erfahrung überhaupt zwar ihre Gewißheit, allein auch das ist gewiß, daß alle und jede Gewächsarten ihren natürlichen Stand haben und behaupten, in welchen sie ihre natürlichen Ei- genschaften und Güte entweder ohne alle oder doch mit einer sehr geringen Abänderung beybehalten, nach welchen man sie zu nutzen gewohnt ist. So richtig solches also ist, so giebt es auch verschiedene Gewächse und deren Grasarten, welche zugleich ih- ren Stand in verschiedenem Grunde und Boden haben, nehmen und behalten; doch wenn der Stand ihnen natürlich ist, so erhalten sie sich, im Gegentheil werden sie schlechter, und halten darin- nen gar nicht, oder doch nicht lange aus.
Denn daß die Gewächse nach einer gewissen Zeit und Dauer ihre Standplätze wirklich verän- dern und verändern müssen, ergiebt sich klar aus ihrer beständigen Wanderung, die einem erfahrnen Naturforscher bekannt genug ist, und deren sich die Natur, wie bey den Thieren, zur Unterhaltung des beständigen, schlechten und nothwendigen Abganges, in ihrer Haushaltungsordnung bedienen muß; da indessen den Gewächsen das Vermögen, sich aus ei- nem Orte in den andern willkührlich zu begeben, (als überflüßig bey diesen Uhrkörpern) versagt ist, so geschiehet ihre Wanderung durch die Saamen und Früchte. Die Mittel dazu sind Wasser und Winde,
Stür-
Alle dieſe und dergleichen Umſtaͤnde haben nach der gemeinen Erfahrung uͤberhaupt zwar ihre Gewißheit, allein auch das iſt gewiß, daß alle und jede Gewaͤchsarten ihren natuͤrlichen Stand haben und behaupten, in welchen ſie ihre natuͤrlichen Ei- genſchaften und Guͤte entweder ohne alle oder doch mit einer ſehr geringen Abaͤnderung beybehalten, nach welchen man ſie zu nutzen gewohnt iſt. So richtig ſolches alſo iſt, ſo giebt es auch verſchiedene Gewaͤchſe und deren Grasarten, welche zugleich ih- ren Stand in verſchiedenem Grunde und Boden haben, nehmen und behalten; doch wenn der Stand ihnen natuͤrlich iſt, ſo erhalten ſie ſich, im Gegentheil werden ſie ſchlechter, und halten darin- nen gar nicht, oder doch nicht lange aus.
Denn daß die Gewaͤchſe nach einer gewiſſen Zeit und Dauer ihre Standplaͤtze wirklich veraͤn- dern und veraͤndern muͤſſen, ergiebt ſich klar aus ihrer beſtaͤndigen Wanderung, die einem erfahrnen Naturforſcher bekannt genug iſt, und deren ſich die Natur, wie bey den Thieren, zur Unterhaltung des beſtaͤndigen, ſchlechten und nothwendigen Abganges, in ihrer Haushaltungsordnung bedienen muß; da indeſſen den Gewaͤchſen das Vermoͤgen, ſich aus ei- nem Orte in den andern willkuͤhrlich zu begeben, (als uͤberfluͤßig bey dieſen Uhrkoͤrpern) verſagt iſt, ſo geſchiehet ihre Wanderung durch die Saamen und Fruͤchte. Die Mittel dazu ſind Waſſer und Winde,
Stuͤr-
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0156"n="146"/><p>Alle dieſe und dergleichen Umſtaͤnde haben<lb/>
nach der gemeinen Erfahrung uͤberhaupt zwar ihre<lb/>
Gewißheit, allein auch das iſt gewiß, daß alle und<lb/>
jede Gewaͤchsarten ihren natuͤrlichen Stand haben<lb/>
und behaupten, in welchen ſie ihre natuͤrlichen Ei-<lb/>
genſchaften und Guͤte entweder ohne alle oder doch<lb/>
mit einer ſehr geringen Abaͤnderung beybehalten,<lb/>
nach welchen man ſie zu nutzen gewohnt iſt. So<lb/>
richtig ſolches alſo iſt, ſo giebt es auch verſchiedene<lb/>
Gewaͤchſe und deren Grasarten, welche zugleich ih-<lb/>
ren Stand in verſchiedenem Grunde und Boden<lb/>
haben, nehmen und behalten; doch wenn der<lb/>
Stand ihnen natuͤrlich iſt, ſo erhalten ſie ſich, im<lb/>
Gegentheil werden ſie ſchlechter, und halten darin-<lb/>
nen gar nicht, oder doch nicht lange aus.</p><lb/><p>Denn daß die Gewaͤchſe nach einer gewiſſen<lb/>
Zeit und Dauer ihre Standplaͤtze wirklich veraͤn-<lb/>
dern und veraͤndern muͤſſen, ergiebt ſich klar aus<lb/>
ihrer beſtaͤndigen Wanderung, die einem erfahrnen<lb/>
Naturforſcher bekannt genug iſt, und deren ſich die<lb/>
Natur, wie bey den Thieren, zur Unterhaltung des<lb/>
beſtaͤndigen, ſchlechten und nothwendigen Abganges,<lb/>
in ihrer Haushaltungsordnung bedienen muß; da<lb/>
indeſſen den Gewaͤchſen das Vermoͤgen, ſich aus ei-<lb/>
nem Orte in den andern willkuͤhrlich zu begeben, (als<lb/>
uͤberfluͤßig bey dieſen Uhrkoͤrpern) verſagt iſt, ſo<lb/>
geſchiehet ihre Wanderung durch die Saamen und<lb/>
Fruͤchte. Die Mittel dazu ſind Waſſer und Winde,<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Stuͤr-</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[146/0156]
Alle dieſe und dergleichen Umſtaͤnde haben
nach der gemeinen Erfahrung uͤberhaupt zwar ihre
Gewißheit, allein auch das iſt gewiß, daß alle und
jede Gewaͤchsarten ihren natuͤrlichen Stand haben
und behaupten, in welchen ſie ihre natuͤrlichen Ei-
genſchaften und Guͤte entweder ohne alle oder doch
mit einer ſehr geringen Abaͤnderung beybehalten,
nach welchen man ſie zu nutzen gewohnt iſt. So
richtig ſolches alſo iſt, ſo giebt es auch verſchiedene
Gewaͤchſe und deren Grasarten, welche zugleich ih-
ren Stand in verſchiedenem Grunde und Boden
haben, nehmen und behalten; doch wenn der
Stand ihnen natuͤrlich iſt, ſo erhalten ſie ſich, im
Gegentheil werden ſie ſchlechter, und halten darin-
nen gar nicht, oder doch nicht lange aus.
Denn daß die Gewaͤchſe nach einer gewiſſen
Zeit und Dauer ihre Standplaͤtze wirklich veraͤn-
dern und veraͤndern muͤſſen, ergiebt ſich klar aus
ihrer beſtaͤndigen Wanderung, die einem erfahrnen
Naturforſcher bekannt genug iſt, und deren ſich die
Natur, wie bey den Thieren, zur Unterhaltung des
beſtaͤndigen, ſchlechten und nothwendigen Abganges,
in ihrer Haushaltungsordnung bedienen muß; da
indeſſen den Gewaͤchſen das Vermoͤgen, ſich aus ei-
nem Orte in den andern willkuͤhrlich zu begeben, (als
uͤberfluͤßig bey dieſen Uhrkoͤrpern) verſagt iſt, ſo
geſchiehet ihre Wanderung durch die Saamen und
Fruͤchte. Die Mittel dazu ſind Waſſer und Winde,
Stuͤr-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 2. Berlin, 1789, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen02_1789/156>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.