Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 3. Berlin, 1789.

Bild:
<< vorherige Seite

Während der Krankheit beräuchert man die Schaa-
se, nemlich man legt wollene Läppchens, etwas Pfer-
dehaare auf glühende Kohlen und räuchert damit den
Stall, worinnen die Schaafe stehen, wodurch die
Luft gereiniget wird.

Wenn die Schaafe an den Pocken krank, so ist
ihr Blut hitzig, deshalben das Aderlassen vorgenom-
men werden muß. Je kränker das Vieh ist, desto
stärker läuft ihr Blut, und wenn es genung ist, höret
es von selbst auf. Die Aderlässe geschehen an beiden
Adern des Kopfes längst herunter nach dem Gaumen-
bein, das sonst os palali genennet wird, und sich gegen
den Mund zurück in einen Ast beugen, der mit den
Kinnbacken hinauf an den Hals gebet. Gleich oben
vor der Stelle wo die Adern sich zurücke biegen, ge-
schiehet die Incision, mit dem Stilet, wo man queer
durch den Kopf unter dem Gaumenbein fähret, also
daß man auf einmahl die zur rechten und zur linken
liegende Adern öfnet, da dann das Blut durch die
Nasenlöcher und nicht durch die Oefnung läuft.

Man kann zwar die Adern an den Schaafen nicht
sehen, es kommt aber nur auf die Uebung an sie
mit den Fingern zu suchen, und den dünnesten Knor-
pel auszuforschen, der mit dem Stilet soll durch ge-
stossen werden: doch muß solches ein Lehrling anfangs
an einem solchen Schaafe versuchen das geschlachtet
werden soll, bis er geübt ist den Stich geschwind und
hurtig zu verrichten.

1) Ein Schäfer muß zwey bis drey solche Stilette
haben, das Instrument darf nicht über Zwerg gefüh-
ret werden, daß es die Adern nicht abschneide.

2) Die Ringsucht ist eine Krankheit, da sich
Feuchtigkeit in dem Gehirne setzet, so daß die Schaafe
den Kopf hängen, immer herunter gehen, als ob sie
dummlich wären, bis sie crepiren, hierzu ist nichts als
Aderlassen dienlich.

3) Wenn

Waͤhrend der Krankheit beraͤuchert man die Schaa-
ſe, nemlich man legt wollene Laͤppchens, etwas Pfer-
dehaare auf gluͤhende Kohlen und raͤuchert damit den
Stall, worinnen die Schaafe ſtehen, wodurch die
Luft gereiniget wird.

Wenn die Schaafe an den Pocken krank, ſo iſt
ihr Blut hitzig, deshalben das Aderlaſſen vorgenom-
men werden muß. Je kraͤnker das Vieh iſt, deſto
ſtaͤrker laͤuft ihr Blut, und wenn es genung iſt, hoͤret
es von ſelbſt auf. Die Aderlaͤſſe geſchehen an beiden
Adern des Kopfes laͤngſt herunter nach dem Gaumen-
bein, das ſonſt os palali genennet wird, und ſich gegen
den Mund zuruͤck in einen Aſt beugen, der mit den
Kinnbacken hinauf an den Hals gebet. Gleich oben
vor der Stelle wo die Adern ſich zuruͤcke biegen, ge-
ſchiehet die Inciſion, mit dem Stilet, wo man queer
durch den Kopf unter dem Gaumenbein faͤhret, alſo
daß man auf einmahl die zur rechten und zur linken
liegende Adern oͤfnet, da dann das Blut durch die
Naſenloͤcher und nicht durch die Oefnung laͤuft.

Man kann zwar die Adern an den Schaafen nicht
ſehen, es kommt aber nur auf die Uebung an ſie
mit den Fingern zu ſuchen, und den duͤnneſten Knor-
pel auszuforſchen, der mit dem Stilet ſoll durch ge-
ſtoſſen werden: doch muß ſolches ein Lehrling anfangs
an einem ſolchen Schaafe verſuchen das geſchlachtet
werden ſoll, bis er geuͤbt iſt den Stich geſchwind und
hurtig zu verrichten.

1) Ein Schaͤfer muß zwey bis drey ſolche Stilette
haben, das Inſtrument darf nicht uͤber Zwerg gefuͤh-
ret werden, daß es die Adern nicht abſchneide.

2) Die Ringſucht iſt eine Krankheit, da ſich
Feuchtigkeit in dem Gehirne ſetzet, ſo daß die Schaafe
den Kopf haͤngen, immer herunter gehen, als ob ſie
dummlich waͤren, bis ſie crepiren, hierzu iſt nichts als
Aderlaſſen dienlich.

3) Wenn
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0216" n="206"/>
        <p>Wa&#x0364;hrend der Krankheit bera&#x0364;uchert man die Schaa-<lb/>
&#x017F;e, nemlich man legt wollene La&#x0364;ppchens, etwas Pfer-<lb/>
dehaare auf glu&#x0364;hende Kohlen und ra&#x0364;uchert damit den<lb/>
Stall, worinnen die Schaafe &#x017F;tehen, wodurch die<lb/>
Luft gereiniget wird.</p><lb/>
        <p>Wenn die Schaafe an den Pocken krank, &#x017F;o i&#x017F;t<lb/>
ihr Blut hitzig, deshalben das Aderla&#x017F;&#x017F;en vorgenom-<lb/>
men werden muß. Je kra&#x0364;nker das Vieh i&#x017F;t, de&#x017F;to<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;rker la&#x0364;uft ihr Blut, und wenn es genung i&#x017F;t, ho&#x0364;ret<lb/>
es von &#x017F;elb&#x017F;t auf. Die Aderla&#x0364;&#x017F;&#x017F;e ge&#x017F;chehen an beiden<lb/>
Adern des Kopfes la&#x0364;ng&#x017F;t herunter nach dem Gaumen-<lb/>
bein, das &#x017F;on&#x017F;t <hi rendition="#aq">os palali</hi> genennet wird, und &#x017F;ich gegen<lb/>
den Mund zuru&#x0364;ck in einen A&#x017F;t beugen, der mit den<lb/>
Kinnbacken hinauf an den Hals gebet. Gleich oben<lb/>
vor der Stelle wo die Adern &#x017F;ich zuru&#x0364;cke biegen, ge-<lb/>
&#x017F;chiehet die Inci&#x017F;ion, mit dem Stilet, wo man queer<lb/>
durch den Kopf unter dem Gaumenbein fa&#x0364;hret, al&#x017F;o<lb/>
daß man auf einmahl die zur rechten und zur linken<lb/>
liegende Adern o&#x0364;fnet, da dann das Blut durch die<lb/>
Na&#x017F;enlo&#x0364;cher und nicht durch die Oefnung la&#x0364;uft.</p><lb/>
        <p>Man kann zwar die Adern an den Schaafen nicht<lb/>
&#x017F;ehen, es kommt aber nur auf die Uebung an &#x017F;ie<lb/>
mit den Fingern zu &#x017F;uchen, und den du&#x0364;nne&#x017F;ten Knor-<lb/>
pel auszufor&#x017F;chen, der mit dem Stilet &#x017F;oll durch ge-<lb/>
&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en werden: doch muß &#x017F;olches ein Lehrling anfangs<lb/>
an einem &#x017F;olchen Schaafe ver&#x017F;uchen das ge&#x017F;chlachtet<lb/>
werden &#x017F;oll, bis er geu&#x0364;bt i&#x017F;t den Stich ge&#x017F;chwind und<lb/>
hurtig zu verrichten.</p><lb/>
        <p>1) Ein Scha&#x0364;fer muß zwey bis drey &#x017F;olche Stilette<lb/>
haben, das In&#x017F;trument darf nicht u&#x0364;ber Zwerg gefu&#x0364;h-<lb/>
ret werden, daß es die Adern nicht ab&#x017F;chneide.</p><lb/>
        <p>2) Die Ring&#x017F;ucht i&#x017F;t eine Krankheit, da &#x017F;ich<lb/>
Feuchtigkeit in dem Gehirne &#x017F;etzet, &#x017F;o daß die Schaafe<lb/>
den Kopf ha&#x0364;ngen, immer herunter gehen, als ob &#x017F;ie<lb/>
dummlich wa&#x0364;ren, bis &#x017F;ie crepiren, hierzu i&#x017F;t nichts als<lb/>
Aderla&#x017F;&#x017F;en dienlich.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">3) Wenn</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[206/0216] Waͤhrend der Krankheit beraͤuchert man die Schaa- ſe, nemlich man legt wollene Laͤppchens, etwas Pfer- dehaare auf gluͤhende Kohlen und raͤuchert damit den Stall, worinnen die Schaafe ſtehen, wodurch die Luft gereiniget wird. Wenn die Schaafe an den Pocken krank, ſo iſt ihr Blut hitzig, deshalben das Aderlaſſen vorgenom- men werden muß. Je kraͤnker das Vieh iſt, deſto ſtaͤrker laͤuft ihr Blut, und wenn es genung iſt, hoͤret es von ſelbſt auf. Die Aderlaͤſſe geſchehen an beiden Adern des Kopfes laͤngſt herunter nach dem Gaumen- bein, das ſonſt os palali genennet wird, und ſich gegen den Mund zuruͤck in einen Aſt beugen, der mit den Kinnbacken hinauf an den Hals gebet. Gleich oben vor der Stelle wo die Adern ſich zuruͤcke biegen, ge- ſchiehet die Inciſion, mit dem Stilet, wo man queer durch den Kopf unter dem Gaumenbein faͤhret, alſo daß man auf einmahl die zur rechten und zur linken liegende Adern oͤfnet, da dann das Blut durch die Naſenloͤcher und nicht durch die Oefnung laͤuft. Man kann zwar die Adern an den Schaafen nicht ſehen, es kommt aber nur auf die Uebung an ſie mit den Fingern zu ſuchen, und den duͤnneſten Knor- pel auszuforſchen, der mit dem Stilet ſoll durch ge- ſtoſſen werden: doch muß ſolches ein Lehrling anfangs an einem ſolchen Schaafe verſuchen das geſchlachtet werden ſoll, bis er geuͤbt iſt den Stich geſchwind und hurtig zu verrichten. 1) Ein Schaͤfer muß zwey bis drey ſolche Stilette haben, das Inſtrument darf nicht uͤber Zwerg gefuͤh- ret werden, daß es die Adern nicht abſchneide. 2) Die Ringſucht iſt eine Krankheit, da ſich Feuchtigkeit in dem Gehirne ſetzet, ſo daß die Schaafe den Kopf haͤngen, immer herunter gehen, als ob ſie dummlich waͤren, bis ſie crepiren, hierzu iſt nichts als Aderlaſſen dienlich. 3) Wenn

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen03_1789
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen03_1789/216
Zitationshilfe: Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 3. Berlin, 1789, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen03_1789/216>, abgerufen am 23.11.2024.