Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 3. Berlin, 1789.doch ihre Gipfel einbüßten, da sie von ihrem bisheri- Der natürliche Schluß war endlich bey der Be- In A 3
doch ihre Gipfel einbuͤßten, da ſie von ihrem bisheri- Der natuͤrliche Schluß war endlich bey der Be- In A 3
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0015" n="5"/> doch ihre Gipfel einbuͤßten, da ſie von ihrem bisheri-<lb/> gen Schutze entbloͤßet, jedem rauhen und heftigen<lb/> Winde, dem Glatteiſe und Schneegeſtoͤber ausge-<lb/> ſetzt waren. Und wie konnte man auf das Wieder-<lb/> wachſen derjenigen kleinen Baͤume rechnen, davon<lb/> man die duͤnnen Zweige, oder Haare in Waſen ge-<lb/> bunden hatte? Es ſchlagen ſolche, der Erfahrung<lb/> nach, nur ſparſam von neuem aus, die ausgebroche-<lb/> nen Zweige, gelangen kaum in zehn Jahren zu einem<lb/> friſchen Triebe, und am Ende werden ſie doch nichts<lb/> als niedrige und krumm gewachſene Staͤmme liefern<lb/> koͤnnen. Rechne ich nun dazu noch die Gewohnheit,<lb/> daß an den mehreſten Orten im ſechſten Jahre des<lb/> Zuſchlages Pferde und Schaafe, und im achten,<lb/> zehnten oder zwoͤlften alle Arten des Rindviehes in<lb/> dieſe Plaͤtze getrieben wurden, ſo wird ein jeder leicht<lb/> einſehen, daß dadurch die wenige Anzahl Reiſer, die<lb/> hin und wieder einzeln aus Saamenkoͤrnern aufge-<lb/> wachſen waren, und das, was ſich noch von den Laſt-<lb/> reiſern kuͤmmerlich erhalten hatte, voͤllig zu Grunde<lb/> gerichtet werden mußte.</p><lb/> <p>Der natuͤrliche Schluß war endlich bey der Be-<lb/> trachtung einer ſolchen Wirthſchaft, daß ein Buchen-<lb/> ort von einer Hauung zur andern ſchlechter werde,<lb/> und daß man ſich zu verwundern nicht Urſach haͤtte,<lb/> wenn niedrige abgenagte Staͤmme, oder die ſo ge-<lb/> nannte Kuhmaͤuler, nunmehro den Platz einnahmen,<lb/> auf dem ehemals das ſchoͤnſte Nutz: und Feuerholz<lb/> ſtand. So viele ſonſt herrliche, jetzt aber verwuͤ-<lb/> ſtete Waldungen, koͤnnen den traurigſten Beweis von<lb/> der Wahrheit dieſes Gedankens abgeben, und auch<lb/> noch zu unſern Zeiten dies fuͤr uns ſo ſchaͤdliche Ver-<lb/> fahren beſeufzen laſſen.</p><lb/> <fw place="bottom" type="sig">A 3</fw> <fw place="bottom" type="catch">In</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [5/0015]
doch ihre Gipfel einbuͤßten, da ſie von ihrem bisheri-
gen Schutze entbloͤßet, jedem rauhen und heftigen
Winde, dem Glatteiſe und Schneegeſtoͤber ausge-
ſetzt waren. Und wie konnte man auf das Wieder-
wachſen derjenigen kleinen Baͤume rechnen, davon
man die duͤnnen Zweige, oder Haare in Waſen ge-
bunden hatte? Es ſchlagen ſolche, der Erfahrung
nach, nur ſparſam von neuem aus, die ausgebroche-
nen Zweige, gelangen kaum in zehn Jahren zu einem
friſchen Triebe, und am Ende werden ſie doch nichts
als niedrige und krumm gewachſene Staͤmme liefern
koͤnnen. Rechne ich nun dazu noch die Gewohnheit,
daß an den mehreſten Orten im ſechſten Jahre des
Zuſchlages Pferde und Schaafe, und im achten,
zehnten oder zwoͤlften alle Arten des Rindviehes in
dieſe Plaͤtze getrieben wurden, ſo wird ein jeder leicht
einſehen, daß dadurch die wenige Anzahl Reiſer, die
hin und wieder einzeln aus Saamenkoͤrnern aufge-
wachſen waren, und das, was ſich noch von den Laſt-
reiſern kuͤmmerlich erhalten hatte, voͤllig zu Grunde
gerichtet werden mußte.
Der natuͤrliche Schluß war endlich bey der Be-
trachtung einer ſolchen Wirthſchaft, daß ein Buchen-
ort von einer Hauung zur andern ſchlechter werde,
und daß man ſich zu verwundern nicht Urſach haͤtte,
wenn niedrige abgenagte Staͤmme, oder die ſo ge-
nannte Kuhmaͤuler, nunmehro den Platz einnahmen,
auf dem ehemals das ſchoͤnſte Nutz: und Feuerholz
ſtand. So viele ſonſt herrliche, jetzt aber verwuͤ-
ſtete Waldungen, koͤnnen den traurigſten Beweis von
der Wahrheit dieſes Gedankens abgeben, und auch
noch zu unſern Zeiten dies fuͤr uns ſo ſchaͤdliche Ver-
fahren beſeufzen laſſen.
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