Geduld genug hätte, sie von ihrer nutzbaren Seite besser kennen zu lernen. Es ist also um Nutzens und Schadens halber schlechterdings nöthig, die Waldungen überhaupt besser zu kennen, als man thut, das ist, zu wissen,
1. Worans ein Forst bestehe.
2. Alles, was zum Nutzen oder Schaden darin- nen befindlich ist.
3. Alles das zu wissen, was nach wahren öko- nomischen Gründen, bey denen Nutzungs- und Unterhaltungsgeschäften, in und durch die Waldungen zu bewirken möglich ist.
wotauf könnte sich sonst eine ordentliche Forstwirth- schaft sicherer gründen?
Wir wollen indessen voraussetzen, daß es mit der Nutzung und Unterhaltung von etlichen Haupt- produkten seine Richtigkeit habe, so müssen doch alle Nebennutzungen in der Reihe, in welcher sie der Zeit nach und dem Alter und Zustande der Forsten folgen und zu unsern Geschäften werden können, wohl in Acht genommen werden, da sie ausserdem niemahls eben zu gleicher Zeit gegenwärtig sind. Denn es ist in der Vernunft sowohl, als den ökonomischen Erfah- rungen gegründet, daß man alle Grundstücken bey einer guten Unterhaltung so hoch, als möglich, nutzen solle. Dieses aber geschiehet alsdenn nicht gehörig, wenn man aus einem gewissen Theile seiner eigenen Produkte Vortheile zu ziehen versäumet, die sich doch selbst darbiethen.
Ge-
Geduld genug haͤtte, ſie von ihrer nutzbaren Seite beſſer kennen zu lernen. Es iſt alſo um Nutzens und Schadens halber ſchlechterdings noͤthig, die Waldungen uͤberhaupt beſſer zu kennen, als man thut, das iſt, zu wiſſen,
1. Worans ein Forſt beſtehe.
2. Alles, was zum Nutzen oder Schaden darin- nen befindlich iſt.
3. Alles das zu wiſſen, was nach wahren oͤko- nomiſchen Gruͤnden, bey denen Nutzungs- und Unterhaltungsgeſchaͤften, in und durch die Waldungen zu bewirken moͤglich iſt.
wotauf koͤnnte ſich ſonſt eine ordentliche Forſtwirth- ſchaft ſicherer gruͤnden?
Wir wollen indeſſen vorausſetzen, daß es mit der Nutzung und Unterhaltung von etlichen Haupt- produkten ſeine Richtigkeit habe, ſo muͤſſen doch alle Nebennutzungen in der Reihe, in welcher ſie der Zeit nach und dem Alter und Zuſtande der Forſten folgen und zu unſern Geſchaͤften werden koͤnnen, wohl in Acht genommen werden, da ſie auſſerdem niemahls eben zu gleicher Zeit gegenwaͤrtig ſind. Denn es iſt in der Vernunft ſowohl, als den oͤkonomiſchen Erfah- rungen gegruͤndet, daß man alle Grundſtuͤcken bey einer guten Unterhaltung ſo hoch, als moͤglich, nutzen ſolle. Dieſes aber geſchiehet alsdenn nicht gehoͤrig, wenn man aus einem gewiſſen Theile ſeiner eigenen Produkte Vortheile zu ziehen verſaͤumet, die ſich doch ſelbſt darbiethen.
Ge-
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Geduld genug haͤtte, ſie von ihrer nutzbaren Seite<lb/>
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Geduld genug haͤtte, ſie von ihrer nutzbaren Seite
beſſer kennen zu lernen. Es iſt alſo um Nutzens
und Schadens halber ſchlechterdings noͤthig, die
Waldungen uͤberhaupt beſſer zu kennen, als man thut,
das iſt, zu wiſſen,
1. Worans ein Forſt beſtehe.
2. Alles, was zum Nutzen oder Schaden darin-
nen befindlich iſt.
3. Alles das zu wiſſen, was nach wahren oͤko-
nomiſchen Gruͤnden, bey denen Nutzungs-
und Unterhaltungsgeſchaͤften, in und durch
die Waldungen zu bewirken moͤglich iſt.
wotauf koͤnnte ſich ſonſt eine ordentliche Forſtwirth-
ſchaft ſicherer gruͤnden?
Wir wollen indeſſen vorausſetzen, daß es mit
der Nutzung und Unterhaltung von etlichen Haupt-
produkten ſeine Richtigkeit habe, ſo muͤſſen doch alle
Nebennutzungen in der Reihe, in welcher ſie der Zeit
nach und dem Alter und Zuſtande der Forſten folgen
und zu unſern Geſchaͤften werden koͤnnen, wohl in
Acht genommen werden, da ſie auſſerdem niemahls
eben zu gleicher Zeit gegenwaͤrtig ſind. Denn es iſt
in der Vernunft ſowohl, als den oͤkonomiſchen Erfah-
rungen gegruͤndet, daß man alle Grundſtuͤcken bey
einer guten Unterhaltung ſo hoch, als moͤglich, nutzen
ſolle. Dieſes aber geſchiehet alsdenn nicht gehoͤrig,
wenn man aus einem gewiſſen Theile ſeiner eigenen
Produkte Vortheile zu ziehen verſaͤumet, die ſich
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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 2. Berlin, 1789, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen02_1789/64>, abgerufen am 16.02.2025.
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