Art mehr verhindert wird. Sonst ist bey der übri- gen Kultur noch besonders zu beobachten, daß man diese Art Weiden nicht, wie die andern Gattun- gen, in gewissen Jahren behauen dürfe, weil ihre Nutzung nicht sowohl in Ruthen und Holz, sondern blos in der darauf wachsenden Wolle bestehet. Die neu anwachsenden Aeste sind gemeiniglich erst im dritten Jahre fähig, Wollenähren zu tragen, wes- halb man hierbey hauptsächlich auf die Conservation und Pflege der Aeste zu sehen hat, wofern man sich nicht muthwillig einer reichlichen Wollensammlung verlustig machen will.
Nach Verschiedenheit der Lage der Oerter und der Witterung, reifen die Wollenzäpfchen in Schlesien gegen Ende des Augustmonats, und auch wohl erst im Herbstmond. Hierbey ist eine sorgfältige Aufmerksamkeit anzuwenden. Die Aehren bleiben in der besten Reife grün, und die daran hängenden Fruchtbehältnisse pflegen, wenn sie reifen, dergestalt von einander aufzuspringen, daß die Wolle heraustritt; bis dahin ist bey der Wollensammlung selten zu warten, weil sonst zu viel von diesem nutzbaren Material verloren gienge, welches ebenfalls geschiehet, wenn Sonnenhitze und Winde das Stielchen zu sehr vertrocknen, mithin die Aehre abzufallen nöthigen, da denn überdies das Abfallen und das überständige Reifen der Wolle selbst an ihrer Substanz und Feine Schaden macht; übereilt man sich hingegen mit der Samm-
lung,
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Art mehr verhindert wird. Sonſt iſt bey der uͤbri- gen Kultur noch beſonders zu beobachten, daß man dieſe Art Weiden nicht, wie die andern Gattun- gen, in gewiſſen Jahren behauen duͤrfe, weil ihre Nutzung nicht ſowohl in Ruthen und Holz, ſondern blos in der darauf wachſenden Wolle beſtehet. Die neu anwachſenden Aeſte ſind gemeiniglich erſt im dritten Jahre faͤhig, Wollenaͤhren zu tragen, wes- halb man hierbey hauptſaͤchlich auf die Conſervation und Pflege der Aeſte zu ſehen hat, wofern man ſich nicht muthwillig einer reichlichen Wollenſammlung verluſtig machen will.
Nach Verſchiedenheit der Lage der Oerter und der Witterung, reifen die Wollenzaͤpfchen in Schleſien gegen Ende des Auguſtmonats, und auch wohl erſt im Herbſtmond. Hierbey iſt eine ſorgfaͤltige Aufmerkſamkeit anzuwenden. Die Aehren bleiben in der beſten Reife gruͤn, und die daran haͤngenden Fruchtbehaͤltniſſe pflegen, wenn ſie reifen, dergeſtalt von einander aufzuſpringen, daß die Wolle heraustritt; bis dahin iſt bey der Wollenſammlung ſelten zu warten, weil ſonſt zu viel von dieſem nutzbaren Material verloren gienge, welches ebenfalls geſchiehet, wenn Sonnenhitze und Winde das Stielchen zu ſehr vertrocknen, mithin die Aehre abzufallen noͤthigen, da denn uͤberdies das Abfallen und das uͤberſtaͤndige Reifen der Wolle ſelbſt an ihrer Subſtanz und Feine Schaden macht; uͤbereilt man ſich hingegen mit der Samm-
lung,
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[217[215]/0225]
Art mehr verhindert wird. Sonſt iſt bey der uͤbri-
gen Kultur noch beſonders zu beobachten, daß
man dieſe Art Weiden nicht, wie die andern Gattun-
gen, in gewiſſen Jahren behauen duͤrfe, weil ihre
Nutzung nicht ſowohl in Ruthen und Holz, ſondern
blos in der darauf wachſenden Wolle beſtehet. Die
neu anwachſenden Aeſte ſind gemeiniglich erſt im
dritten Jahre faͤhig, Wollenaͤhren zu tragen, wes-
halb man hierbey hauptſaͤchlich auf die Conſervation
und Pflege der Aeſte zu ſehen hat, wofern man ſich
nicht muthwillig einer reichlichen Wollenſammlung
verluſtig machen will.
Nach Verſchiedenheit der Lage der Oerter
und der Witterung, reifen die Wollenzaͤpfchen in
Schleſien gegen Ende des Auguſtmonats, und
auch wohl erſt im Herbſtmond. Hierbey iſt eine
ſorgfaͤltige Aufmerkſamkeit anzuwenden. Die
Aehren bleiben in der beſten Reife gruͤn, und die
daran haͤngenden Fruchtbehaͤltniſſe pflegen, wenn
ſie reifen, dergeſtalt von einander aufzuſpringen,
daß die Wolle heraustritt; bis dahin iſt bey der
Wollenſammlung ſelten zu warten, weil ſonſt zu
viel von dieſem nutzbaren Material verloren gienge,
welches ebenfalls geſchiehet, wenn Sonnenhitze und
Winde das Stielchen zu ſehr vertrocknen, mithin
die Aehre abzufallen noͤthigen, da denn uͤberdies
das Abfallen und das uͤberſtaͤndige Reifen der
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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 2. Berlin, 1789, S. 217[215]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen02_1789/225>, abgerufen am 21.11.2024.
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