alten Codicis hergegangen seyn, wie es will, so ist sie doch schon im 5ten Jahrhunderte geschehen, und die ganze Fabelgeschichte, mit allen darinnen began- genen groben Fehlern, die sich noch aus viel ältern Zeiten herschreiben, muß doch wenigstens eben so alt seyn, als dieser Codex Dioscorideanus wirklich seyn kann, welche Zeit beträchtlich genug ist.
Die Entdeckung der Verfertigung der verschie- denen Alraunenbilder, aus der Wurzel der Man- dragora, der Kletten, Rohr, Angeliken und an- derer Wurzeln mehr, ist durch die Erfahrung hin- reichend bestätiget. Man verkauft dergleichen noch am Harze, in Niedersachsen, in den Handelstädten und in Pohlen unter der Hand, oder läßt sie auch in Kästgen und Schachteln vor Geld sehen, die mit einer Glasscheibe belegt sind, unter denen ich selbst verschiedene sehr lächerliche und mit Fratzengesich- tern versehene wahrgenommen haben. Wäre hier der Ort, darüber weitläuftig zu seyn, so würde ich aus der Geschichte der Alrunen und Alruner unter verschiedenen alten Völkern vieles anführen können, dessen mich Thomasius, Holzbaum, Deu- sing, Fromm, Keiller und Celsius in seiner Hie- rototane, ingleichen die alte Völkergeschichte selbst völlig überheben. Nur will ich hier noch den Sa- muel Schmid anführen, welcher Commentatio- nem Epistolicam ad Rothium de Alrunis Germano- rum geschrieben, in welcher er zugleich de foeminis et imagunculis sacris handelt, und dabey diejenige
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alten Codicis hergegangen ſeyn, wie es will, ſo iſt ſie doch ſchon im 5ten Jahrhunderte geſchehen, und die ganze Fabelgeſchichte, mit allen darinnen began- genen groben Fehlern, die ſich noch aus viel aͤltern Zeiten herſchreiben, muß doch wenigſtens eben ſo alt ſeyn, als dieſer Codex Dioſcorideanus wirklich ſeyn kann, welche Zeit betraͤchtlich genug iſt.
Die Entdeckung der Verfertigung der verſchie- denen Alraunenbilder, aus der Wurzel der Man- dragora, der Kletten, Rohr, Angeliken und an- derer Wurzeln mehr, iſt durch die Erfahrung hin- reichend beſtaͤtiget. Man verkauft dergleichen noch am Harze, in Niederſachſen, in den Handelſtaͤdten und in Pohlen unter der Hand, oder laͤßt ſie auch in Kaͤſtgen und Schachteln vor Geld ſehen, die mit einer Glasſcheibe belegt ſind, unter denen ich ſelbſt verſchiedene ſehr laͤcherliche und mit Fratzengeſich- tern verſehene wahrgenommen haben. Waͤre hier der Ort, daruͤber weitlaͤuftig zu ſeyn, ſo wuͤrde ich aus der Geſchichte der Alrunen und Alruner unter verſchiedenen alten Voͤlkern vieles anfuͤhren koͤnnen, deſſen mich Thomaſius, Holzbaum, Deu- ſing, Fromm, Keiller und Celſius in ſeiner Hie- rototane, ingleichen die alte Voͤlkergeſchichte ſelbſt voͤllig uͤberheben. Nur will ich hier noch den Sa- muel Schmid anfuͤhren, welcher Commentatio- nem Epiſtolicam ad Rothium de Alrunis Germano- rum geſchrieben, in welcher er zugleich de foeminis et imagunculis ſacris handelt, und dabey diejenige
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[41/0051]
alten Codicis hergegangen ſeyn, wie es will, ſo iſt
ſie doch ſchon im 5ten Jahrhunderte geſchehen, und
die ganze Fabelgeſchichte, mit allen darinnen began-
genen groben Fehlern, die ſich noch aus viel aͤltern
Zeiten herſchreiben, muß doch wenigſtens eben ſo
alt ſeyn, als dieſer Codex Dioſcorideanus wirklich ſeyn
kann, welche Zeit betraͤchtlich genug iſt.
Die Entdeckung der Verfertigung der verſchie-
denen Alraunenbilder, aus der Wurzel der Man-
dragora, der Kletten, Rohr, Angeliken und an-
derer Wurzeln mehr, iſt durch die Erfahrung hin-
reichend beſtaͤtiget. Man verkauft dergleichen noch
am Harze, in Niederſachſen, in den Handelſtaͤdten
und in Pohlen unter der Hand, oder laͤßt ſie auch
in Kaͤſtgen und Schachteln vor Geld ſehen, die mit
einer Glasſcheibe belegt ſind, unter denen ich ſelbſt
verſchiedene ſehr laͤcherliche und mit Fratzengeſich-
tern verſehene wahrgenommen haben. Waͤre hier
der Ort, daruͤber weitlaͤuftig zu ſeyn, ſo wuͤrde ich
aus der Geſchichte der Alrunen und Alruner
unter verſchiedenen alten Voͤlkern vieles anfuͤhren
koͤnnen, deſſen mich Thomaſius, Holzbaum, Deu-
ſing, Fromm, Keiller und Celſius in ſeiner Hie-
rototane, ingleichen die alte Voͤlkergeſchichte ſelbſt
voͤllig uͤberheben. Nur will ich hier noch den Sa-
muel Schmid anfuͤhren, welcher Commentatio-
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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 2. Berlin, 1789, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen02_1789/51>, abgerufen am 24.11.2024.
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